An den etwa 930 öffentlichen Schulen im Regierungsbezirk Karlsruhe beginnt am Montag, 9. September 2024, für etwa 323.000 Schülerinnen und Schüler und rund 32.000 Lehrerinnen und Lehrer wieder der Schulalltag.
Mit Blick auf die Entwicklung der Schülerzahlen, das Thema Unterrichtsversorgung sowie die verschiedenen schulartbezogenen Entwicklungen im Regierungsbezirk Karlsruhe informieren Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder und die Leiterin der Abteilung Schule und Bildung im Regierungspräsidium, Anja Bauer, mit nachfolgenden Zahlen und Themen im Detail:
1. Entwicklung der Schülerzahlen in den einzelnen Schularten der öffentlichen Schulen
Insgesamt werden im Schuljahr 2024/25 etwa 323.000 Schülerinnen und Schüler die allgemeinen und beruflichen öffentlichen Schulen im Regierungsbezirk Karlsruhe besuchen. Die Ausweitung der Vorbereitungsklassen in den letzten Jahren und der damit verbundene Übergang an die allgemeine Schule vor Ort haben noch starke Effekte, jedoch sind die Zahlen in den Vorbereitungsklassen insgesamt wieder deutlich rückläufig.Im Hinblick auf die Neuanmeldungen der Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen kann festgestellt werden, dass sich die Bewegungen der Schülerzahlen zwischen den einzelnen Schularten weitgehend konsolidieren. Nur die Anmeldezahlen an den Werkrealschulen zeigen – nach stabilen Zahlen in den vergangenen Jahren – wieder deutliche Rückgänge. Insgesamt scheinen sich die anderen weiterführenden Schulen auf dem aktuellen Niveau zu stabilisieren und das Gymnasium weiterhin die beliebteste Schulart der Sekundarstufe zu sein.
Schulart | Schülerzahl | Veränderung |
Grundschule inkl. GMS Primarstufe | 95.928 | + 2,7% |
Werkrealschule und Hauptschule | 9.988 | - 0,7% |
Realschule | 46.402 | + 0,5% |
Gemeinschaftsschule inkl. Sek. II | 17.459 | + 0.1% |
Sonderpädagogische | 9.492 | + 4,2% |
Gymnasien (öffentlich) | 63.662 | - 0,4% |
Berufliche Schulen | ca. 80.435**) | + 0,4**) |
*) Ohne Inklusion. Diese Schülerinnen und Schüler werden bei den jeweiligen Schularten gezählt.
**) Eine verlässliche Aussage bezüglich der Schülerzahlen im Schuljahr 2024/25 ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich, da viele Betriebe ihre Auszubildenden erst sehr spät bei den beruflichen Schulen anmelden.
Die Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine sind in die obigen Schülerzahlen eingerechnet, sofern sie in den Regelklassen unterrichtet werden. Ansonsten sind sie, zusammen mit anderen geflüchteten Schülerinnen und Schülern, in den Vorbereitungsklassen (VKL und VABO) eingerechnet, die zusätzlich an den Schulen eingerichtet sind. Die Schülerzahlen der Vorbereitungsklassen stehen aufgrund der großen Bewegungen der Schülerschaft für das Schuljahr 2024/25 noch nicht endgültig fest. Es lässt sich jedoch eine deutliche Verschiebung hin zu den beruflichen Schulen feststellen.
Schulart VKL / VABO | Schülerzahl | Veränderung |
Grundschule VKL | 4.892 | - 3,9% |
Werkrealschule und Hauptschule VKL | 1.209 | - 8,2% |
Realschule VKL | 1.043 | - 8,7% |
Gemeinschaftsschule VKL | 1.109 | - 8,2% |
Gymnasien (öffentlich) VKL | 850 | - 14% |
Berufliche Schulen VABO | 1.963 | + 28% |
2. Unterrichtsversorgung zum Beginn des Schuljahres 2024/25 im Regierungsbezirk Karlsruhe: Grund-, Haupt-, Werkreal-, Gemeinschaftsschulen und Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ)
Die Unterrichtsversorgung gestaltet sich je nach Schulart und Region differenziert und ist zu Beginn dieses Schuljahres noch immer durch einen, vor allem in ländlichen Regionen vorhandenen, Lehrkräftemangel geprägt. Weiterhin ist der Zuzug der geflüchteten Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine und anderen Ländern sehr groß, jedoch aufgrund ausgedehnter Fluktuation und der Verteilmechanismen des Landes nur eingeschränkt planbar.
