Pressemitteilung

Modellprojekt zur Umsetzung des Biotopverbunds im Landkreis Calw

Letzte Maßnahme im Modellprojekt - Rückblick und Ausblick

Verbuschte Wacholder und Obstbäume vor der Maßnahme
Schmetterling auf einer Distel

Nach zweijähriger Laufzeit kann im Modellprojekt zur Umsetzung des Biotopverbunds im Landkreis Calw auf eine Vielzahl an gelungenen Aktionen zurückgeblickt werden. Nicht zuletzt auf die letzte Landschaftspflegemaßnahme, die im Rahmen des Modellprojekts Mitte Dezember abgeschlossen wurde: In Schietingen bei Nagold wurde die Egenbogenhalde entbuscht, um die Wacholderheiden freizustellen und die darunterliegenden Magerrasen zu öffnen. Wacholderheiden sind besonders charakteristische Lebensräume in Baden-Württemberg und inzwischen gefährdet und gesetzlich geschützt. Durch die Pflege dieses Lebensraums wird ein wichtiger Beitrag zum Biotopverbund geleistet, der die heimische biologische Vielfalt erhält und fördert. Das Schnittgut wird je nach Witterung in den nächsten Wochen abtransportiert.

Das Modellprojekt ist eine Kooperation zwischen dem Naturschutzreferat im Regierungspräsidium Karlsruhe (RPK) und dem Landschaftserhaltungsverband Calw (LEV). In den letzten zwei Jahren wurden über 25 Landschaftspflegemaßnahmen von der Biotopverbund-Botschafterin des LEV, Dr. Kathrin Klasen, zur Stärkung des Biotopverbunds umgesetzt. Unter anderem wurden neue Feuchtbiotope geschaffen (Calw-Altburg), Hecken verjüngt (Althengstett/Gechingen) und Trockenmauern erneuert (Berneck/Wildberg). Außerdem begleitet Frau Klasen bereits drei Gemeinden bei der Erstellung der kommunalen Biotopverbund-Pläne. „Die kommunalen Biotopverbundpläne sind von zentraler Bedeutung für eine zielgerichtete Vorgehensweise bei der Ausweitung des Biotopverbunds und Grundlage für die Umsetzung von Maßnahmen“, betont Frau Klasen. Zusammen mit den Kommunen und Landbewirtschaftenden vor Ort wird somit der Grundstein für den Ausbau des landesweiten Biotopverbunds in den kommenden Jahren gelegt. Gesetzliches Ziel ist es, den Biotopverbund bis zum Jahr 2030 auf mindestens 15 Prozent des Offenlandes von Baden-Württemberg zu etablieren.

Für alle Natur-Interessierten wurde im Sommer ein Wanderweg mit Infotafeln in Holzbronn eröffnet, der das Thema Biotopverbund anschaulich erklärt und zum Mitmachen einlädt. Außerdem haben über 60 freiwillige Helferinnen und Helfer am gemeinsamen Landschaftspflegetag des Schwarzwaldvereins und des Schwäbischen Albvereins im Naturschutzgebiet Egenhäuser Kapf und Bömbachtal mitgeholfen und damit wieder mehr Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen geschaffen.

Auch nach Abschluss des Modellprojekts werden das RPK und der LEV weiter am Thema Biotopverbund im Landkreis Calw arbeiten. Durch ein Monitoring werden auf einem Teil der umgesetzten Maßnahmenflächen für die nächsten drei Jahre Erfolgskontrollen durchgeführt. Dabei werden die Flächen jedes Jahr nach Heuschrecken, Schmetterlingen und Wildbienen untersucht, um festzuhalten, ob die Arten sich dort ausgebreitet haben. Außerdem wird Frau Klasen die Kommunen weiterhin bei der Planung und Umsetzung des Biotopverbunds unterstützen und Interessierten für Fragen zum Thema Biotopverbund zur Verfügung stehen.

Weitere Informationen zum Modellprojekt stehen auf der Internetseite des Regierungspräsidiums.

Die Umweltverwaltung stellt mit dem Daten- und Kartendienst UDO „Umweltdaten und Karten Online“ weitere Informationen zu Biotopen, Biotopverbund und Schutzgebieten zur Verfügung.

Hintergrundinformationen

Der Biotopverbund ist ein Netzwerk von Lebensräumen und dient der dauerhaften Sicherung der Populationen wildlebender Tiere und Pflanzen. Die Stärkung und Vernetzung der Lebensräume trägt damit zum Erhalt unserer heimischen biologischen Vielfalt bei.

