Pressemitteilung

Herrenberg: Verabschiedung von Oberbürgermeister Thomas Sprißler nach zwei Amtszeiten

Regierungsvizepräsidentin Sigrun von Strauch dankt Thomas Sprißler für dessen Amtszeit und die gute Zusammenarbeit

Regierungsvizepräsidentin Sigrun von Strauch bei Ihrer Rede zur Verabschiedung von Oberbürgermeister Thomas Sprißler
Regierungsvizepräsidentin Sigrun von Strauch bei Ihrer Rede zur Verabschiedung von Oberbürgermeister Thomas Sprißler

Heute Abend (16. Februar 2024) wurde Herrenbergs Oberbürgermeister, Thomas Sprißler, nach 16 Jahren Amtszeit verabschiedet. Regierungsvizepräsidentin Sigrun von Strauch bedankte sich persönlich bei ihm für dessen Einsatz und die gute Zusammenarbeit.

Gerne stellen wir Pressevertreterinnen und Pressevertretern die Rede von Regierungsvizepräsidentin von Strauch zur Verfügung – es gilt das gesprochene Wort:

„Heute treten Sie, lieber Herr Oberbürgermeister Sprißler, in einer Ihnen unbekannten Rolle in Erscheinung und später noch ans Rednerpult. Sie sind nicht der Verabschiedende, sondern der zu Verabschiedende. Ein kleines zusätzliches Wort, das einen riesigen Unterschied macht. Heute werden Sie nach 16 Jahren im Dienst der Stadt Herrenberg und nach fast 30 Jahren als Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister aus Ihrem Amt verabschiedet. So ganz verabschieden Sie sich aus der Kommunalpolitik aber nicht, denn Sie werden bei der anstehenden Kommunalwahl erneut für den Kreistag kandidieren.

Der heutige Tag ist für Sie sicherlich geprägt von Emotionen. Sie verabschieden sich nicht nur von Ihrer langjährigen Tätigkeit, von geschätzten Menschen, von mancher liebgewonnenen Gewohnheit und auch von manchem, was Sie womöglich nicht wirklich vermissen werden. Sie verabschieden sich auch von den über 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Verwaltung, die für Sie auch Gefährten auf Ihrem beruflichen Weg waren. Heute liegt also Veränderung in der Luft. Veränderung für Ihre Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung und in der Kommunalpolitik, den Ehrenamtlichen in den Vereinen und Organisationen und für Ihre Partnerin und Ihre Familie – aber natürlich ganz besonders für Sie.

An einem Tag wie heute blicken wir auf das Geschehene und das Erreichte. Ich möchte gerne in der gebotenen Kürze etwas zu Ihren beruflichen Stationen sagen. Im Jahr 1990 haben Sie als Kämmerer in Mötzingen unmittelbar nach dem Studium an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg begonnen; Sie waren damals der einzige Mitarbeiter im gehobenen Dienst in der Gemeinde. Damit hatten Sie schon als Berufsanfänger sehr viel Verantwortung. Sie haben sich das bewusst ausgesucht. Denn für Sie war schon sehr früh klar, dass Sie sich Verantwortung wünschen und sich auch eine Tätigkeit als Bürgermeister vorstellen können.

Vor ziemlich genau 30 Jahren wurden Sie dann auch erstmals zum Bürgermeister gewählt - damals noch in der Gemeinde Mötzingen. Sie haben die Zeit in Mötzingen genossen und konnten die Menschen mitnehmen und mit ihnen vieles anstoßen. 2007 sind Sie den nächsten Schritt in Ihrer beruflichen Entwicklung gegangen. Sie haben die Möglichkeit gesehen, sich auch hier in Herrenberg gut einzubringen und die Chance ergriffen. In Ihrer Zeit als Oberbürgermeister in Herrenberg haben Sie viele Projekte auf den Weg gebracht und auch vollendet. Sie haben viel in den Ausbau der Schulen investiert mit dem Einstieg in die Ganztagesbetreuung, in Ihrer Amtszeit wurden auch über 400 Kita-Plätze geschaffen.