Veränderte Rahmenbedingungen sowie neue Stellen zur Umsetzung bildungspolitischer Vorhaben und ansteigende Schülerzahlen insbesondere in den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) führen zusätzlich zu einem erhöhten Bedarf an Lehrkräften. Dieser konnte in vielen Regionen – vor allem entlang der Rheinschiene – durch Versetzungen gedeckt werden. Die zur Verfügung stehenden neuen Stellen wurden daher primär den ländlichen Regionen zugeteilt. Das landesweite Problem der geringen Zahl zur Verfügung stehender Bewerberinnen und Bewerber trifft für den Regierungsbezirk Karlsruhe nicht überall und nicht in allen Schularten zu. So gab es entlang der Rheinschiene auf ausgeschriebene Grundschulstellen bis zu 120 Bewerbungen, während im Raum Freudenstadt und Calw viele Stellen ohne eine Bewerbung blieben. Damit konnten in diesem Einstellungsjahr nicht alle zur Verfügung stehenden Stellen mit ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden. Hier konnte der eingerichtete Direkteinstieg in den Grundschulen, in der Sekundarstufe I und in den SBBZ punktuell zu Entlastungen führen. Zur Gewährleistung der Unterrichtsversorgung wurden bereits sehr frühzeitig die mit dem Kultusministerium vereinbarten Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung umgesetzt.
Auch die übrigen Maßnahmen, wie vor allem die Bindung von Lehrkräften ohne formale Lehrbefähigung in Bedarfsregionen für den Unterricht in Vorbereitungsklassen und in der Krankheitsvertretung sowie die Deputatsaufstockungen von Lehrkräften in Teilzeit tragen zur Entschärfung der angespannten Situation bei. Da vor allem im Raum Freudenstadt einige Stellen noch nicht besetzt sind, steht das Regierungspräsidium Karlsruhe hier in engem Austausch mit dem Staatlichen Schulamt Rastatt und dem Landratsamt Freudenstadt zu der Frage, wie die Attraktivität dieses Bereichs für Bewerberinnen und Bewerber gesteigert werden könnte (vergleiche Anlage 2).
Allgemeinbildende Gymnasien
Weiterhin können durch den Mangel an Bewerberinnen und Bewerber die vorhandenen unbefristeten Stellen vor allem in den ländlichen Regionen, wie zum Beispiel Freudenstadt, Calw und zum Teil auch in Pforzheim, nicht vollständig besetzt werden. Es wurden Angebote gemacht, die jedoch von den Bewerberinnen und Bewerbern nicht angenommen wurden. Über das Direkteinstiegsverfahren konnte im Neckar-Odenwald-Kreis eine ausgeschriebene Stelle für das Fach Bildende Kunst und im Landkreis Calw eine ausgeschriebene Stelle im Fach Physik nicht besetzt werden.
Berufliche Schulen
Auch die Einstellung an den beruflichen Schulen ist zu großen Teilen abgeschlossen. Da einige ausgeschriebene Stellen, insbesondere in Mangelfächern wie Sozialpädagogik und Pflege, nur schwer zu besetzen sind, werden die Einstellungen erst am 30. September 2024 vollständig abgeschlossen sein. Es ist davon auszugehen, dass einige Stellenausschreibungen, insbesondere in den oben genannten Mangelfächern sowie auch in Deutsch, Englisch und in den MINT-Fächern vor allem im Nordschwarzwald mangels Bewerberinnen und Bewerbern nicht besetzt werden können. Dennoch ist damit zu rechnen, dass die Unterrichtsversorgung an den beruflichen Schulen im Durchschnitt gut sein wird. Nach wie vor stehen die beruflichen Schulen im Zuge der Beschulung von Flüchtlingen vor großen Herausforderungen in Bezug auf die Klassenbildung und Lehrkräfteversorgung (vergleiche Anlage 2).
