Pressemitteilung

Spielburg seit 30 Jahren Naturschutzgebiet (Landkreis Göppingen)

Regierungspräsidentin Bay: „Die Spielburg beheimatet eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt, die es zu schützen gilt“

Blick zum Naturschutzgebiet Spielburg (im Mittelgrund) mit Felsen und Kalk-Magerrasen, dahinter der Hohenstaufen

Die Spielburg feiert 30-jähriges Bestehen. Das Naturschutzgebiet bei Göppingen zeichnet sich durch eine einzigartige Heidelandschaft mit seltener Flora und Fauna aus, die durch regelmäßige Landschaftspflegemaßnahmen erhalten wird.

Vor 30 Jahren hat das Regierungspräsidium Stuttgart die Spielburg unterhalb des Kaiserbergs Hohenstaufen bei Göppingen zum Naturschutzgebiet ernannt. Aufgrund einer geologischen Besonderheit ist die Spielburg eine Heidelandschaft mit ganz besonderer Flora und Fauna. Seit vielen Jahren arbeiten das Regierungspräsidium Stuttgart, die Stadt Göppingen und die Ortsgruppe Göppingen des NABU zusammen, um das Naturschutzgebiet als Lebensraum für schutzbedürftige Tiere und Pflanzen in einem guten Zustand zu erhalten. Damit der Erfolg dieser Bemühungen nicht geschmälert wird, müssen auch Erholungssuchende die Vorschriften des Naturschutzgebiets einhalten.

Regierungspräsidentin Susanne Bay unterstrich die Besonderheit des Naturschutzgebiets: „Die Spielburg bietet mit ihren heideartigen Kalk-Magerrasen, den darin eingebetteten Felsen, aufgelassenen Steinbrüchen, langgezogenen Feldhecken und angrenzenden Streuobstwiesen ein beeindruckendes Landschaftsbild. Hinter diesem besonderen Erscheinungsbild steckt viel Arbeit. Daher bedanke ich mich für den engagierten Einsatz der zahlreichen Beteiligten im Bereich der Landschaftspflege. Nur durch diese kann der Artenreichtum des Naturschutzgebiets gesichert werden.“

Ortsansässige Bewirtschafter, die Stadt Göppingen und der NABU Göppingen als wichtige Partner bei der Landschaftspflege

Das mosaikartige Zusammenspiel von verschiedenen Lebensräumen entsteht nicht von selbst. Es muss gepflegt und gefördert werden, und das kostet Zeit und Geld. Das Regierungspräsidium Stuttgart hat beispielsweise den Rückschnitt der Feldhecken übernommen, damit diese nicht überaltern. Das anfallende Holz wurde verwertet: die Bäume als Brennholz und das restliche Holz als Hackschnitzel in einer Verbrennungsanlage. Mit einer ortsansässigen Schäferei ist vertraglich geregelt, dass die Magerrasen mit Schafen und Ziegen beweidet werden. In der Regel muss dann noch eine Nachpflege stattfinden, weil die Schafe Stacheliges und Dorniges stehen lassen. Im Herbst und Winter werden Schlehen oder Brombeeren zusätzlich maschinell entfernt. Randliche Gehölzsäume werden ebenfalls zurückgedrängt, damit die offenen Flächen nicht schleichend kleiner werden. Um diese Pflegemaßnahmen kümmert sich die Stadt Göppingen als Grundstückseigentümerin. Sie beauftragt Landschaftspflegebetriebe, die im Herbst die Magerrasen pflegen.  

Auch die Ortsgruppe Göppingen des NABU besitzt Flächen im Naturschutzgebiet: eine Streuobstwiese mit einer Fülle von Wiesenblumen, alten und neu gepflanzten Obstbäumen. Die Wiese wird von einem ortsansässigen Landwirt bewirtschaftet, Mitglieder des NABU pflegen die Obstbäume. Darüber hinaus engagieren sich Mitglieder des NABU bei Gehölzpflegearbeiten im Gebiet und betreuen Eidechsen- und Wildbienenbiotope, die auf eigenen und städtischen Flächen angelegt wurden. Diese Landschaftspflegemaßnahmen werden vom Land Baden-Württemberg finanziell gefördert.

