Es ist die seltenste und am meiste gefährdete Amphibienart in Baden-Württemberg: Im Rahmen des Artenschutzprogramms Amphibien wurden heute, 21. Juni 2023, rund 650 junge Moorfrösche in Dettenheim durch Doktor Franz-Josef Schiel, durch das Regierungspräsidium Karlsruhe beauftragter Artenschutzbetreuer, Professor Doktor Matthias Reinschmidt, Tierarzt Doktor Lukas Rees und Bürgermeister Frank Bolz, Dettenheim, ausgewildert. Damit soll der Bestand der Art gesichert werden. Im Südwesten gibt es nur noch zwei Gebiete, in denen Moorfrösche anzutreffen sind, bei Ravensburg und bei Dettenheim im nördlichen Landkreis Karlsruhe.
Das Artenschutzprogramm Amphibien wird im Regierungspräsidium Karlsruhe durch Doktor Silke Schweitzer, Referat 56 Naturschutz und Landschaftspflege koordiniert. Im Zoo Karlsruhe ist Amphibienkurator und Tierarzt Doktor Lukas Reese verantwortlich. In der Natur werden im zeitigen Frühjahr Laichballen eingesammelt und in den Zoo gebracht. „In der Natur legen die Tiere ihre Eier häufig in Flachgewässer. Gibt es dann eine längere Trockenphase, stirbt der Laich ab oder eben später die Kaulquappen. Durch das Einsammeln der Laichballen können wir viel mehr Tiere aufziehen, als in der Natur durchkommen würden“, erläutert Reese. Die fertig entwickelten Jungfrösche sollen nun zum Fortbestand der Art am Oberrhein beitragen.
Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder freut sich: „Artenschutz ist nichts Abstraktes, sondern geschieht hier in Dettenheim vor unserer Haustür. Gemeinsam mit dem Zoo Karlsruhe leisten wir hier zur Erhaltung des Moorfroschs einen ganz praktischen Beitrag zum Artenschutz in unserer Region.“
Bürgermeister Franz Bolz, Dettenheim erklärt: „Wir freuen uns, dass wir mit der Aussetzung der Jungmoorfrösche auf unserer Gemarkung einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung dieser stark gefährdeten Amphibienart leisten können.“
Hintergrund Moorfrosch:
In den 1970er Jahren galt die Art als häufigster Braunfrosch der Rheinniederung nördlich von Karlsruhe, aktuell finden sich nur noch wenige individuenarme und räumlich stark isolierte Restvorkommen nördlich von Karlsruhe. Die Verschlechterung und der Verlust typischer Lebensräume am Oberrhein, vor allem der dynamischen Auen und Feuchtlebensräume, führte zu einer kontinuierlichen Abnahme und Verinselung der Bestände. Lange Dürreperioden und Hitzewellen haben in den vergangenen Jahren die Fortpflanzungsbedingungen des Moorfroschs am badischen Oberrhein drastisch verschärft, beispielweise weil Laichplätze austrocknen. Deshalb werden für diese Art seit mehr als zehn Jahren im Rahmen des Artenschutzprogramms Amphibien im Regierungsbezirk Karlsruhe zahlreiche Pflege- und Gestaltungsmaßnahmen zur Verbesserung der Lebensraumbedingungen und des Laichplatzangebots durchgeführt. Durch die bisherigen Maßnahmen konnte zwar der Lebensraum des Moorfroschs aufgewertet und erhalten werden, aber gerade in der Laichzeit zeigten sich die Folgen der Klimaveränderungen: Die Laichgewässer fallen teilweise trocken noch bevor die Kaulquappen des Moorfrosches die Metamorphose zum Jungfrosch abgeschlossen haben.
Hintergrund Artenschutzprogramm:
Das Artenschutzprogramm ist ein Programm des Landes Baden-Württemberg zum Schutz und Erhaltung von Populationen hochgradig bedrohter Arten durch praktische Fördermaßnahmen. Das Programm wird von den Höheren Naturschutzbehörden in den Regierungspräsidien der vier Regierungsbezirke in enger Kooperation mit der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) koordiniert und von freiberuflichen Mitarbeitenden vor Ort betreut.