Das Regierungspräsidium Stuttgart hat in diesen Tagen dem aus vier großen Zementherstellern Europas bestehenden Konsortium CI4C GmbH & Co. KG in Heidenheim-Mergelstetten die immissionsschutzrechtliche Genehmigung für eine Anlage zur Herstellung von Zementklinker nach dem Oxyfuel-Verfahren erteilt.
Regierungspräsidentin Susanne Bay sagte: „Mit „catch4climate“ wird ein bedeutender Schritt in Richtung klimaneutraler Zementherstellung getätigt. Es ist beeindruckend, wie dieses innovative Projekt in kürzester Zeit in Angriff genommen wurde. Ich bin dankbar für die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten, die ein zügiges Genehmigungsverfahren ermöglichte“.
Bei diesem Verfahren wird im Zementherstellungsprozess anstelle von Luft reiner Sauerstoff in den Ofen eingebracht. Dadurch besteht das Ofenabgas fast nur aus CO2 und das CO2-Abscheidepotenzial wird im Vergleich zu konventionellen Anlagen erheblich verbessert. Ziel des Pilotprojektes „catch4climate“ ist zunächst die Demonstration, dass die Technologie unter industriellen Bedingungen geeignet ist und das klimaschädliche CO2 möglichst vollständig abgeschieden wird. Ferner soll gezeigt werden, dass mit dem Oxyfuel-Verfahren ein hochwertiger Zementklinker produziert werden kann. Eine Anlage zur Abscheidung, Reinigung und Lagerung des CO2 ist dem Klinkerherstellungsprozess nachgeschaltet. Das Projekt soll Erkenntnisse für einen großflächigen Einsatz von CO2-Capture-Technologien in den Zementwerken liefern, um das gewonnene CO2 beispielsweise als Rohstoff in anderen industriellen Prozessen zu verwenden oder unterirdisch dauerhaft zu speichern. Für die Nutzung von abgeschiedenem CO2 als Rohstoff kommt unter anderem die Herstellung von reFuels (synthetische Kraftstoffe) in Betracht. Das Verfahren ist ein wichtiger Baustein, mit dem die CO2-Emissionen bei der Zementherstellung maßgeblich gemindert werden können, und damit der Schlüssel für eine grüne Zementindustrie.
Das Verfahren konnte nach Feststellung der Vollständigkeit der Unterlagen im April 2022 innerhalb von 7 Monaten abgeschlossen werden. Da keine Einwendungen vorgebracht wurden, konnte auf einen Erörterungstermin verzichtet und bereits im Juni diesen Jahres mit den vorbereitenden Baumaßnahmen begonnen werden. Hierfür wurde der vorzeitige Beginn zugelassen. Nunmehr steht dem Bau der Versuchsanlage nichts mehr entgegen. Die Inbetriebnahme ist für Anfang 2024 vorgesehen.