Pressemitteilung

Lichtverschmutzung und Insektensterben

Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder informierte sich über das Projekt NaturLicht des Regierungspräsidiums Karlsruhe mit seinen Auswirkungen und Lösungen

 

Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat im Rahmen des landesweiten Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg im Jahr 2020 das Projekt „NaturLicht“ ins Leben gerufen. Ziel des Projektes ist es, die Auswirkung von Beleuchtung auf Naturschutzgebiete und die darin vorkommenden nachtaktiven Insekten zu erfassen und die Beleuchtung insektenfreundlicher zu gestalten. Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder hat sich gestern Abend, 17. Oktober 2022, über die ersten Untersuchungsergebnisse informiert und hatte dazu die beteiligten Akteure in das Naturschutzgebiet „Alter Flugplatz“ in Karlsruhe eingeladen.

Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass an den für das Projekt entwickelten neuartigen, maßgeschneiderten insektenfreundlichen Leuchten mit einer speziellen Abschirmung, weniger als halb so viele Insekten angelockt werden wie an herkömmlichen Lampen. Ein eindeutiger Beweis für die Wirksamkeit einer insektenfreundlichen Beleuchtung.

Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder: „Mit dieser Maßnahme kann das Insektensterben deutlich reduziert werden und damit ein wichtiger Beitrag zum Erhalt unserer biologischen Vielfalt geleistet werden. Ich hoffe, dass sich unsere Kommunen von diesem erfreulichen Ergebnis überzeugen lassen und ihre Beleuchtungen entsprechend anpassen werden.“

Vorgehensweise

Für das Projekt wurden drei Naturschutzgebiete, der Alte Flugplatz in Karlsruhe sowie die Naturschutzgebiete Backofen-Riedwiesen (Brühl, RNK) und Heimbachaue (Loßburg, FDS) ausgewählt. Für alle drei Gebiete wurde zunächst die Auswirkung der Beleuchtung an den Rändern der Naturschutzgebiete auf die darin vorkommenden, nachtaktiven Insekten erfasst. Anschließend wurde ein Teil der Beleuchtung insektenfreundlich optimiert. Im zweiten Versuchsjahr wurden dann für die Ermittlung der Anziehungskraft der Straßenlampen, die optimierten mit den nicht optimierten Lampen verglichen. Hierzu hatten die beauftragten Experten der Arbeitsgemeinschaft Lichtverschmutzung und Ökophysiologie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (Berlin), Insektenfallen an den Lampen angebracht. Von April bis Oktober in den Jahren 2021 und 2022, wurden die Fallen einmal im Monat aktiviert und die an den Lampen gefangenen Insekten bestimmt und deren Anzahl ausgewertet.

Hintergrundinformationen

Die zunehmende Lichtverschmutzung ist ein Faktor von vielen, der für den anhaltenden Insektenrückgang verantwortlich ist. Jährlich nimmt die nächtliche Lichtbelastung weltweit um bis zu sechs Prozent zu. Nachaktive Tierarten sind dadurch massiv beeinträchtigt, neben Zugvögeln und Fledermäusen besonders auch Insekten. Nachtaktive Insekten werden angelockt, abgeschreckt oder verlieren ihre Orientierung, häufig mit tödlichen Folgen. So ziehen Lampen im Freien vor allem mit kaltweißem Licht und Lampen, die weit in die umgebenden Grünstreifen hineinleuchten, über große Entfernungen nachtaktive Insekten an. Die Tiere umkreisen das Licht und verenden oft bevor sie sich fortpflanzen konnten. Man spricht hierbei vom „Staubsaugereffekt“ einer Lampe. Dieser Effekt macht auch vor unseren Naturschutzgebieten, den Rückzugsräumen für seltene Tiere und Pflanzen, nicht halt. Obwohl Insekten oft klein und unscheinbar sind, bilden sie mit Abstand die größte Artengruppe und ihre Ökosystemleistungen sind immens. Eine insektenfreundliche Beleuchtung und die Vermeidung unnötiger Beleuchtung in der Nacht dient daher maßgeblich dem Schutz unserer heimischen biologischen Vielfalt und unserer Lebensgrundlage.

Weiterführende Informationen zum Thema:

BfN Schriften 543 - Leitfaden zur Neugestaltung und Umrüstung von Außenbeleuchtungsanlagen: Anforderungen an eine nachhaltige Außenbeleuchtung | BFN