Wer häufig im Naturschutzgebiet Weiherweisen bei Essingen-Tauchenweiler unterwegs ist, dem werden Veränderungen aufgefallen sein. Mit der Installation einer Leitschnur nördlich des großen Weihers und dem Anbringen neuer Beschilderungen haben das Regierungspräsidium Stuttgart, die Gemeinde Essingen und der Schwäbische Heimatbund die Besucherlenkung in dem Schutzgebiet an das gestiegene Besucheraufkommen angepasst.
„Die besonders sensiblen Feuchtlebensräume sind in den letzten Jahren durch die hohen Besucherzahlen zunehmend bedroht worden“, erläutert Regierungspräsident Wolfgang Reimer. „Die neue Wegeführung dient dem Schutz seltener Tier- und Pflanzenarten. Dabei bleibt die Natur jedoch weiterhin erlebbar, denn Naturschutz und Naturerlebnis schließen sich nicht aus“, so Reimer weiter.
Die Weiherwiesen sind in der Landschaft der Schwäbischen Alb und auch für den gesamten Regierungsbezirk etwas ganz Besonderes, weshalb das rund 28 Hektar große Gebiet bereits im Jahr 1978 als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde. Das Naturschutzgebiet beherbergt in seinen Stillgewässern und den angrenzenden Röhrichten und Wiesen eine Vielzahl gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Arten, wie der Zwergtaucher, die Arnika oder auch die Trollblume finden hier eine der letzten Zufluchtsstätten. Lange Zeit galt das einzigartige Feuchtgebiet auf dem Albuch als Geheimtipp und wurde überwiegend von Ortskundigen besucht. In den letzten Jahrzehnten sind die Besucherzahlen jedoch stetig gestiegen. An schönen Sommertagen sind nicht nur am Wochenende mehrere Hundert Besucherinnen und Besucher zu beobachten. Leider kommt es dabei immer häufiger vor, dass die Wege trotz Verbot verlassen oder die Wiesenflächen für Picknick, Spiele und zum Lagern genutzt werden. Hunde baden in den Gewässern oder toben sich auf den Freiflächen aus und schrecken dabei Wasservögel und andere Wildtiere im Schutzgebiet auf. Dadurch werden Tier- und Pflanzenarten, die in Baden-Württemberg in ihrem Bestand bedroht sind, vertrieben oder deren Standorte zerstört.
Die trittempfindlichen Wiesenpflanzen und die in den Weiherwiesen lebenden, teilweise sehr störungsempfindlichen Tiere müssen geschützt werden - darin sind sich der Schwäbische Heimatbund, die Gemeinde Essingen und das Regierungspräsidium Stuttgart einig. Mit Unterstützung des Landschaftserhaltungsverbands Ostalbkreis erfolgte die erste Besucherlenkung mit der Ausweisung des Weiherwiesen-Wanderwegs für die Remstal-Gartenschau. Mit der inzwischen eingerichteten neuen Wegeführung nördlich des großen Weihers steht den Besucherinnen und Besuchern des Schutzgebietes nun eine offizielle Querung des Naturschutzgebiets von Tauchenweiler nach Lauterburg zur Verfügung.
„Wir möchten die Besucherinnen und Besucher nicht aussperren! Im Gegenteil: Nur was man kennt, ist man bereit zu schützen. Und daher wollen wir das Erlebnis unserer heimischen Natur in den Weiherwiesen der Bevölkerung möglich machen“, erläutert der Essinger Bürgermeister Wolfgang Hofer.
Naturerlebnis ist auch dem Schwäbischen Heimatbund ein Anliegen, der seit 1960 einen Großteil der Flächen des Schutzgebiets für den Naturschutz erwerben konnte. „Das Erleben darf nicht auf Kosten der Natur gehen, für die das Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde. Mit der neuen Besucherlenkung ist ein Kompromiss für alle gelungen: große Ruhezonen für die Tiere und Pflanzen der Weiherwiesen und Wege mit Ausblick auf dieses Kleinod für die interessierte Bevölkerung“, stellt Josef Kreuzberger, Vorsitzender des Schwäbischen Heimatbundes, fest.
Doch keine noch so gute Besucherlenkung kann die heimische Tier- und Pflanzenwelt erfolgreich schützen, wenn die Unterstützung und die Akzeptanz in der Bevölkerung fehlen. Daher sind alle Naturfreundinnen und Naturfreunde aufgerufen: Bleiben Sie auf den ausgewiesenen Wegen, nehmen Sie Ihren Hund an die Leine und lassen Sie das Fahrrad außerhalb des Gebietes stehen. Der Schwäbische Heimatbund, die Gemeinde Essingen und das Regierungspräsidium Stuttgart danken Ihnen im Namen der Tiere und Pflanzen der Weiherwiesen für Ihr respektvolles Verhalten.
Hintergrundinformationen zum Naturschutzgebiet
Das Naturschutzgebiet besteht aus den Weiherwiesen mit den beiden großen erhaltenen Weihern sowie dem sogenannten „Weiherschlauch“, einer trockenen, bodensauren Heide im Trockental des ehemaligen Wentalflusses und einer Doline. Der Schwäbische Heimatbund hat einen Großteil der Flächen seit 1960 erworben und die bereits begonnene Fichten-Aufforstung rückgängig gemacht. Seither wird das Gebiet mit Naturschutzmitteln gepflegt und ist als rund 28 Hektar großes Naturschutzgebiet „Weiherwiesen“ seit 1978 unter Schutz gestellt. Aus gutem Grund: Offene Wasserflächen und Feuchtgebiete sind auf der Schwäbischen Alb, aufgrund des durchlässigen Karstgesteins, eine Seltenheit. Hier leben Tier- und Pflanzenarten, die es ansonsten in Baden-Württemberg kaum mehr gibt. Viele von Ihnen stehen auf den Roten Listen gefährdeter oder vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten Baden-Württembergs.
Hinweise für Besucherinnen und Besucher
Am einfachsten erreicht man die Weiherwiesen vom Wanderparkplatz Tauchenweiler oberhalb Essingen. Im Naturschutzgebiet informiert das Regierungspräsidium Besucherinnen und Besucher anhand von Schautafeln über die Weiher und ihre Geschichte, Nasswiesen, die Pflanzen- und Tierwelt, Bach, Doline und Trockental. Das Regierungspräsidium weist darauf hin, dass es im Naturschutzgebiet verboten ist, die Wege zu verlassen, Pflanzen zu pflücken, wildlebende Tiere, zum Beispiel durch freilaufende Hunde, zu stören, zu baden, mit Fahrzeugen – auch mit Fahrrädern – zu fahren, zu zelten oder zu lagern.
Karte Naturschutzgebiet Weiherwiesen mit Wegeführung (pdf, 592 KB)