Das Modellprojekt zur Umsetzung des Biotopverbunds auf Landkreisebene ist Teil des Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt des Landes Baden-Württemberg. Die Naturschutzbehörde im RPK unterstützt diese Arbeiten unter anderem durch die Entwicklung einer Methode zur Identifizierung und Priorisierung von potenziellen Maßnahmenflächen und einem Monitoring sensibler Artengruppen. Die Biotopverbund-Botschafterin des Landschaftserhaltungsverbands (LEV) Calw setzt zusammen mit Kommunen, Naturschutzverbänden, Landwirten, Schäfern und Landschaftspflegeunternehmern Maßnahmen zur Stärkung des Biotopverbunds um. Außerdem berät sie die Städte und Gemeinden bei der Erstellung von kommunalen Biotopverbundplänen, die die Basis für die Umsetzung des Biotopverbunds darstellen. Finanziell unterstützt werden sowohl Maßnahmen als auch die Erstellung der Pläne vom Land Baden-Württemberg.

DieBiotopverbund-Botschafterinnen und Biotopverbund-Botschafter der Landschaftserhaltungsverbände unterstützen Kommunen bei der Umsetzung des im Juli 2020 in Kraft getretenen Biodiversitätsstärkungsgesetz. Das Ziel ist es, den Biotopverbund in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030 auf einen Flächenanteil von 15 % im Offenland auszubauen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die Gemeinden verpflichtet, kommunale Biotopverbundpläne zu konzipieren oder ihre Landschaftspläne auf Basis des Fachplans Landesweiter Biotopverbund fortzuschreiben. Zur Unterstützung dieser Aufgabe hat das Land Baden-Württemberg die Landschaftserhaltungsverbände mit einer zusätzlichen Stelle personell verstärkt. Die Biotopverbund-Botschafter und Biotopverbund-Botschafterinnen der jeweiligen Landkreise können von Kommunen, ob Mitglied im LEV oder nicht, in Fragen Biotopverbund angesprochen werden.

Das Land Baden-Württemberg hat den Fachplan Landesweiter Biotopverbund erarbeitet, um die Verbindung von Biotopen und den Austausch zwischen Arten in unseren stark zersiedelten und zerschnittenen Landschaften zu gewährleisten. Er stellt eine wichtige Planungsgrundlage für die Umsetzung des Biotopverbunds dar und steht allen Interessierten, Städten und Gemeinden unter dem Link kostenfrei zur Verfügung. Ziel der Erarbeitung des Fachplans war eine landesweite Planungsgrundlage für den Biotopverbund des Offenlandes auf Basis vorhandener Fachbeiträge und digitaler Datengrundlagen zu schaffen. Es wurde eine Untergliederung in Offenland-Lebensraumtypen trockener, mittlerer und feuchter Standorte verfolgt, denen Arten verschiedener Anspruchstypen zugeordnet werden können.

Der Fachplan dient als Planungsgrundlage für alle raumplanerischen Belange in Baden-Württemberg. Kernflächen und Kernräume stellen das Grundgerüst eines Biotopverbunds im Offenland dar. Geeignete Flächen und Maßnahmen können in den Suchraumkulissen identifiziert werden und werden so zum Bestandteil eines Biotopverbundplans. Die Einbindung des Fachplans Landesweiter Biotopverbund in die Biotopverbundpläne gewährleistet die Berücksichtigung überregionaler Verbundachsen.

Ende 2017 hat das Land Baden-Württemberg das Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt aufgelegt und verpflichtet sich deshalb zum Erhalt der biologischen Vielfalt als Lebensgrundlage. Die Ministerien für Umwelt, für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie für Verkehr verstärken damit ihre Anstrengungen zum Erhalt der Artenvielfalt. Im ersten Durchlauf standen 13,5 Millionen Euro zur Verfügung, die in Maßnahmen im Natur- und Artenschutz sowie in erhöhter Förderung, Forschung und im Monitoring eingesetzt wurden. Das Naturschutzreferat am Regierungspräsidium Karlsruhe beteiligt sich am Sonderprogramm mit verschiedenen Projekten zu den Themen Lichtverschmutzung in Naturschutzgebieten, Archewiesen zur autochthonen Saatgutgewinnung, Pestizidreduktion auf landwirtschaftlichen Flächen und Qualitätssicherung in Naturschutzgebieten.