Pressemitteilung

Das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 besteht am 21. Mai 2022 seit 30 Jahren

Im Heckengäu und im Schwarzwald gratulieren blumenbunte Mähwiesen zum 30. Geburtstag

Gezeichnete blaue Wildgänse fliegen über grüne Berge und Wasser, darunter der Schriftzug "Natura 2000"
Wiese mit weißen Blumen.

Europäisch geschützte Mähwiese Margerite

Menschengruppe am Rand einer Wiese

Fachexkursion der Naturschutzbehörden

Das Bild zeigt eine hohe Wiese mit verschiedenen Blumen.

Europäisch geschützte Mähwiese (Salbei, Hahnenfuß und Margerite)

Blaue Blumen auf einer Wiese.

Wiesen-Salbei - Salvia pratensis

Mit dem europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 hat die Europäische Union seit 30 Jahren die europäische Vielfalt an Lebensräumen und Arten im Auge. Neben Buchenwäldern und naturnahen Bächen gehören auch blumenbunte Mähwiesen zum Schutzgebietsnetz Natura 2000. In Baden-Württemberg und Bayern liegen deutschland- und europaweit die meisten Mähwiesen, die sich durch einen großen Artenreichtum auszeichnen. Wie der Name verrät, entstanden diese Wiesen durch das Mähen. Seit Jahrzehnten – manchmal Jahrhunderten – wurden die Wiesen zweimal im Jahr von den Landwirtinnen und Landwirten gemäht und das frische Gras oder das Heu zur Fütterung der Kühe im Winter abtransportiert.

Heutzutage sind die Mähwiesen ab Mai mit ihren bunten Blüten eine Augenweide: weiße Margeriten, gelber Bocksbart, lilane Glockenblumen und der bekannte Wiesen-Salbei sorgen beispielsweise für die farbenfrohe Mischung dieses Lebensraums.

Im Heckengäu und im Schwarzwald bereichern die Mähwiesen das Landschaftsbild für uns Menschen, aber nicht nur das: Sie dienen auch zahllosen Schmetterlingen, Käfern, Heuschrecken, Zikaden und Spinnen als Lebensraum. Auch Kleinsäuger und zahlreiche Vögel finden hier Nahrung und Schutz.

Rund um den europäischen Jahrestag Natura 2000 trafen sich Mitte Mai die Biologinnen und Landschaftsökologen der Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Karlsruhe und den Naturschutzbehörden der Landratsämter Enzkreis, Calw und Freudenstadt sowie der Stadt Pforzheim zu einer Fachexkursion. Hier wurden vor Ort unterschiedliche Mähwiesen begutachtet und deren Erhaltungszustand, also deren Artenvielfalt und Qualität eingeschätzt.

Diesen Erhaltungszustand stuften die Biologinnen und Biologen im Rahmen der Fachexkursion bei einigen Flächen leider auch als sehr schlecht ein. Die Gründe sind vielfältig: „Der Mähzeitpunkt kann zu früh oder viel zu spät liegen. Viele Kräuter vertragen keine dauerhafte Beweidung, außerdem komme viele Wiesenpflanzen mit zu viel Düngung nicht zurecht“, resümierten die Fachleute der Naturschutzbehörden. Sie konkretisierten gemeinsam die Möglichkeiten für eine angepasste Bewirtschaftung und tauschten sich über die finanziellen Fördermöglichkeiten für die Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter der Flächen aus, wobei hier besonders die Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielt. Darüber hinaus ist es notwendig die extensive Bewirtschaftung der Mähwiesen noch stärker in den Blick zu nehmen. Aber auch Hobbygärtnerinnen und Naturliebhaber müssen zukünftig informiert werden: auf zahlreichen Mähwiesen entstehen zunehmend Freizeitgrundstücke, hier werden die Naturschutzbehörden verstärkt informieren und auf die Flächeneigentümer zugehen.

Die fachübergreifende Zusammenarbeit von Naturschutz und Landwirtschaft auf allen Verwaltungsebenen soll zukünftig fortgesetzt und intensiviert werden. Gemeinsam mit einer guten Informationsarbeit und Beratung der Flächeneigentümer, Landwirten und Hobbygärtnern soll der negative Trend gestoppt werden, damit auch zukünftig noch viele dieser blumenbunten Mähwiesen alljährlich im Frühsommer erblühen.

Hintergrundinformation zum Erhaltungszustand von Mähwiesen

Bei den turnusmäßigen Berichtspflichten der Mitgliedsstaaten an die Europäische Union werden seit rund 20 Jahren die Erhaltungszustände der geschützten Lebensräume und Arten in einem Ampelsystem grün-gelb-rot bewertet. Der Erhaltungszustand der Mähwiesen hat sich in diesem Zeitraum verschlechtert und wird nun in der Kategorie rot als ungünstig bewertet. Die Europäische Union forderte Deutschland und damit auch Baden-Württemberg auf, die Maßnahmen die zur Erreichung eines günstigen Erhaltungszustands der Mähwiesen beitragen umzusetzen. Somit müssen auch die Mähwiesen, die sich in den letzten Jahren massiv verschlechtert haben, beziehungsweise verloren gegangen sind, wiederhergestellt werden. Nur so kann europäische Artenvielfalt als Naturerbe und menschliche Lebensgrundlage erhalten werden.

Links für Interessierte

“Bunte Wiesen“ Plakat der Naturschutzbehörde, Regierungspräsidium Karlsruhe
Download und Bestellung

Im Umwelt- und Datenservice Online Baden-Württemberg sind die Natura 2000-Schutzgebiete und die FFH-Mähwiesen (Natur und Landschaft - FFH-Mähwiesen), flurstücksgenau dargestellt.

Allgemeine Informationen zum Thema Natura 2000, eine nähere Beschreibung der Mähwiesen sowie Informationen zur Berichtspflicht an die Europäische Union und den Erhaltungszustand

Übersicht der FFH-Gebiete im Regierungsbezirk Karlsruhe mit Hinweisen zu den Managementplänen

Hintergrundinformation Natura 2000

Die Staaten der Europäischen Union haben sich mit der Naturschutzkonzeption Natura 2000 die Erhaltung der biologischen Vielfalt und damit die Bewahrung des Naturerbes in Europa für zukünftige Generationen zum Ziel gesetzt. Die FFH-Richtlinie (Fauna, Flora, Habitat) bildet gemeinsam mit der Vogelschutzrichtlinie das Schutzgebietsnetz Natura 2000. Die FFH-Richtlinie wurde am 21. Mai 1992 erlassen und komplettierte damit das europäische Schutzgebietsnetz. Die Vogelschutzrichtlinie wurde bereits 1979 erlassen.

In Baden-Württemberg gibt es insgesamt 212 FFH-Gebiete und 90 Vogelschutzgebiete. Zusammengenommen sind das rund 17,5 Prozent der Landesfläche Baden-Württembergs.

Im Regierungsbezirk Karlsruhe gibt es über 70 Natura 2000-Gebiete. Für jedes dieser Gebiete wurde ein Managementplan erstellt. Hier wurde der Bestand aufgenommen und bewertet, sowie die Maßnahmen zur Erhaltung und Entwicklung beschrieben.