Pressemitteilung

Ökologische Umgestaltung der Enz in Oberriexingen (Landkreis Ludwigsburg)

​Auf einer Strecke von rund 700 Metern Länge unterhalb der Wasserkraftanlage in Oberriexingen wird der Landesbetrieb Gewässer des Regierungspräsidium Stuttgart am kommenden Montag, 13. Juli 2020, mit der Gewässerumgestaltung der Enz zur Verbesserung der ökologischen Funktion beginnen. Im Sinne der EU-Wassererrahmenrichtlinie soll so ein guter ökologischer Zustand des Oberflächengewässers erreicht werden. Dieser „gute Zustand“ zeigt sich beispielsweise durch ein weitgehend natürliches Vorkommen von Pflanzen und Fischen in den Gewässern, die Durchgängigkeit für alle Lebewesen sowie naturnahe und naturbelassene Uferzonen.

An den Ufern sollen teilweise überströmte Kiesbänke entstehen, die für die Fische ein wichtiges Laichhabitat darstellen. Buhnen aus Steinmaterial dienen der gezielten Strömungslenkung und schaffen tiefere Wasserbereiche, in denen die Fische einstehen können. In strömungsberuhigten, warmen und flachen Bereichen finden Jungfische Nahrung und Schutz. Durch Kiesinseln, die wie Hindernisse in der Mitte des Gewässerbetts wirken, werden unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten und Tiefen erzeugt, die so ein lebendiges Gewässer gestalten. Hierdurch werden neue Lebensräume für gewässertypische Tiere und Pflanzen, wie Groppen, Eisvögel und Wasserhahnenfuß geschaffen.

Durch die Zugabe von Steinmaterial soll dem Fluss die Möglichkeit zurückgegeben werden, sich durch den Geschiebebetrieb ein Stück weit eigendynamisch zu verändern: Kies kann am steilen Ufer abgetragen werden und am flachen wieder anlanden. Das Sohlsubstrat bleibt dadurch durchspült und in Bewegung, Lebensräume verändern sich und neue können entstehen.

Die Arbeiten beginnen am Montag, 13. Juli 2020, und sollen rund zwei Wochen andauern. Zur Durchführung der Arbeiten wurde bereits im Winter 2019 ein Zugang zwischen den Gehölzen geschaffen. Die restlichen Uferbereiche bleiben unberührt. Als Baustoff wird natürliches standorttypisches Gesteinsmaterial verwendet. Es kommt hierdurch zu keiner Verschlechterung des Hochwasserschutzes für den naheliegenden Siedlungsbereich.

Hintergrundinformationen:
Die Enz ist mit ihrer beträchtlichen Länge und Wasserführung eine der größten Zuflüsse des Neckars. Durch Siedlungs- und Verkehrsflächen und die energetische Nutzung in Form von Wasserkraftanlagen wurde die Enz durch den Menschen jedoch gegenüber ihrem natürlichen Zustand stark verändert. Der Gewässerlauf wird durch Hochwasserschutzanlagen eingeengt. Vor den Wehren der Wasserkraftanlagen entstehen große Bereiche, in denen die Enz naturfern aufgestaut ist. Die Gewässerstrecken, die freifließend vorliegen, sind selten geworden. Aufgrund der Siedlungsnähe und der vorhandenen Hochwasserschutzanlagen kann der Enz nicht mehr Platz gegeben werden. Dennoch bestehen Möglichkeiten, die Enz innerhalb ihres vorhandenen Gewässerbetts naturnah umzugestalten. Ähnliche Maßnahmen wurden bereits an Rems, Kocher, Jagst und Tauber durchgeführt.

Fotoaufnahme von bereits umgesetzter Maßnahme am Kocher bei Sindringen (Quelle: RPS)