Pressemitteilung

Naturschutzgebiet Viehwäldchen, Apfelkammer, Neuwäldchen

Landschaftspflegearbeiten zum Erhalt der Artenvielfalt und der Herstellung neuer artenreicher Sandrasen auf der Flugsanddüne beginnen voraussichtlich ab 11. Januar 2023

Die Sand-Silberscharte blüht im Hochsommer auf den trockenen, sonnigen Sanden.

Südlich des Viernheimer Kreuzes, nahe der Bundesautobahn 6, liegt ein artenschutzfachliches Juwel: Das Naturschutzgebiet „Viehwäldchen, Apfelkammer, Neuwäldchen“ mit seinen europäisch geschützten Sandrasen. Damit sich diese artenreichen Sandrasen auch in Zukunft positiv entwickeln können, finden voraussichtlich ab 11. Januar 2023, umfangreiche Landschaftspflegearbeiten statt. Die Arbeiten sind mit dem Umweltamt der Stadt Mannheim und der städtischen Forstverwaltung abgestimmt.

Im Auftrag des Naturschutzreferats im Regierungspräsidium Karlsruhe wird die Firma Böttinger aus Dossenheim einen kleineren Teil der am Ostrand des Naturschutzgebiets wachsenden Robinien mitsamt den Wurzelstöcken roden. Anschließend wird der nährstoffreiche Oberboden abgeschoben, um wieder offene und nährstoffarme Sandflächen zu schaffen. Im Laufe des Jahres 2023 werden nachtreibende Gehölze entfernt. Danach werden die rund 0,7 Hektar großen neu geschaffenen Sandflächen mit Saatgut aus dem nahegelegenen Naturschutzgebiet „Sandhausener Dünen Pferdstrieb“ wieder angesät. Die neu entstehenden Sandrasen stellen einen wertvollen Lebensraum für Pflanzen und zahlreiche Schmetterlinge, Wildbienen, Heuschrecken und Käfer dar.

Die Robinie ist eine invasive, aus Nordamerika stammende, nicht einheimische Baumart, die über ihre Wurzeln Stickstoff im Boden anreichert. Mit diesen Eigenschaften verschlechtern Robinien die Lebensbedingungen für die im Naturschutzgebiet vorkommenden Tier- und Pflanzenarten, die auf nährstoffarme Sandflächen angewiesen sind.

Die Sandrasen im Naturschutzgebiet Viehwäldchen gedeihen auf einer sogenannten Flugsanddüne, die in der letzten Eiszeit vor mehr als 10.000 Jahren durch das Verwehen von Sanden entstanden ist und sich bis zu einer Höhe von 10 Metern über das Umland erhebt. Sand-Thymian, Steppen-Wolfsmilch, Sonnenröschen oder Sand-Silberscharte lassen mit ihren deutschen Pflanzennamen schon die Bedingungen erahnen, unter welchen diese am besten wachsen. Sandrasen zeichnen sich durch extreme Nährstoffarmut und Trockenheit der Böden sowie durch große sommerliche Hitze aus.

Da diese Lebensräume in unserer Kulturlandschaft sehr selten geworden sind und zahlreiche Pflanzen der Sandrasen auch nur auf diesen vorkommen, sind die Sandrasen mit ihrer typischen Tier- und Pflanzengesellschaft besonders geschützt. Mit den aktuellen Landschaftspflegearbeiten, die inselartig im Bereich der Dünenkuppe stattfinden, kommt das Naturschutzreferat im Regierungspräsidium auch der Verpflichtung nach, die europäisch geschützten Lebensräume wiederherzustellen und die Gesamtfläche des Lebensraumes im Regierungsbezirk zu vergrößern.

Die Landschaftspflege in Schutzgebieten ist aktiver Artenschutz und sorgt für die Erhaltung unserer heimischen biologischen Vielfalt.

Hintergrundinformationen Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet

Das Naturschutzgebiet „Viehwäldchen, Apfelkammer, Neuwäldchen“ wurde 1993 ausgewiesen und ist mit rund 38 Hektar eines der kleineren Naturschutzgebiete im Land. Mit der Meldung von Flora-Fauna-Habitat-Gebieten (FFH-Gebiete) für das europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 steht das Naturschutzgebiet seit fast 20 Jahren auch unter europäischem Schutz. Es gehört zum FFH-Gebiet „Sandgebiete zwischen Mannheim und Sandhausen“.

Eine Karte sowie die Würdigung und die Verordnung des Naturschutzgebietes „Viehwäldchen, Apfelkammer, Neuwäldchen“, stehen im Daten- und Karten-dienst „Umweltdaten und Karten Online“ (UDO) der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) zur Verfügung.