Eines hat Ihre Amtszeiten und Ihr Selbstverständnis der Rolle eines Bürgermeisters bzw. Oberbürgermeisters besonders geprägt: Die Gemeinschaft zu stärken lag Ihnen immer sehr am Herzen. Ihnen war es stets ein Anliegen, den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, mitzugestalten, sich mit dem Leben in der Stadt zu identifizieren und Verantwortung zu übernehmen. Diese Kultur des Miteinanders haben Sie vom ersten Tag an gelebt. Bereits zu einer Zeit, als Bürgerbeteiligung noch nicht im Fokus stand – in den 90er Jahren –, haben Sie das in Mötzingen schon begonnen. Und auch in Herrenberg haben Sie eine beeindruckende Entwicklung in Gang gesetzt – hin zu einer Mitmachstadt, in der das Engagement der Bürgerinnen und Bürger eine bedeutende Rolle spielt. Gleich zu Beginn Ihrer Amtszeit haben Sie den Beteiligungsprozess Herrenberg 2020 begonnen. In einem partizipativen Prozess wurden alle Bereiche bearbeitet, die das Leben in der Stadt Herrenberg beeinflussen. Damit wurde ein zentraler Grundstein für die Entwicklung gelegt.

Gerade in den heutigen Tagen, in denen Hunderttausende Menschen für unsere Demokratie – auch hier in Herrenberg – auf die Straßen gehen – gehen müssen (!), ist es wichtig zu betonen, dass das Fundament unserer Gesellschaft in den einzelnen Städten und Gemeinden liegt. Sie sind die Keimzellen der Demokratie! Hier, auf lokaler Ebene, haben die Bürgerinnen und Bürger die unmittelbarste Möglichkeit, an Entscheidungsprozessen mitzuwirken, ihre Ideen einzubringen und gemeinsam mit Mut und Zuversicht die Weichen für die Zukunft zu stellen und mitzugestalten. Die Demokratie, die in unseren Städten und Gemeinden wurzelt, ist das Herzstück unseres Gemeinwesens. Dieses wird getragen von vielen Menschen, die sich auf vielfältige Weise engagieren und einsetzen, damit unser Zusammenleben gelingt. Im Ehrenamt in Vereinen, Verbänden und Initiativen, in der Kommunalpolitik in vielen Ebenen, durch Unternehmerinnen und Unternehmern, die Arbeitsplätze schaffen und die lokale Wirtschaft stärken, durch Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer, die die nächste Generation begleiten und durch Menschen in der Verwaltung, die schauen, das alles läuft. Aber auch durch jede und jeder Einzelne, die oder der durch Präsenz und Engagement das soziale Gefüge hier konkret in Herrenberg stärkt. Wir dürfen nie vergessen, dass es die Vielfalt der Meinungen und die aktive Beteiligung jedes Einzelnen sind, die unsere Demokratie und Gesellschaft stark, vielfältig und lebendig machen.

Dabei war Ihnen auch immer wichtig, die Stadt Herrenberg als Einheit zu sehen - ohne die Besonderheiten der Kernstadt und der sieben Stadtteile aus Blick zu verlieren. Die durch einen Bürgerentscheid von einer breiten Mehrheit getragene Abschaffung der unechten Teilortswahl ging einher mit einer Stärkung der Ortschaftsräte und einer verbesserten Mitsprache in den Gremien des Gemeinderates. Dies ist ein gutes Beispiel für Ihre Vorgehensweise: Menschen mitnehmen, zuhören, Kompromisse finden und eine Lösung finden, die das Ganze im Blick hat. Dies zeigte sich auch bei zwei sehr schwierigen Diskussionen während Ihrer Amtszeit: die geplante Einrichtung einer LEA in Herrenberg und die Zukunft des Krankenhauses. Gerade bei schwierigen Themen haben Sie die Menschen an einen Tisch geholt und dabei immer die gesamten Aspekte in die Entscheidungen einbezogen. Während solcher Prozesse mussten Sie oftmals viel Kritik einstecken. Die Ergebnisse geben Ihnen aber recht und Sie waren für den Kreis, das Regierungspräsidium und das Land immer ein verlässlicher, in der Sache mitunter harter, aber fairer Verhandlungspartner.

