Pressemitteilung

Modellprojekt zur Umsetzung des Biotopverbunds im Landkreis Calw

Eröffnung des 4,5 Kilometer langen Info-Rundwegs

Fünf Personen stehen mit Abstand zueinander auf einer Wiese. Im Hintergrund sind Wiesen und bewaldetete Hügel unter blauem Himmel zu sehen.

Eröffnung des Rundwegs; v.l.n.r.: Markus Mosdzien (Umweltbeauftragter, Stadt Calw), Verena Stricker (Referentin für den Biotopverbund, RP Karlsruhe), Dr. Kathrin Steberl (Biotopverbund-Botschafterin, LEV), Manuela Röskamm (Abteilungsleiterin Tourismus, Stadt Calw) und Erste Bürgermeisterstellvertreterin Margit Gärtner (Stadt Wildberg)

Eine bunte Informationstafel, die an einem Holzpflock befestigt ist, steht auf einer kurz gemähten Wiese. Im Hintergrund sind weitere Wiesen und Wälder.

Das Modellprojekt Biotopverbund Calw ist eine Kooperation zwischen dem Naturschutzreferat am Regierungspräsidium Karlsruhe und dem Landschaftserhaltungsverband Calw (LEV). Im Rahmen dieses Modellprojekts wurde nun eine weitere wichtige Maßnahme umgesetzt: Mit der Entwicklung des ersten informativen Rundwanderwegs, kann das Thema „Biotopverbund“ von Familien, Erholungssuchenden und Naturinteressierten erkundet und erlebt werden.

Die Eröffnung dieses 4,5 Kilometer langen Rundwegs fand heute (11. August 2021) zusammen mit der Ersten Bürgermeisterstellvertreterin der Stadt Wildberg, Margit Gärtner, und dem Umweltbeauftragten der Stadt Calw, Markus Mosdzien, sowie Vertreterinnen und Vertretern des Regierungspräsidiums und des LEV statt. „Durch diesen Rundweg kann die Artenvielfalt und der Biotopverbund bewusst mit allen Sinnen erlebt werden. Hier werden die Schätze unserer vielfältigen Naturlandschaft greifbar“, ist sich Margit Gärtner sicher. Und Markus Mosdzien resümierte: „Der Rundweg schafft eine interessante Verbindung von Wissen und Naturerleben und bereichert einen Ausflugstag.“

In der strukturreichen Landschaft um das Naturschutzgebiet „Gültlinger und Holzbronner Heiden“ können Erholungssuchende die Natur im Heckenäu erkunden und gleichzeitig wichtige Aspekte zum Biotopverbund mitnehmen. „Landschaftszerschneidung, Strukturvielfalt, Biotopverbundpläne: Auf den neu entwickelten Infotafeln am Rande des Weges werden diese komplizierten Begriffe anschaulich erklärt. Anhand von Beispielen wird erläutert, welchen Einfluss sie für einen funktionsfähigen Biotopverbund haben“, so Verena Stricker von der Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums zum Hintergrund der Inforunde.

Der Weg startet in Holzbronn und führt die Wanderer durch Streuobstwiesen, Feldflur und vorbei an Wäldern, Wiesen und Säumen. Und bei der Tour ist man nicht alleine: Stets an der Seite der Familien, Spaziergängerinnen und Spaziergänger ist der Kleine Fuchs. Anhand des Lebenszyklus dieser Schmetterlingsart werden große und kleine Wanderer spielerisch auf dessen Lebensräume in der Landschaft aufmerksam gemacht. Die unterschiedlichen Lebensräume geben der Landschaft Struktur und ermöglichen es den unterschiedlichsten Arten Nahrung zu finden, sich anzusiedeln und fortzupflanzen. Ziel des Biotopverbunds ist es, den Strukturreichtum der Landschaft zu fördern und Lebensräume für die heimische Tier- und Pflanzenwelt zu schaffen.

Im Modellprojekt zur Umsetzung des Biotopverbunds im Landkreis Calw wurden seit Beginn des Projekts im Jahr 2020 viele Landschaftspflegearbeiten umgesetzt. Darunter zum Beispiel die Pflege von Wacholderheiden, die Sanierung von Trockenmauern und die Entschlammung eines verlandeten Tümpels. Dabei wurden sowohl Lebensräume für Reptilien, Heuschrecken und Amphibien geschaffen als auch der Verbund der Lebensräume gestärkt.

Mit Hilfe des Biotopverbunds wird die heimische biologische Vielfalt erhalten und gefördert.

Hintergrundinformationen

Das Modellprojekt zur Umsetzung des Biotopverbunds im Landkreis Calw ist Teil des Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt des Landes Baden-Württemberg. Die Naturschutzbehörde am Regierungspräsidium Karlsruhe unterstützt diese Arbeiten unter anderem durch die Entwicklung einer Methode zur Identifizierung und Priorisierung von potenziellen Maßnahmenflächen und einem Monitoring sensibler Artengruppen. Die Biotopverbund-Botschafterin des Landschaftserhaltungsverbands (LEV) Calw setzt zusammen mit Kommunen, Naturschutzverbänden, Landwirten, Schäfern und Landschaftspflegeunternehmern Maßnahmen zur Stärkung des Biotopverbunds um. Außerdem berät Sie die Städte und Gemeinden bei der Erstellung von kommunalen Biotopverbundplänen, die die Basis für die Umsetzung des Biotopverbunds darstellen. Finanziell unterstützt werden sowohl Maßnahmen als auch die Erstellung der Pläne vom Land Baden-Württemberg.

