Pressemitteilung

Gemeinsam für die Artenvielfalt im Naturschutzgebiet Kniebis-Alexanderschanze

Unterzeichnung des öffentlich-rechtlichen Vertrags zur dauerhaften Beweidung der Grinden und Waldweiden mit Konik-Pferden

 

Am Mittwoch, 8. November 2023, unterzeichneten Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder, der Freudenstädter Oberbürgermeister Julian Osswald, Gabriele Wicht-Lückge von der Forstdirektion Freiburg sowie der Leiter des Nationalparks, Dr. Wolfgang Schlund und Dr. Marco Roller als Vertreter des Zoos Karlsruhe den öffentlich-rechtlichen Vertrag, mit dem sich die Behörden und Organisationen zur dauerhaften Beweidung der Grinden und Waldweide im Naturschutzgebiet Kniebis-Alexanderschanze im Landkreis Freudenstadt verpflichten.

Ziel ist es durch die Beweidung ein Mosaik aus besonnten, trockenen Heideflächen, feuchten Nasswiesen, Gebüschen und Einzelbäumen bis hin zu halboffenen Waldflächen zu entwickeln. Diese Vielfalt bietet Kreuzotter, Baumpieper und Auerhuhn, stellvertretend für zahlreiche andere Tier- und Pflanzenarten, (Über-) Lebensräume.

Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder betont: „Die Herausforderung die Artenvielfalt im Naturschutzgebiet zu erhalten kann nur durch gemeinsame Anstrengung über die Verwaltungsebenen und Fachbereiche hinweg gelingen. Im Naturschutzgebiet Kniebis-Alexanderschanze konkretisieren wir unsere Zusammenarbeit nun mit dem öffentlich-rechtlichen Vertrag, um die Grinden und die Waldweide dauerhaft mit Konik-Pferden zu beweiden.“

Die Beweidung wird aus Finanzmitteln des Landes im Rahmen der Landschaftspflegerichtlinie und von der Stadt Freudenstadt im Rahmen des Ökokontos finanziert.

Die landeseigenen und kommunalen Flächen im Naturschutzgebiet an der Kreuzung der B 500 und B 28 werden seit 2021 bereits im Auftrag des Naturschutzreferats am Regierungspräsidium Karlsruhe beweidet. Nach dem Rückschnitt von Gehölzen und Einzelbäumen durch das Forstamt der Stadt Freudenstadt im Winter 2022 wurden die Weideflächen erweitert. Nun werden die Flächen mit Zustimmung der Forstdirektion um Waldbereiche erweitert. Sechs Konik-Pferde (drei Erwachsene und drei Fohlen) werden ganzjährig die Flächen beweiden. Diese stammen aus einer Nachzucht aus dem Zoo Karlsruhe. Die Mitarbeiter des Nationalparks übernehmen das Beweidungsmanagement. Sie steuern die Beweidungsdauer von Teilflächen und stellen die tägliche Betreuung der Tiere sicher.

Mit der vergangenen und zukünftigen Gehölzpflege sicherte sich die Stadt Freudenstadt, in Absprache mit der Naturschutzverwaltung auch Ökopunkte für ihr kommunales Ökokonto. Das heißt konkret: Wenn die Gemeinde zukünftig mit neuen Bauvorhaben in die Landschaft eingreifen will, kann sie im Rahmen der naturschutzfachlichen Eingriffsregelung auf schon vorhandene Ökopunkte zurückgreifen. So unterstützt die Stadt aktiv den Artenschutz und trägt gleichzeitig Sorge für die zukünftige Kommunalentwicklung.

Angepasste Landschaftspflege ist aktiver Artenschutz und dient der Erhaltung unserer heimischen biologischen Artenvielfalt. Im Naturschutzgebiet Kniebis-Alexanderschanze wird dies von Kommune, Naturschutz- und Forstverwaltung gemeinsam umgesetzt.

Hintergrund: Die Beweidung der Heiden und Grinden mit Konik-Pferden

Koniks sind als Nachzucht ehemaliger Wildpferde heute in zahlreichen Naturschutzgebieten in Deutschland im Einsatz. Die Beweidung der offenen Grindenflächen hat sich auch im Nationalpark Nordschwarzwald bereits bewährt. Auf der Weide entstehen durch das Abfressen, den Einstand und Begang der Tiere aber auch das Abkoten eine Vielzahl an Strukturen: offene Bodenstellen, kurzrasige Wiesen, besonnte Steine, trockene Heide. All dies sind Lebensräume für zahlreiche Vogelarten und Insekten. Beispielsweise finden Baumpieper Nahrung und Brutplätze. Besonders an Steinriegeln und offenen Sonnenplätze auf den Weiden findet die stark gefährdete Kreuzotter ihren Lebensraum.

Koniks sind sehr robust und widerstandfähig gegen Kälte und Wind. Sie sind genügsam und fressen hauptsächlich Gräser, aber auch Wurzeln von Kräutern oder schälen Rinde ab. Selbst unter einer Schneedecke scharren sie nach Futter. Durch ihren starken Herdentrieb und die gutmütige Art ist das Beweidungsmanagement unproblematisch und soll im Naturschutzgebiet Kniebis-Alexanderschanze erweitert werden.

Hintergrund: Naturschutzgebiet Kniebis-Alexanderschanze

Das Naturschutzgebiet „Kniebis-Alexanderschanze“ wurde 1996 ausgewiesen und im Zuge der Ausweisung des Nationalparks verkleinert. Die 130 Hektar große Fläche umfasst ein Gebiet, das als historisch gewachsene Kulturlandschaft ein kleinräumiges, vielfältiges Mosaik umfasst aus artenreichen Wiesen, kurzrasigen Borstgrasrasen, trockenen und feuchten Heideflächen sowie Gebüschen und Wäldern.

Mit der Meldung von Flora-Fauna-Habitat-Gebieten (FFH-Gebiete) und Vogelschutzgebieten für das europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000, steht das Naturschutzgebiet seit fast 20 Jahren auch unter europäischem Schutz. Es gehört zum FFH-Gebiet „Wilder See Hornisgrinde und Oberes Murgtal“ sowie zum Vogelschutzgebiet „Nordschwarzwald“.

Karte, Verordnung und Würdigung für das Naturschutzgebie