Pressemitteilung

Landesbetrieb Gewässer im Regierungspräsidium Stuttgart | Neue Beschilderung für mehr Rücksicht auf die Natur an der Rems in Winterbach (Landkreis Rems-Murr)

Als eines der größten ökologischen Projekte im Regierungsbezirk Stuttgart der vergangenen zwei Jahre wurde die Rems im Jahre 2018 auf einer Länge von 1,1 Kilometern ökologisch umgestaltet. Durch Lenkbuhnen, Störsteine, Inseln und Kiesbänke wurden unterschiedliche Strukturen und durchströmte Bereiche geschaffen, wodurch für Fische wertvolle Einstandsmöglichkeiten und Laichgründe entstanden sind. Aber auch zahlreiche Vögel, Insekten und Pflanzen haben hier einen neuen Lebensraum gefunden.

Doch nicht nur die Tiere profitieren hiervon, auch für die Besucherinnen und Besucher ist die Rems erlebbarer geworden. Im Zuge der Aufweitung konnten die Ufer abgeflacht werden. Wo zuvor steile Böschungen waren, ist es nun möglich über Kiesbänke zum Fluss zu laufen. Daher wurden im Zuge der Planung zwei offizielle Zugangsbereiche am oberen und unteren Ende der Maßnahme für die Besucherinnen und Besucher geschaffen.

Aufgrund der seit Anfang dieses Jahres andauernden Corona-Pandemie haben die Besucherzahlen seither zugenommen, sodass die Rems stärker als gedacht genutzt wird. Die wertvollen Lebensräume für Tiere und Pflanzen leiden dabei unter dieser verstärkten Nutzung, besonders an verbotenen Lagerfeuern und Campern, freilaufenden Hunden oder auch unachtsamen Mountainbikern. Damit diese wertvollen Lebensräume auch weiterhin erhalten werden können, ist es wichtig, Besucherinnen und Besucher für die Nutzung des Gebiets weiter zu sensibilisieren, sodass für Pflanzen und Tiere auch in Zukunft ein ungestörter Lebensraum zur Verfügung steht, denn nicht nur das Wasser stellt einen wichtigen Lebensraum dar, auch die Kiesflächen, Schilfzonen, Steilwände sind für die Natur von großer Bedeutung.

Wir möchten daher um mehr Verständnis für alle Tier- und Pflanzenarten, die dort leben, werben. Ihre Unterstützung ist gefragt. Bitte halten Sie sich ausschließlich in den dafür vorgesehenen Bereichen auf und respektieren Sie die Bereiche, die lediglich für die Natur vorgesehen sind. Lagerfeuer sind nicht gestattet. Nutzen Sie ausschließlich die speziell dafür eingerichtete Grillstelle. Bitte nutzen Sie außerdem unbedingt die Zugangsbereiche am unteren Ende beim Fahrradparkplatz und an der eingerichteten Grillstelle am oberen Anfang. Auf der rechten Uferseite flussabwärts gesehen ist das Betreten der Uferzonen nicht erlaubt, hier darf nur auf dem Damm gelaufen werden. Im Rahmen des Besucherlenkungskonzepts werden ab sofort Seile und Schilder die Zonen kennzeichnen, die nicht betreten werden dürfen. Die neu angebrachten Schilder informieren dabei über drei Tierarten, die in diesem Gebiet entdeckt werden können:

Barbe:
Als gesellig lebender Grundfisch sucht die Barbe in schnellfließenden Gewässern die Gewässersohle nach Nährtieren ab. Die Barbe kommt insbesondere im Mittellauf von Flüssen vor. Dort können sie große Bestände bilden, weshalb diese Gewässerabschnitte auch Barbenregion bezeichnet werden. Auch die Rems bei Winterbach lässt sich der Barbenregion zuordnen. Gelaicht wird in Schwärmen an flachen und kiesigen Stellen im strömenden Wasser. Die Eier kleben zwischen Kies und unter Steinen. Nach einiger Zeit verlassen die Jungtiere die Zwischenräume von Steinen und Kiesen und suchen zunächst ruhige Flussbuchten auf, ehe sie dann in strömende Flussbereiche wandern. In ausgebauten Fließgewässern mit vielen Staustufen, in denen flach überströmte Kiesbänke kaum noch vorzufinden sind, sind viele Lebensräume für die Barbe verschwunden. Umso wichtiger ist der Erhalt ungestörter Flachwasserzonen wie in der Rems bei Winterbach.

Eisvogel:
Dieser Vogel mit auffälliger blau-orangener Färbung brütet bevorzugt an vegetationsfreien und lehmig-sandigen Steilwänden an unseren Gewässern. Dabei baut er kleine Niströhren in solche Wände, die vor Hochwasser und Fressfeinden geschützt sind. Eisvögel können mehrere Bruten pro Jahr haben und besitzen für ihre Jungtiere eine ausgeprägte Brutpflege. Diese Vögel reagieren sehr empfindlich gegenüber durch Menschen verursachten optischen Störungen. Sie zeigen Fluchtverhalten und verlieren wertvolle Energie und Zeit für die Nahrungssuche. Häufig gestörte und in Folge dessen geschwächte, brütende Elterntiere geben im Extremfall ihre Brut auf. Durch die Meidung bestimmter Gebiete und der Einhaltung von Abständen können Besucherinnen und Besucher Rückzugsmöglichkeiten für den Eisvogel gewährleisten.

Wasserfrosch:
Der Wasserfrosch gehört zu den Grünfröschen und bevorzugt an unseren Gewässern sonnenexponierte Uferbereiche und Flachwasserzonen. Dort lauert er auf seine Beute wie etwa Libellen und andere Insekten, die er mit Hilfe seiner Zunge erbeutet. Während der Paarungszeit von Mai bis Juni legt das Weibchen die Eier im Gewässer in Laichballen ab, wo sie von den Männchen befruchtet werden und aus denen die Kaulquappen schlüpfen. Sie wachsen je nach Witterung innerhalb von zwei bis drei Monaten zu Jungfröschen heran. Wenn es kalt wird, gräbt sich der Frosch in den Schlamm am Grunde eines Gewässers ein und überwintert dort. Auch wenn der Wasserfrosch zu den häufigsten und am weitesten verbreiteten Amphibien in Deutschland gehört, ist seine Zahl gesunken. Hauptursache ist die Zerstörung seiner Lebensräume. So werden Laich- und Aufenthaltsgewässer trockengelegt oder sind verschmutzt. Auch Krankheiten wie Pilzbefall, Umweltverschmutzung und der Klimawandel bedrohen die Amphibien weltweit. Daher stehen die Wasserfrösche mittlerweile unter Naturschutz. Bei Störungen und Gefahr springen die Frösche mit einem weiten Satz ins Wasser und tauchen zwischen krautigen Wasserpflanzen ab. Dabei kann bereits die Sichtung eines Menschen für die Tiere eine Stressreaktion auslösen.

Diese drei Tierarten stehen stellvertretend für alle Tier- und Pflanzenarten, die hier einen neuen Lebensraum gefunden haben und ungestörte Bereiche dringend benötigen. Indem Besucherinnen und Besucher die Natur respektieren und sich an die Besucherregeln halten, kann sich die Rems in eine natürliche Flusslandschaft verwandeln in der man Tiere und Pflanzen findet, die es dort lange nicht mehr gab. Bitte tragen Sie dazu Ihren Teil bei.

Ein Bild der Beschilderung können Sie unter nachfolgendem Link herunterladen: https://t1p.de/p6e6 (Quelle: Regierungspräsidium Stuttgart)