Pressemitteilung

Wiederherstellung der aquatischen Biodiversität in der Kinzig

Regierungspräsidium Karlsruhe und der Forst BW, Forstbezirk Mittlerer Schwarzwald füllen Artenlücke in Alpirsbach auf

Simon Stahl (rechts im Bild), Leiter des Forstbezirks Mittlerer Schwarzwald und Frank Hartmann (links im Bild), Fachmann für das Fischereiwesen im Regierungspräsidium Karlsruhe, beim Besatz in die Kinzig

ForstBW und die Fischereibehörde des Regierungspräsidiums Karlsruhe haben am 17. August 2023, im Forstbezirk Mittlerer Schwarzwald gemeinsam eine Fischbesatzaktion mit Bachschmerlen und Elritzen in der Kinzig in Alpirsbach durchgeführt. Damit soll das große Defizit der beiden Arten im Gewässer ausgeglichen werden, die in der Oberen Kinzig früher sehr häufig gewesen sind, aber seit Jahrzehnten nicht mehr vorhanden sind.

Von Natur aus kommen in der Kinzig bei Alpirsbach 13 Fischarten vor. Damit kann sie als artenreiches Fischgewässer bezeichnet werden. Bei Versuchsfischereien in den vergangenen Jahren haben die zuständigen Verwaltungen für das Landesfischereirecht nur sechs dieser Arten nachweisen können. Die häufigsten Arten sind derzeit Bachforelle und Mühlkoppe, die in guten Mengen vorkommen. Auch Bachneunaugen und Barben gehören zur heimischen Fischfauna und werden regelmäßig angetroffen. Die Ursache für das Verschwinden von Fischarten wie das der Bachschmerle und Elritze in der Kinzig kann vielfältig sein. Die fehlende Durchgängigkeit kombiniert mit enormer Wasserverschmutzung waren in vielen Fällen für das regionale Aussterben von Fischarten die Hauptursachen. In der Kinzig bei Alpirsbach kommt ein besonderer Grund hinzu, nämlich ein sehr hoher Bestand an Regenbogenforellen. Bei den Untersuchungen mit dem Elektrofanggerät wurde die Regenbogenforelle als zweithäufigste Art der Kinzig nach der Bachforelle registriert. Die Regenbogenforelle ist in Deutschland nicht heimisch und frisst ab einer Länge von rund 40 Zentimetern vorzugsweise kleine Fische, wie Elritzen und Gründlinge. In der Kinzig vermehrt sie sich natürlich und hat sich stark ausgebreitet. Wegen dieser Sondersituation hat die Fischereibehörde in einem Hegeplan die künftige fischereiliche Bewirtschaftung der Kinzig erarbeitet. Dieser sieht unter anderem vor, die Regenbogenforelle stark zurückzudrängen und heimische Arten zu fördern. Nachdem in mehreren Befischungsaktionen Regenbogenforellen entnommen wurden, kann damit begonnen werden, die fehlenden Arten wieder aufzufüllen. Hierzu wurden in der benachbarten Murg mehrere tausend Elritzen und Schmerlen gefangen und in die Kinzig überführt. Durch die räumliche Nähe beider Gewässer sind die Erfolgschancen für eine Wiederansiedlung von Schmerlen und Elritzen sehr gut. Parallel zur Besatzmaßnahme müssen weiterhin große Forellen im Rahmen der ordnungsgemäßen Hege des Fischbestands mit der Angel entnommen werden, um den sogenannten Fraßdruck auf die kleinen Fische zu reduzieren. Die Motivation hierfür dürfte bei den Anglern hoch sein, handelt es sich doch sowohl bei der Bach- als auch bei der Regenbogenforelle um hervorragende Speisefische. Darüber hinaus läuft an der Kinzig ein Forschungsprojekt gemeinsam mit der Fischereiforschungsstelle des Landes, welche unter anderem die Konkurrenzsituation zwischen der heimischen Bachforelle und der nicht heimischen Regenbogenforelle untersucht. Im kommenden Jahr soll die Aktion wiederholt werden, zuvor muss jedoch die Effizienz dieser Maßnahme mit der Elektrofischerei überprüft werden. Der Forstbezirk und das Regierungspräsidium arbeiten an den Fischereirechten des Landes Hand in Hand. Die Fischereibehörde ist überzeugt, dass nur ein an das Gewässer angepasster und vollständiger Fischbestand die künftigen Herausforderungen im Gewässer im Zuge des Klimawandels überdauern kann. Aus diesem Grund ist die Wiederherstellung der Fischbestände erst dann sinnvoll, wenn die Gründe für das Verschwinden behoben sind. An vielen Gewässern wie auch an der Kinzig sind zahlreiche Fischpässe gebaut worden und die Wasserqualität verbessert sich ebenfalls. Zwar gibt es auf dem Weg zum gesunden Fischbestand noch einiges zu tun, aber der Weg ist klar und die erforderlichen Maßnahmen werden Stück für Stück umgesetzt.