Hoher Artenreichtum mit seltenen und gefährdeten Arten

Landschaftspflege ist unerlässlich, um das einzigartige Landschaftsbild und den Artenreichtum der Spielburg zu erhalten. Wie vor 30 Jahren bei der Unterschutzstellung, ist es Naturschutzgebiet auch heute biologisch außergewöhnlich reichhaltig. Mehr als 320 Pflanzenarten und über 50 Vogelarten kommen in dem nur 31 Hektar großen Naturschutzgebiet vor. Neben typischen Arten der Felsflora, zum Beispiel Weiße Fetthenne und Kalk-Blaugras, gedeihen Frühlings-Fingerkraut, Weiße Brunelle und Deutscher Ziest. Im Heidestreifen unterhalb der Felsen kommen seltene Orchideen, beispielsweise die Bienen-Ragwurz und mehrere Enzianarten vor. Am Ende des Sommers sind Flockenblumen, Silber- und Golddisteln und Dost zu finden. Schmetterlinge wie der Hauhechel-Bläuling, das Schachbrett oder das Tagpfauenauge sind auf der Suche nach den letzten noch blühenden Blumen. Das Summen der Wildbienen und das Zirpen der Heuschrecken ist zu hören. Der Insektenreichtum des Naturschutzgebiets ist Nahrungsgrundlage für die Vögel. Im Winter fressen die Vögel dann die Früchte der Feldhecken, zum Beispiel Hagebutten, Weißdorn- und Schlehenbeeren. Überhaupt sind die Feldhecken an der Spielburg wichtige Rückzugsräume für Vogelarten wie Neuntöter, Dorngrasmücke und das in Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohte Rebhuhn.

Freizeitnutzung als Gefahr für das Naturschutzgebiet – Regeln sind zu beachten

Die hohen Besucherzahlen stellen das Naturschutzgebiet unter eine große Belastung. In diesem Zusammenhang ist es von großer Bedeutung darauf aufmerksam zu machen, dass hier Pflanzen und Tiere samt ihren Lebensräumen geschützt sind und dies bei einem Besuch zu beachten ist.

Regierungspräsidentin Susanne Bay appelliert deswegen an alle Besucherinnen und Besucher: „Die hohen Besucherzahlen in der Spielburg sind ein Zeichen für den besonderen Wert des Naturschutzgebiets. Doch wir müssen uns bewusst sein, dass das einzigartige Landschaftsbild auch Schutz benötigt. Pflanzen und Tiere, die hier leben, sind auf ihre Lebensräume angewiesen und jede Störung kann schwerwiegende Folgen haben. Es liegt in unserer Verantwortung, die Artenvielfalt zu bewahren und Rückzugsräume für bedrohte Tiere zu schaffen. Aus diesem Grund ist das Einhalten der Hinweise auf den Informationstafeln im Naturschutzgebiet besonders wichtig.“

So sind unter anderem freilaufende Hunde lebensbedrohend für junge Feldhasen und für bodenbrütende Vögel, wie Goldammer und Feldlerche. Durch solche Störungen wird die Artenvielfalt im Naturschutzgebiet stark bedroht. Die Tiere können nicht anderswohin ausweichen, da gerade das Naturschutzgebiet ihnen einen Rückzugsraum bietet.

Eine neuere Form von Störungen werden durch Drohnen ausgelöst. Fliegt eine Drohne über eine Hecke mit Vogelnestern, verlassen die brütenden Vögel fluchtartig ihr Nest. Wenn die Störung zu lange dauert, kühlen die Eier aus und die Brut ist vernichtet. Aus diesem Grund sind Drohnen in Naturschutzgebieten und somit auch in der Spielburg verboten.

Eine weitere Beeinträchtigung geht von querfeldein fahrenden Mountainbikern aus. Die Stollenreifen schädigen auf Dauer den Magerrasen und zerstören die Pflanzendecke sowie Insekten samt Eiern und Larven. Daher die sind die wichtigsten Verhaltensregeln für Erholungssuchende: Auf den Wegen bleiben, Hunde an der Leine führen, keine Luftfahrzeuge betreiben und Radfahren nur auf mindestens zwei Meter breiten Feldwegen.

