Das Naturschutzgebiet Venusberg bei Aidlingen feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Durch die Unterschutzstellung im Jahr 1985 hat das Regierungspräsidium Stuttgart die größten Heideflächen des Landkreises Böblingen dauerhaft gesichert. Sie sind durch Beweidung entstanden und werden durch sie erhalten.
Das Naturschutzgebiet Venusberg im Landkreis Böblingen besteht nun seit 40 Jahren. Anlass für die Unterschutzstellung im Jahr 1985 war, dass dieses Gebiet die größten Heideflächen des gesamten Landkreises aufweist. Auf diesen Heideflächen treibt der Schäfer seine Schafe im April oder Mai vom Hof auf den Venusberg. Bis Oktober haben dann rund 700 Schafe Zeit, die Heiden in Form zu bringen und eindringende Gehölze zurückzuhalten. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Landschaftspflege und bereiten den Lebensraum für zahlreiche licht- und wärmebedürftigen Tier- und Pflanzenarten, darunter Kuhschelle, Enzian-, Orchideen- und zahlreiche Schmetterlingsarten. Es sind die Arten, die den Venusberg für Besucher so attraktiv machen, da es sie andernorts nicht mehr gibt. Die Kuhschelle, deren Blüten in halb geschlossenem Zustand an ein Kuhglöckchen erinnern, blüht schon sehr früh im Jahr. Jetzt im Sommer fruchtet die Pflanze. Ihre Stängel und Narben sind dann stark verlängert und ähneln einem „Hexenbesen“ im Kleinformat.
Schmetterlinge haben jetzt Hochsaison: Der Schachbrettfalter beispielsweise flattert zwischen Juni und August auf den Wacholderheiden des Venusbergs umher. Er ist an seinem schachbrettartigen, schwarzweißen Muster auf den Flügeloberseiten zu erkennen und saugt mit Vorliebe Nektar von violetten Blüten. Seine Raupe frisst an der Aufrechten Trespe und anderen Gräsern. Die Eiablage erfolgt an älteren Grashalmen.
Regierungspräsidentin Susanne Bay betonte: „Die ganz besondere Natur und Landschaft des Venusbergs sind geprägt von der Schafbeweidung und wären ohne den selektiven Biss der Vierbeiner bei weitem nicht so attraktiv. Umso mehr freut es mich, dass sich der neue Schäfer mit seinen Tieren gut in das Gebiet eingefunden hat. Die Beweidung in einem so stark besuchten Gebiet ist eine Herausforderung, denn nicht alle Besucherinnen und Besucher halten sich an die Regeln oder bringen das erforderliche Verständnis auf.“
Schäferei: Verantwortungsvoller Job und gut fürs Naturschutzgebiet
Zur Beweidung stellt der ansässige Schäfer Koppeln aus mobilen Weidezäunen auf, die er häufig versetzt. Die Zaunpfosten in dem harten Boden zu verankern ist aufgrund des festen Bodens jedes Mal ein Kraftakt. Die strombewehrten Zäune sind aber zum Schutz der Schafe nötig, denn leider nehmen nicht alle Besucherinnen und Besucher ihre Hunde im Naturschutzgebiet an die Leine oder halten ausreichenden Abstand. Der Venusberg ist so sehr von Wegen zerschnitten, dass diese zum Teil auch mit eingezäunt werden müssen, da sonst die Fläche zu klein wäre. Dennoch zieht der Schäfer ein positives Fazit. Er freue sich auf die Weidesaison und tausche sich auch gerne mit den Menschen vor Ort aus. Das Regierungspräsidium Stuttgart und die Gemeinde Aidlingen sind ebenfalls zufrieden: Der neue Schäfer setzt die Beweidung erfolgreich fort und der Venusberg bleibt eines der schönsten und gepflegtesten Naturschutzgebiete des Heckengäus.
Hintergrundinformationen:
Seit letztem Jahr sind der Schäfer Philip Häberle und seine rund 700 Schafe mitverantwortlich für die Gesundheit der Heideflächen. Von seinem Hof in Simmozheim aus treibt er nun jedes Jahr im April oder Mai seine Tiere in Richtung Venusberg.
Der Venusberg ist mit einer Fläche von 115 Hektar das größte Naturschutzgebiet im Landkreis Böblingen. Das Regierungspräsidium Stuttgart hat das aus sechs eng verbundenen Teilflächen bestehende Gebiet 1985 unter dem offiziellen Namen „Venusberg-Wolfsäcker-Besental/Halde“ ausgewiesen. Schutzzweck ist die Erhaltung und Pflege der reich strukturierten Landschaft mit Wacholderheide, Wald- und Wiesenflächen, Hecken und Steinriegeln (aus den früheren Äckern ausgelesene Steine). Im Frühjahr blühen im Schutzgebiet Kuhschelle, Frühlings-Fingerkraut, Schlehe und Weißdorn. Im Frühsommer entfalten sich Orchideenarten, etwa Helm-Knabenkraut und Bocks-Riemenzunge. Eine Vielzahl an Vögeln (zum Beispiel Neuntöter), Schmetterlingen (zum Beispiel Schachbrettfalter) und Wildbienen bewohnt den Venusberg. Der Venusberg gehört wegen seiner ökologisch wertvollen Lebensräume und europaweit geschützten Tierarten zum europaweiten Naturschutznetz Natura 2000.
Hinweise für Besuchende:
Der Venusberg ist ein beliebtes Ausflugsziel und darf an Wochentagen auf der kleinen Verbindungsstraße zwischen Aidlingen und Lehenweiler durchfahren werden. Im Naturschutzgebiet verlassen Besucherinnen und Besucher verbotenerweise immer wieder die Wege, Pflanzen werden gepflückt und Hunde laufen frei herum. Deshalb bitten wir alle Erholungsuchenden: Informieren Sie sich vor Ort auf den Informationstafeln des Regierungspräsidiums über die dortigen Verhaltensregeln und verwenden Sie die auf der Tafel dargestellten Wanderwege. Zum Schutz von Wild- und Weidetieren müssen Hunde an der Leine geführt werden.
Ein Naturerlebnispfad für Kinder und Erwachsene führt auf bequemen Wegen durch die Wacholderheide auf dem Venusberg. Mit seinen interaktiven Elementen macht er das Erleben der Natur noch bewusster und unterhaltsamer.
Publikationen:
Das Faltblatt „Naturschutzgebiet Venusberg“, das auch eine Karte mit Wanderwegen und Parkplätzen enthält, ist über das Regierungspräsidium Stuttgart kostenlos erhältlich. Interessierte können sich dafür per E-Mail an piroschka.haasis@rps.bwl.de wenden.
Eine digitale Version des Faltblatts ist auf der Internetseite des Regierungspräsidiums Stuttgart unter Service > Publikationen > Falt- und Informationsblätter zu Naturschutzgebieten und Lehrpfaden > Faltblatt Naturschutzgebiet Venusberg erhältlich.
Anlagen:
Bild 1: Die Heideflächen im Naturschutzgebiet Venusberg werden durch Schafbeweidung offengehalten. Foto: RP Stuttgart/Dagmar Mödinger (jpg, 4,2 MB)
Bild 2: Die Gewöhnliche Kuhschelle ist eine der wertgebenden Pflanzenarten im Naturschutzgebiet Venusberg. Foto: RP Stuttgart/Dagmar Mödinger (jpg, 2,3 MB)
Bild 3: Das Naturschutzgebiet Venusberg ist reich an Insekten. Hier saugt ein Schachbrettfalter an einer Witwenblume Nektar. Foto: RP Stuttgart/Dagmar Mödinger (jpg, 494 KB)