Pressemitteilung

Heimatpflege im Regierungsbezirk Stuttgart | Arbeitskreis Heimatpflege zeichnet ehrenamtliches Engagement aus: Ehrennadel 2023

Regierungspräsidentin Susanne Bay: „Kultureller Austausch stiftet Identität und leistet einen wichtigen Beitrag für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft“

Konrad Epple (MdL), Reinhard Knoblich, Hans-Jürgen Sostmann, Wilfried Kapp, RP'in Susanne Bay, OB Dr. Stefan Belz

Konrad Epple (MdL), Reinhard Knoblich, Hans-Jürgen Sostmann, Wilfried Kapp, RP'in Susanne Bay, OB Dr. Stefan Belz

Regierungspräsidentin Susanne Bay und der Vorsitzende des Arbeitskreises Heimatpflege, Konrad Epple MdL, haben heute Abend (31. Juli 2023) die Ehrennadel des Arbeitskreises Heimatpflege im Regierungsbezirk Stuttgart e. V. verliehen. Geehrt wurden Personen, die sich in besonderer Weise um die Heimatpflege verdient gemacht haben. Die Veranstaltung fand im Europasaal des Regierungspräsidiums Stuttgart in Stuttgart-Vaihingen statt.

„Viele Bürgerinnen und Bürger tragen mit großem ehrenamtlichem Engagement zur Pflege unserer kulturellen Heimat bei. Gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit ist es besonders wichtig, eine Heimat zu haben. Heimat ist auch das Gefühl, Halt zu haben und Zusammenhalt zu spüren“, sagte Regierungspräsidentin Susanne Bay beim Festakt für die sieben geehrten Personen.

Gleichzeitig hob Bay die Wichtigkeit des Ehrenamts hervor: „Ohne freiwillige ehrenamtliche Arbeit wären wir um ein Stück Kultur ärmer. Deswegen danke ich allen Ausgezeichneten herzlich für ihr Engagement. Sie haben sich in besonderem Maße durch ihr Wirken um unsere Heimat verdient gemacht. Ihr Engagement wirkt identitätsstiftend und dient der Vermittlung dessen, was für uns Heimat bedeuten kann.“

In ihrer Rede betonte die Regierungspräsidentin, dass Heimat nichts Gestriges, nichts Überholtes oder etwas im Zeitenwandel Versunkenes sei – und auch nichts Ausschließendes. „‚Heimat‘ ist ein Inbegriff von Nähe und Vertrautheit, gibt Halt im Auf und Ab der Geschichte und bietet Basis und Orientierung zugleich. Sie hat sich geformt durch kulturelle Errungenschaften, oft einen besonderen Dialekt, gemeinsam entwickelte Mentalität, durch gemeinsam Erlebtes und auch Erlittenes und auch durch gemeinsam definierte Werte. Doch bedeutet dies alles nicht Enge. Heimat muss auch offen sein für Neues und Fremdes. Wir sollten nie vergessen, dass gerade Deutschland – unsere Heimat im Herzen Mitteleuropas – seit Jahrhunderten Migration und Integration erlebt. Es ist wichtig, Neuem und Ungewohntem mit Respekt und Toleranz zu begegnen – denn vieles, worauf wir in unserer Heimat stolz sind, gibt es nur, weil seit Jahrhunderten immer wieder Neues eingebracht wurde“, so Bay.

Ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet

In diesem Jahr zeichnet der Arbeitskreis Heimatpflege im Regierungsbezirk Stuttgart e. V. zum 22. Mal Personen aus, die sich auf lokaler oder regionaler Ebene auf vielfältige Weise in der Heimatpflege besonders engagiert haben.

Die in diesem Jahr verliehene Auszeichnung erhielten Frau Dr. Ingrid Helber (Balingen-Frommern), Frau Inge Münzenmaier (Bietigheim-Bissingen), Herren Wilfried Kapp, Reinhard Knoblich, Hans-Jürgen Sostmann (alle Böblingen), Herr Paul Möhrer (Mundelsheim), Herr Ulrich Sauerborn (Essingen).

„Es ist mir sehr wichtig, auch diejenigen, die wir heute nicht auszeichnen konnten, zu ermutigen, mit ihrem ihr guten Werk fortzufahren. Auch Ihnen allen gilt mein persönlicher Dank“, sagte die Regierungspräsidentin.

Informationen zu den Geehrten

Dr. Ingrid Helber

Die Balinger Historikerin und Kunsthistorikerin Dr. Ingrid Helber kennt die Balinger Geschichte wie ihre Westentasche. Sie ist Autorin, Stadtführerin, hält Vorträge und ist darüber hinaus seit vielen Jahren im Schwäbischen Albverein aktiv.

Seit 2001 ist sie Referentin in der Ausbildung zur zertifizierten Wanderführerin beziehungsweise zum zertifizierten Wanderführer. Bei dieser Aufgabe stellt sie den angehenden Wanderführerinnen und Wanderführern die verschiedenen Baustile in der Region vor und schafft es spielend, ihre eigene Begeisterung für diese Themen in Theorie und Praxis weiterzugeben. Dadurch versetzt sie die angehenden Wanderführerinnen und Wanderführer in die Lage, bei eigenen Führungen das Gelernte an die Wanderteilnehmerinnen und -teilnehmer weiterzugeben. Selbst während der Corona-Einschränkungen hat Frau Dr. Ingrid Helber sich weiter engagiert und während der Lockdowns ihre Vorträge online gehalten.