Hintergrundinformationen:

Hinweise für Besucherinnen und Besucher:

Die Spielburg ist von einem Parkplatz am westlichen Ortsrand von Hohenstaufen in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen. Von Göppingen fährt die Buslinie 13 nach Hohenstaufen. Im Naturschutzgebiet hat das Regierungspräsidium zwei Informationstafeln aufgestellt, die Wissenswertes zu Pflanzen und Tieren, eine Karte und Verhaltensregeln aufzeigen. Extra große, auffallende Verbotstafeln wurden zusätzlich installiert, die das Verlassen der Wege verhindern sollen. Das Kernstück der Spielburg ist der Aussichtspunkt mit den umgebenden Heide- und Steinbruchflächen. Von dort aus kann man ins Filstal hinuntersehen, die Schwäbische Alb von der Schildwacht in Geislingen an der Steige bis zum Rossberg bei Tübingen verfolgen, den Stuttgarter Fernsehturm erblicken und über die Schurwald-Höhen schweifen.

Spielburgscholle – geologische Besonderheit

Der markante Felsen der Spielburg ist vor etwa zweieinhalb Millionen Jahren als Scholle vom damals höheren Hohenstaufen abgeglitten. Durch diese geologische Besonderheit konnte sich hier im Albvorland ein kleiner Ausschnitt einer Alb-Heidelandschaft mit Kalkfelsen, Schutthalden und Kalk-Magerrasen bilden. Der Hohenstaufen reichte bei dem Bergrutsch noch bis in die Schichten des Weißjuras Delta hinauf. Die abgerutschte Spielburgscholle besteht deshalb auch aus höheren Weißjuragesteinen (Weißjura Delta), die an der Südwestflanke des Hohenstaufens mit einer Ausdehnung von 600 mal 130 Meter auf dem hier anstehenden Braunjura liegen. Ein Teil der Massenkalke aus dem Weißjura Delta hat sich durch Aufnahme von Magnesium in Dolomit verwandelt, der zu gelbem Sand verwittert. Der Spielburg sind große Mengen von Weißjura-Blockschutt vorgelagert, die im früheren Steinbruch zu sehen sind.

Zum Naturschutzgebiet Spielburg ist über den Publikationsdienst der LUBW (pudi.lubw.de) ein kostenloses Faltblatt erhältlich. Eine digitale Version des Faltblatts ist auf der Internetseite des Regierungspräsidiums Stuttgart unter Über uns > Abteilungen > Abteilung 5 - Umwelt > Referat 56 - Naturschutz und Landschaftspflege > Naturschutzgebiete > Falt- und Informationsblätter abrufbar.

Fotos:
Bild 1: Blick zum Naturschutzgebiet Spielburg (im Mittelgrund) mit Felsen und Kalk-Magerrasen, dahinter der Hohenstaufen, Quelle: NABU/Dirk Lederbogen (jpg, 4.3 MB)
Bild 2: In der einst vom Hohenstaufen abgeglittene Rutschscholle der Spielburg treten Weißjurafelsen zu Tage, Quelle: NABU/Dirk Lederbogen (jpg, 3.9 MB)
Bild 3: Die Kalk-Magerrasen im Naturschutzgebiet Spielburg beherbergen eine seltene Pflanzen- und Tierwelt, Quelle: RPS/Ingo Depner (jpg, 10.0 MB)
Bild 4: Tagpfauenauge auf Nickender Distel, Quelle: RPS/Ingo Depner (jpg, 5.5 MB)
Bild 5: Schachbrett auf Wiesen-Flockenblume, Quelle: RPS/Ingo Depner (jpg, 3.1 MB)
Bild 6: Das Naturschutzgebiet weist artenreiche Wiesen- und Heckenlandschaften auf, Quelle: RPS/Ingo Depner (jpg, 10.4 MB)
Bild 7: An den Zugängen zum Naturschutzgebiet stehen Informationstafeln. Alles Wichtige zum Gebiet und zum Verhalten im Schutzgebiet ist dort zusammengefasst. Quelle: RPS/Ingo Depner (jpg, 11.4 MB)