Pressemitteilung

Naturschutzgebiet „Sandheiden und Dünen bei Sandweier und Iffezheim“

Landschaftspflegearbeiten zum Erhalt der Artenvielfalt und der Herstellung artenreicher Sandrasen auf Flugsanddünen bis voraussichtlich 10. März 2023

 

Nördlich von Sandweier, nahe der Bundesautobahn (BAB) 5, liegt ein artenschutzfachliches Juwel: Das Naturschutzgebiet „Sandheiden und Dünen bei Sandweier und Iffezheim“ mit seinen europäisch geschützten Sandrasen auf Binnendünen. Damit sich diese artenreichen Sandrasen auch in Zukunft positiv entwickeln können, finden aktuell und bis voraussichtlich Freitag, 10. März 2023, Landschaftspflegearbeiten statt. Die Arbeiten sind mit der städtischen Forstverwaltung abgestimmt.

Im Auftrag des Naturschutzreferats im Regierungspräsidium Karlsruhe wird die im Gebiet ansässige Schäferei circa 100 bis 150 Robinien ringeln. Dadurch wird mittelfristig der Sandrasen unter den Bäumen verbessert und zum Teil wiederhergestellt werden. Sandrasen zeichnen sich durch extreme Nährstoffarmut und Trockenheit der Böden sowie durch große sommerliche Hitze aus. Die invasive, nichtheimische Robinie reichert jedoch über ihre Wurzeln Stickstoff im Boden an und beschattet die Flächen zusätzlich. Mit diesen Eigenschaften verschlechtern Robinien die Lebensbedingungen für die im Naturschutzgebiet vorkommenden auf nährstoffarme, warme Sandflächen spezialisierten Pflanzen, Schmetterlinge, Wildbienen, Heuschrecken und Käfer.

Das Fällen der Bäume kann dazu führen, dass der Baum aus den Wurzeln oder Wurzelresten wieder und sogar vermehrt austreibt. Das Ringeln sorgt dagegen dafür, dass der Baum Speicherstoffe aus den Wurzeln in die Krone transportiert. In der Regel können die Bäume dann nach drei bis vier Jahren gefällt werden, ohne dass sich die Baumart durch Wurzelbrut wieder vermehrt. Die abgestorbenen Stämme können als Totholz auf der Fläche erhalten bleiben.

Die Sandrasen im Naturschutzgebiet gedeihen auf sogenannten Flugsanddünen, die in der letzten Eiszeit vor mehr als 10.000 Jahren durch das Verwehen von Sanden entstanden sind. Die Dünenzüge im Wald gehören mit teilweise über 20 Meter Höhe sogar zu den höchsten in Baden-Württemberg.

Auf den Binnendünen im Offenland kommen neben typischen Gräsern viele einjährige, niedrigwüchsige und trockenheitsresistente Pflanzenarten vor. Besonders das Berg-Sandglöckchen fällt mit seinen blauen, körbchenförmigen Blütenständen im Sommer im Gebiet auf. Die auf den mageren Böden oft nur kleinwüchsige Pflanze hat bis zu 1 Meter tief reichende Wurzeln, um an Wasser und Nährstoffe in tiefen Bodenschichten zu gelangen.

Da die Flugsanddünen in unserer Kulturlandschaft natürlicherweise selten sind und viele Standorte versiegelt oder landwirtschaftlich genutzt wurden, sind die Sandrasen mit ihrer typischen Tier- und Pflanzengesellschaft selten und besonders geschützt. Mit den aktuellen Landschaftspflegearbeiten im Bereich der großen Schaf- und Ziegenkoppel kommt das Naturschutzreferat im Regierungspräsidium auch der Verpflichtung nach, die europäisch geschützten Lebensräume wiederherzustellen und die Gesamtfläche des Lebensraumes im Regierungsbezirk zu vergrößern. Die Landschaftspflege in Schutzgebieten ist aktiver Artenschutz und sorgt für die Erhaltung unserer heimischen biologischen Vielfalt.

Hintergrundinformationen Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet

Das Naturschutzgebiet „Sandheiden und Dünen bei Sandweier und Iffezheim“ wurde 2011 ausgewiesen und ist mit rund 238 Hektar groß. Mit der Meldung von Flora-Fauna-Habitat-Gebieten (FFH-Gebiete) für das europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 steht das Naturschutzgebiet seit 2015 auch unter europäischem Schutz. Es gehört zum FFH-Gebiet „Rheinniederung und Hardtebene zwischen Lichtenau und Iffezheim“.

Karte sowie die Würdigung und die Verordnung des Naturschutzgebiets „Sandheiden und Dünen bei Sandweier und Iffezheim“

Natura 2000-Managementplan für das FFH-Gebiet