Außer dieser ehrenamtlichen Tätigkeit im Schwäbischen Albverein ist Dr. Ingrid Helber Autorin und Herausgeberin mehrerer Bücher zu Kunst- und Kulturdenkmalen im Zollernalbkreis. Sie ist Stadtführerin in Balingen und Ebingen sowie in anderen Orten, hält Vorträge zur Industriearchitektur, zum Fachwerkbau, zur Kostümgeschichte und zu Baustilen. Außerdem war sie viele Jahre Kuratorin in der Kunstsammlung Hellmuth Uhrig im Kloster Kirchberg, in Sulz am Neckar, in der Stadtgeschichtlichen Sammlung Ebingen.

Inge Münzenmaier

Frau Inge Münzenmaier ist seit Jahrzehnten besonders im Bereich Natur- und Landschaftsschutz, der Pflege von flächendeckenden Naturdenkmalen und im Einsatz für den Erhalt und die Erfassung von bedrohten Pflanzenarten für den Schwäbischen Albverein OG Bietigheim aktiv.

Ein ganz besonderes Anliegen waren ihr dabei die regelmäßige landschaftspflegerische Maßnahme auf dem Halbtrockenrasengebiet am Hirschberg mit 0,36 Hektar Fläche, die sie zusammen mit ihrem zwischenzeitlich verstorbenen Ehemann koordinierte. Dazu gehört das zweimal jährliche Abmähen und Abräumen des Grases sowie der schnellwuchernden Pflanzen durch die Ortsgruppe in Zusammenarbeit mit der Stadtgärtnerei, um die dort speziell gedeihenden Trockenrasenpflanzen wie die Küchenschelle, die Karthäusernelke und die Hummelragwurz, eine Orchideenart, zu erhalten.

Wilfried Kapp, Reinhard Knoblich, Hans-Jürgen Sostmann
(AG Böblinger Flughafengeschichten, Böblingen)

Die „AG Böblinger Flughafengeschichten“ mit den drei Heimatforschern Wilfried Kapp, Reinhard Knoblich und Hans-Jürgen Sostmann beschäftigt sich seit 2009 ehrenamtlich mit der Geschichte des alten Böblinger Flughafens, der 13 Jahre auch der Landesflughafen von Stuttgart war. Auf der von ihnen betreuten Internetseite flughafenbb.com wird nicht nur über dessen Geschichte seit 1915 berichtet, sondern auch über den „Böblinger Tellerrand“ hinaus. Von den Menschen, die auf dem Böblinger Flughafen tätig waren, wird daher, soweit es möglich ist, der ganze Lebensweg erzählt – einschließlich der Stationen außerhalb Böblingens.

Die Fliegerei stellt ein wichtiges Kapitel der Böblinger Stadtgeschichte dar und führte zur Ansiedlung von Firmen, die sich mit der Entwicklung von Flugzeugen beschäftigten. Hier ist beispielsweise die weltbekannte Firma Hanns Klemm zu nennen, die mit ihrer Entwicklung von Leichtflugzeugen großen internationalen Erfolg hatte und deren Flugzeuge von bekannten Persönlichkeiten wie Elly Beinhorn, Ernst Udet oder Heinz Rühmann geflogen wurden. Die Geschichte rund um den alten Böblinger Flughafen haben die drei Herren Kapp, Knoblich und Sostmann akribisch erforscht und dokumentiert.

Paul Möhrer

Herr Paul Möhrer setzt sich seit vielen Jahren für die Mundelsheimer Kilianskirche ein, die zu den bedeutendsten Kirchen im Regierungsbezirk zählt. Insbesondere die aus gotischer Zeit überlieferten Wandmalereien machen die Kirche besonders wertvoll. Mit viel persönlichem Engagement wurde die Kirche grundlegend saniert und die Wandmalereien liebevoll aufgearbeitet und konserviert. Diese Leistung ist im Wesentlichen Verdienst von Herrn Paul Möhrer. Er hat die Sanierung angestoßen, unzählige Termine koordiniert, Spenden- und Fördergelder akquiriert und eine eigene Weinlinie mit Auszügen der Wandmalereien als Etiketten ins Leben gerufen.

Bis heute leitet Paul Möhrer Führungen in der Kilianskirche und kümmert sich darum, dass das Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung in einem guten Zustand und nachfolgenden Generationen als Zeugnis der Heimatgeschichte erhalten bleibt. Er selbst erläutert sein Engagement mit den Worten: „Die jüdisch-christliche Geschichte ist und war die Seele Europas. Je mehr wir diese verlieren, desto mehr verlieren wir uns selbst.“

Ulrich Sauerborn

Herr Ulrich Sauerborn leitet seit seiner Gründung im Jahr 1985 den Verein Geologengruppe Ostalb e. V., der auf das Jahr 1961 und die Initiative des Aalener Naturforschers Fritz Sauter zurückgeht. Von Ulrich Sauerborn gingen viele Impulse aus, um die einzigartige geologische Formation der Schwäbischen Alb über das Fachpublikum hinaus bekannt zu machen.

Der Geologengruppe Ostalb e. V. widmet sich der Erforschung und Vermittlung des reichen geologischen Erbes der Schwäbischen Alb mit Schwerpunkt Region Aalen. Zu diesem Zweck sammelt und präpariert Ulrich Sauerborn nicht nur Fossilien und Mineralien, sondern befasst sich auch mit wissenschaftlichen Untersuchungen und Forschungen. Jährlich informiert der Verein über neueste Erkenntnisse der Geologie, Mineralogie und Paläontologie mit einem breiten Angebot an Vorträgen, Exkursionen und Seminaren. Zudem betreuen die Mitglieder ehrenamtlich das Urweltmuseum der Stadt Aalen. Dort stehen Präparationsräume für Fossilien und eine kleine Fachbibliothek kostenlos zur Verfügung.