Bereits Ende Oktober 2024 sind die Erprobungsarbeiten im Projekt LIFE MooReKa zur Moorrevitalisierung Kaltenbronn - Hohlohmoor vor Ort angelaufen (Pressemitteilung vom 25. Oktober 2024).
Bei der gestrigen Baustellenbegehung, 6. November 2024, wurden die Projektpartner von Medienvertretern begleitet, um gemeinsam den Stand der Erprobungsarbeiten zu besichtigen. An der Baustellentafel am Waldweg informierten sie sich über das Projekt und den Wassermangel, an dem die Moore am Kaltenbronn leiden. Grabensperren in den menschengemachten Entwässerungsgräben sollen künftig für die Vernässung der Moore sorgen.
Anschließend ging die Gruppe in die Moorfläche. Der beauftragte Wasserbauingenieur bat um Vorsicht, da die aus früheren Zeiten stammenden Entwässerungsgräben unterirdisch noch Wasser führen. Was oberflächlich wie ein geschlossener Boden aussieht, kann sich beim Tritt als Graben erweisen und man könnte versinken. Wie der Wasserbauingenieur weiter berichtete, wurden bereits drei Grabensperren von der beauftragten Baufirma eingebaut. Die Grabensperren werden nach dem Einbau mit Torfsoden abgedeckt, um die Haltbarkeit und Dichtigkeit zu gewährleisten. Die Teilnehmenden konnten den Verlauf der Entwässerungsgräben und die querlaufende Grabensperre an der Oberfläche gut erkennen. Die Projektpartner, die Naturschutzbehörde im Regierungspräsidium, die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg und ForstBW tauschten sich mit dem Wasserbauingenieur und der Baufirma über Details zur Verarbeitung des Material und zur Vorgehensweise bei den Erprobungsarbeiten aus. Insgesamt sollen bis Ende November 2024 neun weitere Grabensperren gebaut werden. Dann wird das Moor wieder der Natur überlassen. Die Sperren verhindern, dass das Niederschlagswasser schnell aus dem Moor abfließt.
Der Wasserbauingenieur leitet die Bauarbeiten vor Ort fachlich an und dokumentiert den Ablauf. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg ist ebenfalls vor Ort und gewährleistet die ökologische Baubegleitung. ForstBW hat vorausgehend Gehölze rückgeschnitten, um die Bauorte zugänglich zu machen.
Die Erprobungsarbeiten sind nützlich, um Erfahrungen zum moorigen Untergrund im Gebiet, zur Einsetzbarkeit von Maschinen und den verwendeten Materialien zu liefern. Die Erfahrungen werden im nächsten Jahr in die Planung der zukünftigen umfangreicheren Vernässungsarbeiten einfließen.
Mit dem EU-kofinanzierten Projekt LIFE MooReKa Moorrevitalisierung Kaltenbronn-Hohlohmoor soll durch den Bau von Grabensperren die Wasserversorgung des Moores verbessert werden. Das Moor leidet unter Wasserknappheit. Nur mit ausreichend Wasser kann sich das Moor wieder regenerieren und wertvoller Lebensraum für spezialisierte Pflanzen und Tiere und auch den Menschen bleiben. Als weitergehende Information stehen auf der Projektseite auch ein Erklärfilm sowie eine aktualisierte Fragen-Antwort-Liste bereit.
Bild 1: Projektpartner und Medienvertreter besichtigen eine fertige Grabensperre
Bild 2: Zuerst schält der Moorbagger vorsichtig die oberste Moorbodenschicht ab und lagert diese seitlich. Nach dem Einbau der Grabensperre wird sie mit dieser Moorbodenschicht wieder abgedeckt
Hintergrundinformationen
Warum das Hohlohmoor dringend Unterstützung braucht: Der Erklärfilm zeigt sehr eindrücklich die aktuelle Wassersituation der Moore am Kaltenbronn. Ein aus historischer Zeit stammendes Entwässerungssystem ist noch immer funktionsfähig, sodass Niederschlagswasser unnatürlich schnell aus dem Moor herausfließt. Die im Projekt geplanten Grabensperren sollen künftig dafür sorgen, dass das Regenwasser länger im Moor verbleibt, sich verteilt und nur langsam ins Tal sickert. Durch das lebensnotwendige Wasser wird sich das Moor nach der erlittenen historischen Entwässerung in Teilen wieder regenerieren können.
Warum ist die Revitalisierung der Hochmoore am Kaltenbronn nötig?
Der Kaltenbronn im Nordschwarzwald ist ganzjährig ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel. Was für viele Erholungssuchende und Wanderer der Inbegriff einer urtümlichen und natürlichen Moor-Landschaft ist, ist für Moorkundler ein geschädigtes Ökosystem. Aufgrund eines großen Netzes an Entwässerungsgräben haben die Hochmoore am Kaltenbronn mit Wassermangel zu kämpfen. Die einst ausgedehnten, offenen Moorflächen schrumpfen seit langem und werden von Gehölzen überwachsen. Die Moore am Kaltenbronn sind daher in einem zunehmend ungünstigen ökologischen Zustand, so dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Ziel des LIFE Projektes ist die Erhaltung der ausgedehnten Moore im Natur- und Waldschutzgebiet Kaltenbronn und damit auch der Schutz der Lebensräume für die typischen Tier- und Pflanzenarten.
Überblick über die Projektlaufzeit: Bis zum Projektende 2028 gilt es über 50 einzelne Meilensteine zu erreichen. Der wasserrechtliche Antrag für das umfangreichere Vernässungsvorhaben soll 2025 bei der Wasserrechtsbehörde im Landratsamt Rastatt gestellt werden. Die Durchführung der Vernässungsarbeiten wird im Spätsommer 2026 beginnen. Die bereits im Vorfeld der Antragsstellung gegründeten projektbegleitenden Gruppen werden während der Projektlaufzeit kontinuierlich informiert und beteiligt. Die Öffentlichkeitsarbeit erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Infozentrum Kaltenbronn. Interessierte können sich auf der Projektseite informieren. Ab Frühjahr 2025 werden außerdem projektspezifische Veranstaltungen angeboten.
Was ist LIFE Natur?
Das LIFE (L'Instrument Financier pour l'Environnement) Förderprogramm fördert Umweltschutzbelange. Der Förderbereich "LIFE Natur und Biodiversität" dient der Erhaltung der Artenvielfalt und dem Schutz von Arten und Lebensräumen. Die EU fördert Maßnahmen bis zu 75 Prozent. Der Eigenanteil muss vom Antragssteller oder von Ko-Finanzierern getragen werden. Das Land Baden-Württemberg stellt regelmäßig LIFE-Anträge und hat in den letzten Jahrzehnten erfolgreich LIFE-Projekte umgesetzt. Mit einem LIFE-Projekt entsteht auch ein wichtiger Impuls in der Region. Als Leuchtturmprojekte bekommen LIFE-Projekte stets eine besondere nationale und europaweite Aufmerksamkeit.
Beispiele für aktuelle und abgeschlossene LIFE-Projekte in Baden-Württemberg