Pressemitteilung

Naturschutzgebiet „Essigberg“: Esel beweiden die insektenreichen Magerrasen

Regierungspräsidium Karlsruhe bittet Erholungssuchende auf den Wegen zu bleiben

Pyrenäen- und Zamorano-Esel weiden gemeinsam im NSG Essigberg

Pyrenäen- und Zamorano-Esel weiden gemeinsam im NSG Essigberg

Magerrasen am Waldrand im NSG Essigberg

Magerrasen am Waldrand im NSG Essigberg

Zypressen-Wolfsmilch

Zypressen-Wolfsmilch

Seit einigen Wochen weiden wieder vier Esel auf den Magerrasen im Naturschutzgebiet „Essigberg“ zwischen Keltern und Birkenfeld-Obernhausen im Enzkreis. Die Weide am Südhang des Essigbergs ist zum Schutz der Tiere mit einem Elektrozaun eingezäunt. Das Betreten der Weide ist für Spaziergänger verboten.

Die Beweidung wird von einem ortsansässigen Landwirt aus Keltern im Auftrag des Naturschutzreferats am Regierungspräsidium Karlsruhe umgesetzt. Mit dieser Zusammenarbeit wird die langjährige Landschaftspflege der artenreichen und geschützten Magerrasen fortgeführt. Ziel ist es, diese offen zu halten, das Zuwachsen mit Gehölzen zu verhindern und den Lebensraum für die seltenen Tiere und Pflanzen der Magerrasen dauerhaft zu erhalten. Um den Erfolg der Beweidung zu bewerten, hat das Naturschutzreferat eine Biologin beauftragt, die regelmäßig die Pflanzenvielfalt der Magerrasen am Essigberg kontrolliert.

Zuletzt musste jedoch festgestellt werden, dass Spaziergänger den Elektrozaun überwunden und auch das Weidetor geöffnet haben. Dies ist lebensgefährlich für Mensch und Tier. Neben Stromstößen kann es zu Verkehrsunfällen kommen, wenn die Esel entlaufen und auf die nahegelegenen Straßen gelangen. Das Naturschutzreferat bittet die Erholungssuchenden daher auf den Wegen zu bleiben. Sollten Stichwege benutzt werden, müssen diese auch wieder zurückgegangen werden

Erholungssuchende und Spaziergänger können auf einem rund fünf Kilometer langen Rundweg das Naturschutzgebiet „Essigberg“ erkunden. Im Süden führt der Weg in der Bachaue und am Waldrand vorbei. Im Norden geht der Weg vorbei an Wiesen und Magerrasen. Die Runde ist im Faltblatt „Naturschutzgebiet Essigberg: Obstbäume und Orchideen, Waldheiden und Wiesentäler“ eingezeichnet. Das Faltblatt ist voraussichtlich ab Freitag, 16. Juli 2021, bei der Gemeinde Keltern in den Rathäusern Dietlingen und Ellmendingen erhältlich und kann ohne Termin abgeholt werden.

Hintergrundinformationen zum Naturschutzgebiet „Essigberg“

Die Waldlichtung am Südwesthang des Essigberges im Naturschutzgebiet birgt ein vegetationskundliches Juwel: Die Reste einer Heide. Auf wechselfeuchtem staunassem Boden entwickelte sich hier im Laufe der Zeit ein Pfeifengras-Magerrasen. Hier wachsen Pflanzen nasser und trockener Standorte gemeinsam: Pfeifengras, Sumpf-Kreuzblümchen, daneben Aufrechte Trespe, Salomonssiegel und Zypressen-Wolfsmilch. Etliche der dort vorkommenden Pflanzen und mit ihnen zahlreiche Insekten sind geschützt und in ihrem Überleben gefährdet. Die angepasste Landschaftspflege des Magerrasens sorgt dafür, dass diese Pflanzen und Tiere dauerhaft als unsere heimische biologische Vielfalt erhalten bleiben.

Der Magerrasen am Südwesthang des Essigberges entstand durch jahrhundertelange Beweidung. Als diese Nutzung aufgegeben wurde, wuchs die Fläche allmählich mit Bäumen zu. Ein Wirbelsturm verwüstete im Jahre 1968 den Wald und die Fläche wurde wieder lichter. Danach wurde nur ein Teil dieser Fläche aufgeforstet, so dass bis heute ein Relikt alter Landnutzung erhalten blieb.

Seite vielen Jahren beauftragt die Naturschutzverwaltung erneut die Beweidung: Da die Fläche für Wanderschäfer zu abgelegen und klein ist, weideten dort zunächst Hinterwälder-Rinder. Dies hatte sich sehr gut bewährt und die seltenen Pflanzenarten konnten überleben. Der Aufwuchs verringerte sich durch die trockenen Sommer und die Beweidung wurde im letzten Jahr auf die genügsameren Esel umgestellt. Aktuell weiden drei Pyrenäen-Esel und ein Zamorano-Esel gemeinsam auf der Weide.

Warum die Landschaftspflege mit Eseln schön macht

Die Esel am Essigberg sind nur Sommergäste: Im Winter bringt der beauftragte Landwirt sie wieder in ihr Zuhause im Schwarzwald. Hier bekommen sie im Frühjahr ihre Jungen und ziehen sie groß. Die pflegenden Wirkstoffe der Eselmilch sind seit Jahrtausenden bekannt. Wer denkt da nicht an den Mythos der ägyptischen Kaiserin Cleopatra, die angeblich ihre Schönheit durch Bäder in Eselmilch und Honig pflegte. In einer kleinen Manufaktur im Schwarzwald wird die Eselmilch der Stuten vom Essigberg zu hochwertigen Pflegprodukten, wie Eselmilch-Seife, verarbeitet.

Europäisches Naturerbe

Das Naturschutzgebiet „Essigberg“ liegt zwischen Keltern und Birkenfeld-Obernhausen im Enzkreis. Es wurde 1991 in seiner heutigen Größe von 120 Hektar ausgewiesen. Bereits in den 1950er Jahren wurden über 40 Hektar der orchideenreichen Magerrasen unter Schutz gestellt. Heute umfasst das Naturschutzgebiet ein Mosaik aus Wäldern, Bächen und Quellen, Wiesen und Weiden. Mit der Meldung von Flora-Fauna-Habitat(FFH)-Gebieten für das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 steht das Naturschutzgebiet seit fast 20 Jahren auch unter europäischen Schutz. Es gehört zu dem FFH-Gebiet „Pfinzgau Ost“. Die Magerrasen am Essigberg stehen somit auch unter europäischem Schutz und das Land Baden-Württemberg trägt die Sorge für die Erhaltung und Entwicklung dieser Lebensräume.

Weitere Links und Informationen

Lage und Karten der Schutzgebiete
Würdigung und Verordnung des Naturschutzgebietes „Essigberg“
Natura 2000-Managementplan für das FFH-Gebiet „Pfinzgau Ost“
Faltblatt Naturschutzgebiet Essigberg mit Karte und Spazierweg (pdf, 1.9 MB)