Krankheitsvertretungen
Eine Lehrerreserve wurde – soweit möglich – in allen Schularten gebildet. Aufgrund der meist sehr schwierigen Versorgungslage ist diese in den ländlichen Regionen sowie an den SBBZ weitgehend schon zu Beginn des Schuljahres im Einsatz. Auch wurde bereits vor den Sommerferien damit begonnen, befristete Verträge abzuschließen, beziehungsweise vorhandene Lehrkräfte erneut zu beschäftigen. Da hier häufig nicht genügend schulartspezifische Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung stehen, werden die Stellenausschreibungen für Lehrkräfte anderer Schularten geöffnet. Pensionierte Lehrkräfte können verstärkt eingesetzt werden, da die Hinzuverdienstgrenze für Mangelbereiche geöffnet wurde. Für Vertretungszwecke können Teilzeitbeschäftigte ihr Deputat auch unterjährig erhöhen. Weiterhin werden auch geeignete Bewerberinnen und Bewerber ohne Lehramtsausbildung befristet eingestellt. Da die beruflichen Schulen sowie die SBBZ in der Regel eine Unterrichtsversorgung von unter 100 Prozent ausweisen, wird die Lehrerreserve unmittelbar zur Erteilung des Pflichtunterrichts herangezogen. Um Unterrichtsausfällen durch Schwangerschaften und Elternzeiten entgegenzuwirken, wurden schon frühzeitig befristete Verträge abgeschlossen.
3. Besondere schulartbezogene Themen und Entwicklungen
Ganztagsschule
Zum Schuljahr 2024/25 werden die Schiller-Grundschule Mannheim sowie das SBBZ Seeäckerschule Calw als neue Ganztagsgrundschulen nach §4a Schulgesetz eingerichtet.
Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren
In der Stadt Mannheim wird zum Schuljahr 2024/25 die Johannes-Gutenberg-Schule als Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit Förderschwerpunkt Lernen aufgehoben und mit der Gretje-Ahlrichs-Schule als Sonderpädagogischem Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit Förderschwerpunkt Lernen zusammengelegt. Hintergrund waren die sinkenden Schüler- und Klassenzahlen. Diese sanken seit dem Schuljahr 2004/05 um etwa die Hälfte. Gleichzeitig lag die Inklusionsquote in Mannheim mit etwa 34 Prozent um sechs Prozentpunkte höher als prognostiziert. Die Schulentwicklungsmaßnahme wurde mit dem Staatlichen Schulamt Mannheim, den Schulleitungen der beiden Schulen, der Waldhofgrundschule und dem Gesamtelternbeirat ausführlich diskutiert und besprochen. Alle Beteiligten befürworteten diese Maßnahme zur Schulentwicklung.
Im Schuljahr 2023/24 gab es Veränderungen im Bereich der Sonderpädagogischen Beratungsstellen und Schulkindergärten. Im Bereich des Regierungspräsidiums Karlsruhe wurden im Schuljahr 2023/24 neu eingerichtet:
- Ein öffentlicher Schulkindergarten für geistig behinderte Kinder an der Hardtwaldschule in Karlsruhe
- Eine öffentliche Sonderpädagogische Beratungsstelle mit dem Förderschwerpunkt Lernen an der Gebrüder-Grimm-Schule in Daudenzell-Aglasterhausen
Weiterhin gab es eine Verlagerung von zwei Schulkindergartengruppen in Trägerschaft der Johannes-Diakonie nach Neckargemünd. Hier wird eine Intensivkooperation mit der Kita „Kunterbunt“ in einem neuen Gebäude realisiert.
Rückblick Abschlussprüfungen Sekundarstufe I – 2024
An den Haupt- und Werkrealschulen, Gemeinschaftsschulen und Realschulen des Regierungspräsidiums Karlsruhe wurden im Prüfungszeitraum 2024/25 circa 13.800 Schülerinnen und Schüler schriftlich, beziehungsweise mündlich geprüft.
