Pressemitteilung

Rosenberg hat jetzt einen Fledermausturm

Naturschutzreferat im Regierungspräsidiums Karlsruhe errichtete Fledermausturm mit Geldern der Stiftung Naturschutzfonds - auch Haus- und Gartenbesitzer können zum Fledermausschutz beitragen

 

Im Auftrag des Regierungspräsidiums Karlsruhe wurde diesen Monat in Rosenberg auf landeseigener Fläche ein Fledermausturm errichtet. Das Holzquartier ergänzt zukünftig den natürlichen Waldlebensraum von Fledermausarten, die sonst Spalten hinter Rindenschollen oder in Baumrissen bewohnen. Umgesetzt werden konnte das Projekt mit Mitteln der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg. Mit den Geldern, die aus Ersatzzahlungen für die Windkraftanlage in Hirschlanden stammen, wurde in 2022 außerdem die Gestaltung eines Feuchtbiotops in Hirschlanden finanziert.

Der Standort für den Fledermausturm befindet sich südöstlich von Rosenberg im Gewann „Neue Wiesen“, am Ende eines kleinen Wiesentals, das von Wald umgeben ist. Die flächenmäßig rund 2,25 Quadratmeter große Holzkonstruktion wurde auf einen sechs Meter hohen Stahlmast montiert und besteht aus langen Brettern, zwischen denen sich über 20 schmale Spalten befinden. Diese sind nach unten geöffnet. So können die Fledermäuse problemlos aus dem Flug landen und sich tief in die Spalten zurückziehen. Dort sind sie vor Fressfeinden, wie Eulen oder Mardern gut geschützt. Der Fledermausturm eignet sich grundsätzlich auch für die Aufzucht von Jungtieren.

Nach welcher Zeit, wie und von welchen Arten das künstliche Quartier angenommen wird, wird im Auftrag des Regierungspräsidiums überprüft und dokumentiert werden. Von besonderem Interesse ist die in Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohte Mopsfledermaus. Ein zweiter Fledermausturm soll in den nächsten Monaten in Hardheim errichtet werden.

Auch Haus- und Gartenbesitzer können zum Fledermausschutz beitragen

Künstliche Spaltenquartiere wie der Fledermausturm in Rosenberg können den natürlichen Lebensraum waldbewohnender Fledermausarten sinnvoll ergänzen, aber nicht ersetzen. Um zu überleben, benötigen die Populationen eine Vielzahl von Quartieren mit verschiedenen kleinklimatischen Bedingungen. Diese müssen sich im engen räumlichen Verbund mit geeigneten Jagdgebieten befinden, die ein hohes Angebot an Beuteinsekten bieten. Für den Schutz der Wald-Fledermäuse ist daher die Erhaltung und Entwicklung von strukturreichen Laub- und Mischwäldern mit einem hohen Alt- und Totholzanteil maßgeblich.

Fledermäuse übernehmen eine wichtige Funktion im Ökosystem und sind hervorragende Schädlingskontrolleure. Das Beherzigen von folgenden Tipps kann Fledermäusen auch im Haus und Garten das Überleben erleichtern:

  • Zur Förderung der Nahrung von Insekten, bevorzugt heimische Blütenpflanzen, Gehölze und Obstbäume verwenden. Nachts blühende Pflanzen locken Nachtfalter als bevorzugte Nahrung einiger Fledermausarten an.
  • Pflegeintensität verringern und Raum für (Un-) Kräuter, Altgras und Totholz lassen und Giftmittel vermeiden!
  • Gartenteich anlegen Fassaden mit Wald-Geißblatt, Waldrebe oder Efeu begrünen.
  • Verzicht auf nächtliche Beleuchtung. Wo nötig, insektenfreundliche, bedarfsgesteuerte, nach unten gerichtete Beleuchtung verwenden.
  • Bei Sanierungen von Gebäuden mit Fledermausvorkommen gilt es, die Planungen rechtzeitig mit der Naturschutzbehörde und Fledermausfachleuten abzustimmen, damit die gesetzlich geschützten Fledermäuse nicht zu Schaden kommen und Quartiere erhalten bleiben.

Hinweise zum Artenschutz

  • Neue Quartiersmöglichkeiten können auch durch große Flachkästen, spezielle Fassadensteine oder auch durch Einschlupfmöglicheiten hinter Holzverschalungen geschaffen werden.

Hintergrundinformationen zu den Fledermausarten in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg leben 23 Fledermausarten. Die Waldbewohner unter ihnen nutzen als Sommerquartier - je nach Art - natürliche Spalten oder Höhlen an Bäumen. Andere haben als Kulturfolger eine enge Bindung an den Menschen entwickelt und halten sich -  auch hier je nach Art - in Spalten an Hausfassaden oder in den Dachräumen von Kirchen, Scheunen und Wohngebäuden im Siedlungsbereich auf.

Eines aber haben alle heimischen Fledermausarten gemeinsam: Sie sind Insektenfresser. Der Rückgang der Insektenvielfalt durch die Intensivierung der Landnutzung und den Einsatz von Pestiziden entzieht daher vielen Fledermausarten die Nahrungsgrundlage. Eine weitere erhebliche Gefährdungsursache ist der Verlust ihrer Sommerquartiere. Die Rodung von alten Wald- oder Obstbäumen betrifft die waldbewohnenden Arten. Bei Abriss oder Sanierung älterer Häuser gehen die Quartiere der Gebäudebewohner verloren, Neubauten weisen oft viel weniger Quartiermöglichkeiten auf. Auch die nächtliche Lichtverschmutzung führt zu Beeinträchtigungen der Lebensraumqualität. Durch Kollisionen mit dem Verkehr oder Windkraftanlagen sowie als Beute freilaufender Katzen können Fledermäuse zu Tode kommen.

Rund die Hälfte aller in Baden-Württemberg heimischen Fledermausarten sind stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht - und alle sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Mehr Informationen bietet die Broschüre „Fledermäuse – faszinierende Flugakrobaten“

Informationen zur Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg

Die Stiftung Naturschutzfonds setzt sich seit über 40 Jahren für die Erhaltung von Natur und Landschaft ein. Im Rahmen des Antragsverfahrens können jährlich Förderanträge gestellt werden. Die Stiftung verwaltet die Finanzmittel aus Ersatzzahlungen in Baden-Württemberg, u. a. aus Windkraftprojekten. Diese Ersatzzahlungen werden notwendig, wenn im Rahmen der naturschutzfachlichen Eingriffsregelung ein Eingriff vom Bauherrn nicht direkt in der Landschaft ausgeglichen werden kann. Die Ersatzzahlungen werden von der Stiftung daher möglichst in nahem räumlichen Bezug zum Eingriffsort zweckgebunden für Aufwertungsprojekte des Naturschutzes und der Landschaftspflege eingesetzt. Der Fledermausturm in Rosenberg wurde aus Ersatzzahlungen finanziert.

Weitere Informationen zur Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg