Das Regierungspräsidium Stuttgart (RPS) schließt – wie bereits im Frühjahr 2023 angekündigt – Ende Juli 2023 die temporäre Isolierunterkunft für Flüchtlinge in der Erstaufnahme (TIUF) endgültig. Das RPS hatte die TIUF für das Land Baden-Württemberg betrieben. Am 11. April 2020 war diese in einem ehemaligen Freizeitheim in Althütte-Sechselberg im Rems-Murr-Kreis eröffnet worden. Zu Beginn der Pandemie wurden dort Plätze geschaffen, um Geflüchtete aus allen Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten, zu versorgen und während der häuslichen Isolierung unterzubringen.
„Es herrschte während der Corona-Pandemie große Sorge vor Ansteckungen in den stark belegten Landeserstaufnahmeeinrichtungen. Außerdem war die Infrastruktur für eine häusliche Isolierung nicht optimal. Daher haben wir mit der landesweiten Isolierunterkunft eine Einrichtung geschaffen, die den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner und der Beschäftigten gleichermaßen gerecht wurde“, sagte die Stuttgarter Regierungspräsidentin Susanne Bay. Bay betonte, dass es zu Beginn nicht absehbar gewesen sei, dass die TIUF über drei Jahre zu betreiben gewesen sei – eine große Herausforderung für alle Beteiligte.
Nachdem die TIUF in Althütte-Sechselberg nicht mehr weiter betrieben werden konnte, war die Einrichtung Ende März 2021 nach Stuttgart umgezogen. Dort war sie bis April 2022 angesiedelt, zeitweise erfolgte eine gemeinsame Belegung mit der Landeshauptstadt Stuttgart. Seit April 2022 werden infizierte Personen und ihre Kontaktpersonen in einem angemieteten Hotel in Backnang im Rems-Murr-Kreis untergebracht.
Da sich der Umgang mit dem Coronavirus in den vergangenen drei Jahren laufend verändert hat, wurden die Maßnahmen stetig an die jeweils geltende Corona-Verordnung angepasst. Insgesamt wurden 4.556 Personen, vom Säugling bis zu hochbetagten Personen, in den drei Isolierunterkünften untergebracht, davon 2.708 positiv auf das Coronavirus getestete Personen und 1.848 Kontaktpersonen (Stand 27. Juli 2023).
Die höchste Tagesbelegung gab es im Februar 2022 mit 272 Personen. „Darüber, dass es im gesamten Zeitraum zu keinem Todesfall gekommen ist und nur sehr wenige Bewohnerinnen beziehungsweise Bewohner zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus eingeliefert werden mussten, sind wir sehr froh“, sagte die Regierungspräsidentin.
Nachdem sich die Lage entspannt hat, können die Erstaufnahmeeinrichtungen Corona-Infektionen auf dem eigenen Gelände bewältigen. Die dadurch entstandenen Kapazitäten in der TIUF wurden daher in den vergangenen Monaten genutzt, um insgesamt zusätzliche 268 geflüchtete Personen mit medizinischem oder pflegerischem Unterstützungsbedarf unterzubringen.
Zahlreiche Akteure waren bei der Unterbringung und Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner der TIUF beteiligt. Neben der Alltagsbetreuung, der medizinischen Betreuung, Ärztinnen und Ärzten auf Honorarbasis, Catering und Sicherheitsdienst hatte auch die Bundeswehr im Frühjahr 2020 Unterstützung geleistet.
„Wir danken allen Beteiligten nochmals ausdrücklich für ihre Solidarität, das herausragende Engagement und die Flexibilität. Wir bedanken uns auch beim Rems-Murr-Kreis, den Städten Stuttgart und Backnang sowie der Gemeinde Althütte für die sehr gute und konstruktive Zusammenarbeit. Es galt in den Krisen besonnen und lösungsorientiert zu agieren. Gemeinsam ist uns dies gelungen“, so Bay.
Hintergrundinformation:
Die Erstaufnahme von Flüchtlingen ist eine Aufgabe des Landes, die durch die vier Regierungspräsidien in Baden-Württemberg geleistet wird. Dabei erfolgt eine Unterbringung in den vier sogenannten Landeserstaufnahmeeinrichtungen (LEA) in Ellwangen, Freiburg, Karlsruhe und Sigmaringen. Hinzu kommt das Ankunftszentrum in Heidelberg und weitere Erstaufnahmeeinrichtungen. Zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wurden im Bereich der Erstaufnahme viele Maßnahmen ergriffen, um eine Ausbreitung des Virus in den LEAs zu verhindern. Zur Entlastung der dicht belegten Einrichtungen war die Unterbringung positiv getesteter Personen und deren Kontaktpersonen in den vergangenen drei Jahren – soweit möglich – außerhalb der LEAs in der eigens dafür geschaffenen Isoliereinrichtung vorgesehen.