Die Landkreisverwaltung hat die Funde gemeinsam mit der Ostalb-Archäologie GbR und dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart dokumentiert und so für die Nachwelt erhalten.
Am 12. Juni fiel mit dem ersten Spatenstich der Startschuss für den Neubau des zweiten Verwaltungsstandorts der Landkreisverwaltung in Aalen. Für rund 106 Mio. Euro werden auf dem Areal der ehemaligen Union-Werke bis Mitte 2027 zwei miteinander verbundene Verwaltungsgebäude mit 473 Büroarbeitsplätzen sowie eine Park- und Mobilitätsstation entstehen.
Mit Blick auf die Aalener Stadtgeschichte und die Siedlungsentwicklung hat das Landratsamt Ostalbkreis die Tiefbauarbeiten auf dem Gelände durch das Fachbüro Ostalb-Archäologie aus Neresheim archäologisch begleiten lassen. Bei den Arbeiten konnten tatsächlich noch Mauerreste, die im Zusammenhang mit der ehemaligen Oberen (Dorf-)Mühle stehen, sowie Reste des zugehörigen Mühlgrabens gefunden und dokumentiert werden. Der Mühlgraben wird allerdings beeinträchtigt durch einen modernen in Holz gefassten Kanal. Im Graben wurden zudem einige sehr schöne frühneuzeitliche Gegenstände, wie ein gepunzter Silberbecher, eine Silbermünze im Wert vom 3 Kreuzern aus dem Jahr 1644, zwei Klappmesser und diverse Blei- und Eisenobjekte entdeckt. Nicht zu vergessen ist auch ein Zirkel, der bereits im Juli aus dem Graben an der östlichen Grabungsgrenze geborgen wurde.
Die sogenannte Obermühle wird 1473 erstmals schriftlich genannt, mit großer Wahrscheinlichkeit ist sie jedoch mit der im Jahr 1300 urkundlich erwähnten Mühle des ellwangischen Meierhofs in Aalen identisch. Nach einem zeitweisen Niedergang wird der Mühlbetrieb 1651 wiederaufgenommen und bis ins 19. Jahrhundert als Öl-, Gips- und Sägemühle fortgeführt. 1873 geht die Mühle schließlich in der sogenannten Wichsefabrik, den späteren Union-Werken, auf.
Die geborgenen Objekte wurden zunächst von der Firma Ostalb-Archäologie in Verwahrung genommen. Sie werden nun einer genaueren Bestimmung bzw. Datierung unterzogen und für die Abgabe im Zentralen Fundarchiv in Rastatt archivfähig aufbereitet. Da die Aushubarbeiten bereits tief unten im Talkies angelangt sind, gehen die Archäologen von keinen weiteren Funden aus, sodass das Landesamt für Denkmalpflege das Baufeld freigeben konnte. Die Mauer- und sonstigen Reste wurden entfernt und die Tiefbauarbeiten für das zweite Landratsamt werden nun fortgeführt.
Foto: Drohnenaufnahme des Union-Areal mit der Fundstelle (jpg, 1 MB)
Foto: Fundgegenstände (jpg, 4 MB)
Quelle: Ostalb-Archäologie GbR Neresheim