Daher war und ist Ihr Einsatz, lieber Herr Oberbürgermeister, für die Partizipation der Bevölkerung, also die aktive Einbeziehung der Menschen in die Gestaltung ihrer Stadt, so wichtig. Bei der Stadt Herrenberg alleine waren es über 200 Bürgerprojekte.

Dabei waren kleine und große Projekte wie der Biotopverbund, bei dem Herrenberg die Pilotkommune im Landkreis Böblingen war, der Jerg-Rathgeb Skulpturenpfad, der Streuobstlehrpfad über 7 Stadtteile hinweg, der interkulturellen Garten in der Stadtmauer oder auch die Downhillstrecke, die Jugendliche über zwei Jahre erarbeitet und errichtet haben. Diese jungen Menschen zu begleiten hat Ihnen besonders Spaß gemacht und sie haben auch ihr Durchhaltevermögen bewundert. Durch diverse Beteiligungsformate und offene Diskussionen haben Sie eine Atmosphäre geschaffen, in der die Stimme eines jeden gehört wird.

Diese Erdung und dieser Respekt vor der Leistung und den Argumenten jedesMenschen hat Ihre Amtsführung ausgezeichnet. Sie haben als Oberbürgermeister bei der Weiterentwicklung „Ihrer“ Stadt, die Sie engagiert und beharrlich vorangetrieben haben, die Menschen aus tiefster Überzeugung mitgenommen. Dabei sind Sie stets für Ihre Werte eingetreten und haben die Bedeutung von Gemeinschaft und Zusammenhalt vorgelebt. Dass Ihre Arbeit bei den Menschen angekommen ist, konnte man auch daran sehen, dass Sie jeweils ohne Gegenkandidaten mit großer Mehrheit wiedergewählt wurden. Für Ihre Lebensleistung als Kommunalpolitiker, insbesondere Bürgermeister und Oberbürgermeister möchte ich Ihnen – auch im Namen von Frau Regierungspräsidentin Bay herzlich danken.

Lieber Herr Oberbürgermeister Sprißler, Sie haben mir gesagt, dass Sie nicht weggehen, sondern hin zu etwas Neuem. Diese Entscheidung haben Sie getroffen, weil Sie nochmal etwas ganz Neues machen möchten. Sie steigen in das Unternehmen Ihrer Partnerin ein und möchten beratend im Bereich der Führungskräfteentwicklung tätig sein, um all Ihre Erfahrung einbringen zu können. Sie haben auch in Ihrer Amtszeit als Oberbürgermeister vieles im Bereich der Führungskräfteentwicklung auf den Weg gebracht. Für Ihren neuen Lebensabschnitt wünsche ich Ihnen im Namen von Frau Regierungspräsidentin Bay, der Kolleginnen und Kollegen des Regierungspräsidiums Stuttgart, aber auch ganz persönlich alles Gute, vor allem beste Gesundheit und bei den künftigen Aufgaben – welche auch immer es sein werden -  viel Freude, Kreativität und Tatkraft. Und ich wünsche Ihnen auch weniger Abendtermine, dass Sie sich mehr Zeit nehmen können für Sport und sowohl im Winter als auch im Sommer in die Berge gehen können. Vielen Dank.“

Bild 1 (jpg, 2.7 MB)
Bild 2 (jpg, 4.4 MB)
Quelle: Tatjana Vecsey / Stadt Herrenberg