Im Europäischen Kulturerbejahr ECHY 2018 hat das Landesamt für Denkmalpflege ein Schlüsselprojekt der europäischen Stadtbaugeschichte unter Denkmalschutz gestellt. Der markante Turm („cork“ = Korken) der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart ist das sprichwörtliche Gegenüber zur Rotunde der Neuen Staatsgalerie („bottle“).
Regierungspräsident Wolfgang Reimer, zu dessen Haus das Landesamt für Denkmalpflege gehört, freute sich darüber, dass Stuttgart nun um ein beeindruckendes Kulturdenkmal reicher ist: „Stuttgart hat mit Stirlings Kulturbauten ein einzigartiges Dokument der Bau- und Stadtbaugeschichte innerhalb Baden-Württembergs und im internationalen Maßstab, das nun auch als junges Kulturdenkmal geschützt ist.“ James Stirling stellte Ende der 1980er Jahre seine virtuose städtebauliche Gesamtplanung für die Kulturmeile unter das griffige Motto „bottle and cork“.
Auch Hauptkonservator Martin Hahn vom Landesamt für Denkmalpflege fand lobende Worte und unterstrich dies denkmalschutzfachlich so: „Die Stuttgarter Kulturmeile mit Neuer Staatsgalerie, Kammertheater, der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg ist ein seltenes Gesamtkunstwerk der postmodernen Architektur und Stadtplanung, ein Exempel mit internationalem Rang. Zeittypische Ideen von zeichenhaften und figürlichen Architekturlandschaften, wie sie für das Schaffen des Architekten James Stirling kennzeichnend sind, kommen hier anschaulich zum Ausdruck.“
Die gestalterische Einheit zwischen dem ersten Teil der Kulturmeile mit der Neuen Staatsgalerie und der späteren Erweiterung ist insbesondere in den Materialien Naturstein, also dem Cannstatter Travertin und dem Weiler Sandstein, und vielen bunten Stahlelementen zu sehen. Die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst wurde 1992-96 noch unter der Regie von Stirling geplant und besticht durch die intensive architektonische Durchdringung von der Großform bis ins Detail. Der Flügel an der Konrad-Adenauer-Straße – ursprünglich als Theaterakademie gedacht und 1999 dann zum Haus der Geschichte Baden-Württemberg verwendet – vollendet 2001 das städtebauliche Ensemble im Eigentum des Landes nach Plänen von Michael Wilford und Manuel Schupp.
Die Kulturmeile hat damit eine fast 25-jährige Planungs- und Baugeschichte. „Gerade dieses Festhalten an einer künstlerisch herausragenden städtebaulichen und gestalterischen Grundidee im Rahmen der Stadtplanung in Stuttgart ist es wert, bewahrt zu werden“, so Annette Ipach-Öhmann, Direktorin des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg und damit baulich zuständig für das Ensemble. Auch die Nutzer, also das Haus der Geschichte und die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HDMK), freuen sich über die Anerkennung: „Wir sind stolz auf diese Auszeichnung und haben das Gebäude in den vergangenen Jahrzehnten immer sorgfältig gepflegt und neuen Nutzungen angepasst“, kommentiert Christof Wörle-Himmel, Kanzler der HMDK Stuttgart. Für Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg ändert sich durch den Denkmalschutz nicht viel: „Wir können unsere Ausstellung im Inneren der postmodernen Hülle weiter frei nach unseren Vorstellungen gestalten. Das ist auch wichtig für ein lebendiges Museum.“
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