Die Hochwasserschutzmaßnahmen in Wendlingen am Neckar wurden seit 2020 in drei Bauabschnitten erneuert und sind nun fertiggestellt. Ziel der Maßnahmen ist der Schutz vor einem hundertjährlichen Neckarhochwasser. Insgesamt wurden rund 10 Millionen Euro investiert.
Die zwischen der Autobahnbrücke und der Ulrichsbrücke auf der in Fließrichtung rechten Neckarseite liegenden Hochwasserschutzeinrichtungen in Wendlingen am Neckar wurden seit April 2023 ertüchtigt. Den dritten und letzten Abschnitt hat das Regierungspräsidium Stuttgart (RPS) im März 2025 fertiggestellt und kann jetzt in Betrieb genommen werden. Damit ist der gesamte Hochwasserschutz entlang des Neckars in Wendlingen am Neckar und in Köngen fertiggestellt.
„Der Hochwasserschutz hat in der heutigen Zeit einen sehr hohen Stellenwert – gerade vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels und den immer häufiger werdenden Extremwetterlagen“, erklärte Regierungspräsidentin Susanne Bay. „Mit der Fertigstellung der Hochwasserschutzeinrichtung in Wendlingen haben wir einen entscheidenden Beitrag geleistet, um die Bevölkerung und die Infrastruktur langfristig besser vor Hochwasserereignissen zu schützen“, so Bay weiter.
„Der Schutz der Bevölkerung vor Naturkatastrophen wie Überschwemmungen hat für uns oberste Priorität. Daher begrüßen wir die Maßnahmen zum Hochwasserschutz in Regie des Regierungspräsidiums. Das ist ein wichtiger Baustein im Dreiklang unseres Hochwasserschutzes, bestehend aus dem Hochwasserflächenmanagement, der Hochwasservorsorge und dem technischen Hochwasserschutz“, sagte Landrat Marcel Musolf.
Ziel der Hochwasserschutzmaßnahmen am Neckar ist der Schutz der Ortslage von Wendlingen am Neckar gegen ein hundertjährliches Neckarhochwasser einschließlich einem innerhalb der nächsten Jahre erwarteten höherem Abfluss in Höhe von 15 Prozent, dem sogenannten Klimazuschlag. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde im Jahr 2010 eine erste Kooperationsvereinbarung zwischen dem Landesbetrieb Gewässer im Regierungspräsidium Stuttgart und der Stadt Wendlingen am Neckar abgeschlossen. Grundlage der Vereinbarung ist die gemeinsame Durchführung der Genehmigungsplanung für die Hochwasserschutzeinrichtungen entlang des Neckars. Die Genehmigungsplanung wurde in 2015 fertiggestellt und von der Stadt Wendlingen beim Landratsamt Esslingen zur Genehmigung eingereicht. Der Planfeststellungsbeschluss erging im Juni 2018.
„Die Stadt Wendlingen am Neckar dankt dem Regierungspräsidium für die sehr gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren der Planung und des Baus des Hochwasserschutzes. Durch unsere gemeinsame Anstrengung haben wir die Stadt in Sachen Hochwasserschutz am Neckar zukunftsfähig gemacht und eine weitere bauliche Entwicklung in den angrenzenden Gewerbegebieten ermöglicht,“ erklärte der Bürgermeister der Stadt Wendlingen Steffen Weigel.
Start der Vor- und Bauarbeiten
Bereits im April 2020 und während der Coronapandemie wurde mit der Umsetzung des ersten Bauabschnittes links des Neckars begonnen. Dazu musste ein Abwassersammler des Gruppenklärwerks umgelegt und die Kreisstraße für ein halbes Jahr teilweise gesperrt werden. Die Baumaßnahmen des RPS waren mit den Baumaßnahmen der Deutschen Bahn AG abzustimmen und es waren umfangreiche Vorarbeiten und Begleitmaßnahmen im Zuge des Naturschutzes, wie die Umsiedlung von Zauneidechsen, durchzuführen.
