Pressemitteilung

Naturschutzgebiet Roßweiher im Enzkreis bei Maulbronn: Wasserstand des Roßweihers wird seit Mitte Juni 2023 zur Erhaltung der heimischen Artenvielfalt gesenkt

Infoveranstaltung mit dem Ökomobil am 7. Juli 2023 um 15 Uhr am Roßweiher

 

Bei der Teilsömmerung der Weiher im Naturschutzgebiet Roßweiher fallen die Schlammflächen am Ufer trocken.

Die Zypergras-Segge ist eine seltene und unscheinbare Teichbodenpflanze, die auf den trocken gefallenen Schlammflächen erblüht.

Seit Mitte Juni wird der Wasserspiegel des Roßweihers im gleichnamigen Naturschutzgebiet Roßweiher, östlich von Maulbronn im Enzkreis, gesenkt. Das Naturschutzreferat im Regierungspräsidium Karlsruhe sorgt mit dieser regelmäßigen Wasserstandsregulierung wirkungsvoll dafür, dass die heimische Artenvielfalt im Roßweiher erhalten bleibt. Die letzte Teilsömmerung fand 2017 statt.

Die Senkung des Wasserstandes in den Sommermonaten in Fischteichen wird als Teilsömmerung bezeichnet und ist mit den zuständigen Behörden, Naturschutzverbänden und dem örtlichen Anglerverein abgestimmt.

Besucherinnen und Besucher können seit Mitte Juni beobachten, wie sich der Teichboden des Roßweihers nach und nach verändert. Ein Informationsschild erklärt vor Ort die Teilsömmerung. Interessierte können sich außerdem über das Naturschutzgebiet und zur Teilsömmerung bei einer Informationsveranstaltung des Regierungspräsidiums Karlsruhe mit dem Ökomobil vor Ort am Roßweiher am Freitag, 7. Juli 2023, um 15 Uhr, informieren und Fragen stellen. Treffpunkt ist das Wegekreuz im Norden des Naturschutzgebietes Roßweiher Anfahrt über Wilhelmshöhe, Maulbronn. Vor Ort stehen keine Parkplätze zur Verfügung.

Hintergrundinformationen zur Teilsömmerung

Was für Besucherinnen und Besucher auf den ersten Blick irritierend erscheinen könnte, ist für die heimische Artenvielfalt überlebenswichtig: Bei einer Teilsömmerung wird im Frühsommer das Wasser eines Weihers teilweise abgelassen. Der Teichboden trocknet nach und nach aus. Jetzt beginnt die Zeit der Teichbodenpflanzen. Erst wenn der Wasserstand alle fünf bis sechs Jahre in den Sommermonaten sinkt und auf rund ein Drittel des ursprünglichen Standes verringert wird, können die Teichbodenpflanzen wieder aufwachsen. Zypergras-Segge, Eiförmige Sumpfbinse oder der Strahlende Zweizahn sind sehr selten und sind Teile der europäisch geschützten Teichbodengesellschaften. Die seltene Teichbodenvegetation ist genau daran angepasst, Trockenphasen in natürlichen Gewässern zu nutzen, um dort in kürzester Zeit zu wachsen, zu blühen und neue Samen zu bilden. An Weihern, wie dem von den Zisterziensermönchen angelegten Roßweiher, muss etwas nachgeholfen werden: Hier wird der Wasserstand über einen sogenannten „Mönch“, ein Ablassbauwerk, reguliert. Die Naturschutzbehörde senkt derzeit alle paar Jahre von Mitte Juni bis Herbst den Wasserspiegel, so dass die Teichbodenpflanzen sich vermehren können. Nicht nur die Namen der Teichbodenpflanzen sind besonders: Eiförmige Sumpfbinse, Strahlender Zweizahn, Strandampfer oder die Zyperngras-Segge auch die gesamte Pflanzengemeinschaft ist sehr selten. Darüber hinaus wirkt die Sömmerung der Verlandung des Roßweihers entgegen: Der trockenliegende Schlamm wird mit Sauerstoff versorgt und kann sich dadurch abbauen. Diesen Effekt nutzten die Zisterziensermöche schon vor vielen hundert Jahren.

Von der Teilsömmerung profitieren auch im Folgejahr zahlreiche weitere Arten: Untersuchungen haben gezeigt, dass die Lebensbedingungen im Jahr nach einer Teilsömmerung für verschiedene Amphibien- und Libellenarten besonders günstig sind, vor allem für sogenannte „Pionierarten“, zum Beispiel den Laubfrosch. Die Teilsömmerung trägt daher dazu bei, die heimische Artenvielfalt dauerhaft zu erhalten!

Historische Sömmerung seit über 800 Jahren

Der im gleichnamigen Naturschutzgebiet Roßweiher gelegene, ehemalige Klosterweiher zeichnet sich schon lange durch seine außergewöhnliche Pflanzenwelt aus. Schon die Zisterzienser-Mönche, die das Gewässer Ende des 12. Jahrhunderts anlegten, ließen in den Sommermonaten in mehrjährigen Abständen das Wasser im Teich ab. Die Teichbodenvegetation konnte sich durch diese Bewirtschaftungsform im Laufe der Jahrhunderte entwickeln. Die Sömmerung diente damals in erster Linie dazu, der Schlammbildung vorzubeugen und Fischkrankheiten zu bekämpfen, um die Qualität des Fischgewässers aufrecht zu erhalten. Damals standen die Fischerträge und Fischgesundheit im Vordergrund. Gleichzeitig wurden dadurch aber auch die seltenen Teichbodenpflanzen begünstigt. Aus diesem Grund ist die Sömmerung bzw. Teil-Sömmerung in mehrjährigen Abständen auch heute noch zentraler Bestandteil des Biotopmanagements des Roßweihers.

Weitere Informationen

Broschüre Naturschutzgebiete rund um Maulbronn (als Download einsehbar)

Grenzen und Verordnung des Naturschutzgebietes