Pressemitteilung

Kulturdenkmal mitten im Wald (Rems-Murr-Kreis)

​Das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart hat kürzlich das Schullandheim in Kaisersbach-Mönchhof unter Schutz gestellt. Die Gebäudegruppe wurde nach einem Wettbewerb im Jahr 1964, den das renommierte Stuttgarter Architekturbüro Kammer + Belz gewann, in den Jahren 1966 bis 1967 ausgeführt. Der bekannte Landschaftsarchitekt Hans Luz, ebenfalls aus Stuttgart kommend, zeichnete für die Gestaltung der Freiflächen verantwortlich.

Das Schullandheim Mönchhof ist als junges Kulturdenkmal in Baden-Württemberg ein Referenzobjekt für die innovative und qualitätvolle Architektur der 1960er Jahre im Land. Und es ist ein Beleg dafür, dass man solche Architektur manchmal an Orten findet, an denen man sie nicht vermutet hätte.

Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 13. September 2020, kann das junge Kulturdenkmal zwar noch nicht besichtigt werden. Unsere Bilderstrecke gibt jedoch einen virtuellen Einblick, was es hier zu entdecken gibt.

Viele werden bei dem Gedanken an ein Schullandheim nicht unbedingt an den großen architektonischen Wurf denken. „Und doch haben wir es hier“, so erklärt Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des LAD, „mit einem architektonischen Novum zu tun“. Was das Schullandheim in Kaiserbach zum Zeitpunkt seiner Eröffnung so einzigartig macht, ist zum einen das äußere Erscheinungsbild: Die Gebäude erscheinen mit ihren tief herabgezogenen dunklen Dächern von weitem wie eine Hofanlage, die sich an den Hang schmiegt. „In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren diese traditionellen Bauformen verpönt, man wollte sich nicht an den negativ konnotierten Heimatstil erinnert fühlen“, erläutert Landeskonservator Dr. Martin Hahn (LAD). Doch Kammerer + Belz gelang hier im Welzheimer Wald der architektonische Spagat zwischen Tradition und Moderne. Durch die intelligente Kombination von Ziegel, Beton und Holz in Verbindung mit den dunklen Dächern und der Einfügung der Gebäude in einen landschaftlichen Kontext wurde hier eine Baugruppe geschaffen, die ihresgleichen sucht. Dementsprechend war auch das Echo in den internationalen Fachpublikationen. Davon zeugen mehr als ein Dutzend Aufsätze in Fachzeitschriften und noch einmal etliche Beschreibungen der Anlage in Monographien und Architekturführern. Und auch innerhalb des Werks von Kammerer + Belz war es eine besondere Bauaufgabe. „Es freut uns noch heute, dass wir uns über die Klischees der damaligen Auffassungen hinweggesetzt haben“, betonten die beiden Architekten 1986, knapp 20 Jahre später.

Doch es gehört mehr zu einem Denkmal als nur ein guter Entwurf. Dass es sich hier um qualitätvolle Bauten handelt, beweist auch der gute Zustand, in dem sich die Gebäude heute befinden. Das ist zum einen der soliden Ausführung bis ins Detail geschuldet, zu einem größeren Teil jedoch der Wertschätzung der Gebäude durch den Landkreis, dem das Schullandheim gehört. Veränderungen und Reparaturen an den Bauten wurden schonend und mit Blick auf den vorhandenen Bestand ausgeführt. Eine umfassende energetische Sanierung im Rahmen des Klimaschutz-Handlungsprogramms in den vergangenen Jahren konnte zudem den CO2-Ausstoß um 81 % und damit rund 80 Tonnen CO2 pro Jahr verringern.

„Wir sind uns bewusst, dass wir ein architektonisches Kleinod unser Eigen nennen können. Der Denkmal-Status unterstreicht, dass der Landkreis damals in jeder Hinsicht qualitätvoll gebaut hat und immer sorgsam mit dem Gebäude umgegangen ist“, so Landrat Dr. Richard Sigel. „Der Betrieb eines kreiseigenen Schullandheims ist und bleibt aber eine Herausforderung gerade in Zeiten von Corona. Ich bin daher dankbar, dass sich der Kreistag schon im Zusammenhang mit der energetischen Sanierung im Dezember 2016 klar zu seinem Schullandheim bekannt hat. Damit war und ist aber auch der Auftrag verbunden, das Schullandheim zukunftsfähig aufzustellen. Mit der Gründung einer Stiftung für Bildung und Gesundheit und einer Bewerbung beim Landesförderprogramm Freiräume wurden erste Weichen gestellt. Konkrete Zukunftsideen wird die Verwaltung dem Kreistag im Herbst präsentieren. Aus unserer Sicht bietet sich gerade ein Schullandheim dazu an, Kindern und Jugendlichen den Klimaschutz näher zu bringen“, so der Landrat weiter.

Das Architekturbüro Kammerer + Belz galt spätestens seit dem Ende der 1950er Jahre als eine der ersten Adressen, wenn es um außergewöhnliche und innovative Architektur ging und das nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in ganz Deutschland. Und ebenso facettenreich ist auch die Liste ihrer Bauten: ein Geschäftshaus in München, ein Kirche in Rottweil, eine Wohnsiedlung in Stuttgart, ein Ferienhaus in Südfrankreich und eben ein Schullandheim in Kaisersbach.