Im zweiten Bauabschnitt rechts des Neckars, von der Römerbrücke bis zum Landeswehr, musste zunächst eine Gasleitung umgelegt werden, bevor der Hochwasserschutzdamm auf seine künftige Höhe gebaut werden konnte. Parallel dazu wurde auch die Gewässergütemessstation des Landes am Neckar erneuert.
Die Bauabschnitte 1 und 2 wurden Anfang 2022 fertig gestellt.
Fertigstellung
Seit April 2023 wurde am dritten und letzten Abschnitt gebaut. Er umfasst den Bereich rechts des Neckars zwischen der Autobahnbrücke und der Römerbrücke. Dazu musste auf gesamter Länge entlang des künftigen Betriebsweges eine Spundwand zur Abdichtung eingebaut werden.
Im Bereich der zwischen den ehemaligen Sportplätzen und der Römerbrücke liegenden sechs Gewerbegrundstücke wurde auf der Spundwand eine Hochwasserschutzmauer errichtet. An einer Stelle wurde ein Hochwasserschutztor zur Zufahrt der Feuerwehr an den Neckar eingebaut. Seitens der Netze BW wurde im Betriebsweg ein neues Mittelspannungskabel verlegt. Ebenso wurden die Einfriedungen der angrenzenden Gewerbegrundstücke erneuert.
Der zwischen der Autobahn und den Gewerbegrundstücken bestehende Hochwasserschutzdamm musste verbreitert und erhöht werden damit er dem Neckarwasserstand bei einem hundertjährlichen Abfluss einschließlich prognostiziertem Mehrabfluss von 15 Prozent standhalten kann. Hierzu musste auch eine ehemals im Damm verlaufende Trinkwasserleitung der Stadtwerke neu gebaut und an den Dammfuß verlegt werden.
Parallel zur Hochwasserschutzmaßnahme wurden auch umfangreiche Kabelverlegearbeiten seitens der Netze BW durchgeführt. Die Kabel kreuzen teilweise den Neckar und den künftigen Hochwasserschutzdamm.
Alle Hochwasserschutzarbeiten sind jetzt abgeschlossen und die Stadt Wendlingen verfügt seit März 2025 über einen funktionierenden hundertjährlichen Hochwasserschutz einschließlich Klimazuschlag entlang des Gewässers erster Ordnung Neckar.
Noch nicht gelöst ist die von der Stadt geplante Radwegverbindung zwischen dem ehemaligen Sportplatz des TUS Unterboihingen und dem künftigen Gewerbegebiet oberhalb der Autobahn. Dort kreuzt parallel zur Autobahn eine Hochspannungsleitung der Netze BW. Nach Ertüchtigung, das heißt auch Höherlegen des Hochwasserschutzdammes um etwa 70 Zentimeter ist der Abstand zwischen den stromführenden Drähten und der Dammoberfläche so gering, als dass der dortige Bereich für Fahrzeuge und Fahrräder gesperrt werden muss. Die Stadt Wendlingen ist derzeit dabei, eine Lösung für einen Radweg trotz Hochspannungsleitung durch eine ergänzende Planung zu finden, wobei sie durch das Land unterstützt wird. Die Radfahrerinnen und Radfahrer müssen zwischenzeitlich wie bisher im Bereich der ehemaligen Sportplätze in Richtung Heinrich-Otto-Straße abbiegen und dort in Richtung Süden fahren.
Die Umsetzung des dritten Bauabschnittes wird insgesamt etwa 3 Millionen Euro kosten. Der ursprünglich veranschlagte Kostenrahmen kann damit eingehalten werden.
Insgesamt wurden für den Hochwasserschutz am Neckar in Wendlingen am Neckar etwa 10 Millionen Euro ausgegeben, wobei 70 Prozent der Kosten vom Land Baden-Württemberg und 30 Prozent der Kosten von der Stadt Wendlingen am Neckar getragen werden.
Fotos (Quelle: Regierungspräsidium Stuttgart):
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