Rund 4.100 Schülerinnen und Schüler absolvierten die Hauptschulabschlussprüfung an Haupt- und Werkrealschulen, Gemeinschaftsschulen und Realschulen.
Ungefähr 1.150 Schülerinnen und Schüler strebten an den Werkrealschulen den Werkrealschulabschluss an. Insgesamt rund 8.550 Schülerinnen und Schüler legten an Gemeinschaftsschulen und Realschulen die Realschulabschlussprüfung ab.
Ausblick Abschlussprüfungen Sekundarstufe I – 2025
Die Abschlussprüfungen zum Hauptschulabschluss, Werkrealschulabschluss und Realschulabschluss finden voraussichtlich im Zeitraum vom 20. bis 28. Mai 2024, beziehungsweise vom 7. bis 14. Juli 2024, statt. Dabei wird die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die entweder den Hauptschulabschluss, den Werkrealschulabschluss oder den Realschulabschluss anstreben, ähnlich zu der Zahl im Vorjahr sein.
Allgemeinbildende Gymnasien: Rückblick Abitur 2024
An den allgemeinbildenden Gymnasien wurden dieses Jahr im Zeitraum vom
18. April bis 7. Mai 2024, beziehungsweise vom 26. Juni bis zum 8. Juli 2024, circa 7.600 Schülerinnen und Schüler schriftlich, beziehungsweise mündlich geprüft. Damit war die Zahl der an den allgemeinbildenden Gymnasien an der Abiturprüfung teilnehmenden Schülerinnen und Schüler etwa genauso hoch wie im Vorjahr.
Ausblick Abitur 2025
Im kommenden Schuljahr treten im Regierungsbezirk Karlsruhe voraussichtlich rund 8.000 Schülerinnen und Schüler zur Abiturprüfung an. Die schriftlichen Prüfungen werden in Baden-Württemberg im Zeitraum vom 29. April bis zum 21. Mai 2025 stattfinden, die mündlichen Prüfungen im Zeitraum vom 30. Juni bis zum
9. Juli 2025.Nach den Vorgaben der Abiturverordnung (AGVO) wird jede Schülerin / jeder Schüler in den drei Leistungsfächern schriftlich geprüft, zusätzlich sind zwei mündliche Prüfungen zu absolvieren. Deutsch und Mathematik müssen mündlich oder schriftlich geprüft werden.
Berufliche Schulen: innolabBS
Wirtschaft und Gesellschaft stehen vor einem umfassenden Transformationsprozess, angetrieben von der Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demografie. Die beruflichen Schulen des Landes reagieren darauf vorausschauend, um die Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die Anforderungen in Beruf und Studium vorzubereiten. Zur Weiterentwicklung der beruflichen Schulen im Rahmenkonzept der operativ eigenständigen Schule (OES) hat das Kultusministerium dazu das Innovationsprojekt „innolabBS“ auf den Weg gebracht, das im Schuljahr 2024/25 startet. In insgesamt 50 Projekten entwickeln und erproben die beruflichen Schulen in den kommenden drei Jahren neue Ansätze, um auf die rapiden Veränderungen zu reagieren. Leitidee des Projektes ist, innovative Ideen beruflicher Schulen konkret zu entwickeln und zu erproben, um daraus den systemischen Entwicklungsprozess der beruflichen Schulen in Baden-Württemberg zu beschleunigen und insgesamt mit starken Impulsen zu versehen. Thematisch geht es zum Beispiel um neue Unterrichtskonzepte im Umgang mit der Heterogenität, dem Einsatz innovativer Technologien im Unterricht und Maßnahmen zur Stärkung der Integrationsleistung, Demokratiebildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung. In Kürze wird es auf der Seite oes-bw.de auch einen Bereich „innolabBS“ mit weiteren Informationen geben. Unter dem Leitprinzip der Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung investiert das Land insgesamt fünf Millionen Euro in das Innovationsvorhaben.
Anlage 1: Ausführliche Darstellung der Entwicklung der Schülerzahlen (pdf, 77 KB)
Anlage 2: Neueinstellungen für den Regierungsbezirk Karlsruhe (pdf, 156 KB)