Die Kiebitze sind wieder da

Wiesenbrüterprojekt im Regierungsbezirk Tübingen wird fortgesetzt.

Das Foto zeigt einen Kiebitz im Flug bei blauem Himmel

Kiebitz im Flug

Die Vorbereitungen für die kommende Brutsaison in den drei Projektgebieten zur Wiederansiedlung von Wiesenbrütern im Regierungsbezirk Tübingen laufen auf Hochtouren. Nachdem im letzten Jahr mehrere Kiebitze erfolgreich gebrütet haben, hat die Naturschutzverwaltung im Winter weitere Landschaftspflegemaßnahmen umgesetzt. Im Ammertal bei Tübingen, im „Gedüngten Ried“ zwischen Schemmerhofen-Ingerkingen und Ehingen-Volkersheim sowie am „Neunbrunnen“ bei Herbertingen-Hundersingen sind bereits die ersten Kiebitze aus ihren Überwinterungsquartieren eingetroffen.

Ab Mitte Februar sind die ersten Kiebitze in ihre letztjährigen Brutgebiete zurückgekehrt. Aufgrund der erfolgreichen Bruten im Vorjahr haben sich die Kiebitze den Brutplatz eingeprägt. Nun sammeln sie sich dort zur Partnersuche und vollführen ihre akrobatischen Balzflüge.

Diesen Winter wurden in den Projektgebieten weitere vorbereitende Arbeiten im Auftrag der Naturschutzbehörden umgesetzt: Spezialmaschinen schafften offene Bodenflächen mit flachen Wasserstellen. Außerdem sorgte die Naturschutzverwaltung dafür, dass möglichst wenig Gehölze im Umfeld stehen, die Beutegreifer gern als Ansitz nutzen. Die Maßnahmen sollen letztlich zu einem höheren Bruterfolg führen. Je mehr Kiebitzpaare im Trupp brüten, desto besser können sie sich gegen Feinde zur Wehr setzen. Das ist wichtig, da die Kiebitze ungeschützt am Boden brüten. Zur Brutsaison ab Mitte März müssen die Menschen Rücksicht nehmen, denn Lärm und freilaufende Hunde erschrecken die Tiere und gefährden ihre Jungen.

Die Naturschutzbehörden des Regierungspräsidiums Tübingen und der Landratsämter haben in den Projektgebieten im Ammertal bei Tübingen, im Naturschutzgebiet Gedüngtes Ried zwischen Ingerkingen und Volkersheim sowie am Neunbrunnen bei Hundersingen in den letzten drei Wintern verschiedene Maßnahmen umgesetzt, damit die vom Aussterben bedrohten Kiebitze wieder Heimat finden. Im Ammertal hat sich die Stadt Tübingen aktiv an den Maßnahmen beteiligt, die NABU Gruppen in Tübingen und in Mengen unterstützen zudem beim Monitoring der Tiere. Damit ist das Projekt ein wichtiger Beitrag, um neue Lebensräume für den zum „Vogel des Jahres 2024“ gewählten Kiebitz zu schaffen.

Von den Maßnahmen in den Projektgebieten profitieren weitere Vogelarten wie Waldwasserläufer, Flussuferläufer und Krickente. Erfreulicherweise waren in allen drei Projektgebieten im vergangenen Winter die ebenfalls bedrohten Zwergschnepfen zu Gast. Auch diese brauchen flach überstaute Uferbereiche mit kurzem Pflanzenbewuchs, um dort nach Insekten und Würmern zu stochern.

Damit die Flächen im Sommer nicht zuwachsen, sind in allen drei Projektgebieten Wasserbüffel „im Einsatz“. Die Weideflächen werden ab März umzäunt, um die Wasserbüffel an Ort und Stelle zu halten und den Kiebitz und seine Nester zu schützen. So kann ein hoher Bruterfolg erreicht werden, der die Population der Kiebitze wachsen lässt und in Zukunft vielleicht auch die Wiederbesiedlung weiterer Gebiete ermöglicht.

Hintergrundinformationen:

Da nasse Acker- und Grünlandflächen im gesamten Land immer seltener zu finden sind, ist der Kiebitz in Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht. Viele seiner ursprünglichen Lebensräume wurden trockengelegt oder sind verbuscht. Daher wurden 2021 im Rahmen des Artenschutzprogramms Projekte zur Wiederansiedlung der Kiebitze im Regierungsbezirk Tübingen ins Leben gerufen.

Im Rahmen der vierten öffentlichen Vogelwahl des NABU und seinem bayerischen Partner, dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), wurde der Kiebitz zum „Vogel des Jahres 2024“ gewählt. Informationen hierzu finden Sie unter https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/2024/index.html.

Projektgebiet im Ammertal

2022 wurde die vom Aussterben bedrohte Vogelart auf einer Ackerfläche beim Schwärzlocher Hof erfolgreich angesiedelt. Die im Vogelschutzgebiet „Schönbuch“ gelegene Fläche hatte das Land eigens für das Wiederansiedlungsprojekt erworben. Träger des Projekts sind die beiden Naturschutzbehörden des Regierungspräsidiums und des Landratsamts sowie die Stadt Tübingen und die NABU Ortsgruppe.

Im Projektgebiet Ammertal brüteten im Jahr 2023 bereits vier Kiebitz-Paare, die im Juni sieben flügge Jungen hatten. Seit 2023 sind über die Sommermonate Wasserbüffel auf der Weide. Besuchende können sowohl die Kiebitze als auch die Büffel von der Kiliansbrücke aus störungsfrei beobachten.

Projektgebiet im Naturschutzgebiet „Gedüngtes Ried“

Das Naturschutzgebiet „Gedüngtes Ried“ befindet sich zwischen Ingerkingen und Volkersheim. Die Flächen gehören dem Land und wurden als eine der Potentialflächen für den Kiebitz erkannt. Nach umfangreichen Landschaftspflegemaßnahmen haben im Jahr 2023 sechs Kiebitz-Paare gebrütet und mindestens elf Jungvögel wurden flügge. Seit letztem Jahr sind Wasserbüffel auf der Weide. Besucher können die Tiere von den oberhalb gelegenen Feldwegen abseits der Weide beobachten.

Projektgebiet am Neunbrunnen

Auf den Landesflächen am Neunbrunnen zwischen dem Mengener Ortsteil Beuren und Herbertingen-Hundersingen weiden bereits seit 2019 Wasserbüffel. Die Fläche eignet sich besonders gut für diese Art der Beweidung, weil sich sehr feuchte und trockene Bereiche auf kleiner Fläche abwechseln und die maschinelle Pflege erschwert ist. Umfangreiche Bodenmodellierungen haben wieder offene Wasserstellen geschaffen, dort wo das Wasser des Neunbrunnens zutage tritt. 2023 brüteten erstmals sechs Kiebitz-Paare und es konnten mindestens sechs flügge Jungvögel beobachtet werden. Zusammen mit dem engagierten Tierhalter vor Ort und den Ehrenamtlichen vom NABU wird das geeignetste Weide- und Zaunmanagement zum Schutz der Kiebitze erprobt.

Bildunterschrift:

Foto: Kiebitz im Flug, Fotografie: H. Götz

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