Weitere Informationen zum Modellprojekt stehen auf der Internetseite des Regierungspräsidiums unter zur Verfügung.

Das Naturschutzgebiet „Gültlinger und Holzbronner Heiden“ liegt zwischen Calw und Wildberg östlich des Nagoldtals. Es besteht aus acht Teilgebieten mit einer Gesamtgröße von etwa 330 Hektar. Das Gebiet ist Teil des Fauna-Flora-Habitat(FFH)-Gebiets „Calwer Heckengäu“ und gehört zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000. Das Heckengäu ist durch die kleinräumig gegliederte Kulturlandschaft mit den dort typisch vorkommenden Wacholderheiden, Streuobstwiesen und namensgebenden Feldhecken gekennzeichnet. Ziel von Natura 2000 ist es das europäische Naturerbe zu erhalten.

Das Faltblatt zum Naturschutzgebiet ist im Publikationsshop der LUBW unter https://pudi.lubw.de/detailseite/-/publication/37178 erhältlich.

Die Umweltverwaltung stellt mit dem Daten- und Kartendienst UDO (Umweltdaten und Karten Online) Informationen zu den Schutzgebieten zur Verfügung: https://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/

„Biotopverbund-Botschafterinnen und Biotopverbund-Botschafter“ der Landschaftserhaltungsverbände

Das im Juli 2020 in Kraft getretene Biodiversitätsstärkungsgesetz hat das Ziel den Biotopverbund in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030 auf einen Flächenanteil von 15 % im Offenland auszubauen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die Gemeinden verpflichtet Biotopverbundpläne zu konzipieren oder ihre Landschaftspläne auf Basis des Fachplans Landesweiter Biotopverbund fortzuschreiben. Zur Unterstützung dieser Aufgabe hat das Land Baden-Württemberg die Landschaftserhaltungsverbände mit einer zusätzlichen Stelle personell verstärkt. Die Biotopverbund-Botschafter und Biotopverbund-Botschafterinnen der jeweiligen Landkreise können von allen Gemeinden, Kommunen und Städten, ob Mitglied im LEV oder nicht, in Fragen Biotopverbund angesprochen werden.

Fachplan Landesweiter Biotopverbund

Um die Verbindung von Biotopen und den Austausch zwischen Arten in unseren stark zersiedelten und zerschnittenen Landschaften zu gewährleisten, hat das Land Baden-Württemberg den Fachplan Landesweiter Biotopverbund erarbeitet. Er stellt eine wichtige Planungsgrundlage für die Umsetzung des Biotopverbunds dar und steht allen Interessierten, Städten und Gemeinden kostenfrei zur Verfügung (https://pudi.lubw.de/ ® Suchbegriff „Fachplan“ ® „Fachplan Landesweiter Biotopverbund. Arbeitsbericht“). Ziel bei der Erarbeitung des Fachplans war eine landesweite Planungsgrundlage für den Biotopverbund des Offenlandes auf Basis vorhandener Fachbeiträge und digitaler Datengrundlagen zu schaffen. Es wurde eine Untergliederung in Offenland-Lebensraumtypen trockener, mittlerer und feuchter Standorte verfolgt, denen Arten verschiedener Anspruchstypen zugeordnet werden können.

Der Fachplan dient als Planungsgrundlage für alle raumplanerischen Belange in Baden-Württemberg. Kernflächen und Kernräume stellen das Grundgerüst eines Biotopverbunds im Offenland dar. Geeignete Flächen und Maßnahmen können in den Suchraumkulissen identifiziert werden und werden so zum Bestandteil eines Biotopverbundplans. Die Einbindung des Fachplans Landesweiter Biotopverbund in die Biotopverbundpläne gewährleistet die Berücksichtigung überregionaler Verbundachsen.

Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt

Das Land Baden-Württemberg verpflichtet sich zum Erhalt der biologischen Vielfalt als Lebensgrundlage. Deshalb hat die Landesregierung Ende 2017 das Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt aufgelegt. Die Ministerien für Umwelt, für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie für Verkehr verstärken damit ihre Anstrengungen zum Erhalt der Artenvielfalt. Im ersten Durchlauf standen 13,5 Millionen Euro zur Verfügung, die in Maßnahmen im Natur- und Artenschutz sowie in erhöhter Förderung, Forschung und im Monitoring eingesetzt wurden. Das Naturschutzreferat am Regierungspräsidium Karlsruhe beteiligt sich am Sonderprogramm mit verschiedenen Projekten zu den Themen Lichtverschmutzung in Naturschutzgebieten, Archewiesen zur autochthonen Saatgutgewinnung, Pestizidreduktion auf landwirtschaftlichen Flächen und Qualitätssicherung in Naturschutzgebieten.