Nördlicher Talschwarzwald

Modellprojekt zur Umsetzung des Biotopverbunds im Landkreis Calw

Kontakt

Regierungspräsidium Karlsruhe Jens Jeßberger, 0721 926-4359, jens.jessberger@rpk.bwl.de

Landschaftserhaltungsverband Calw Kathrin Steberl, Biotopverbund-Botschafterin, 07051 160-109, kathrin.steberl@kreis-calw.de​​

Das Pilotprojekt Biotopverbund Calw ist eine Kooperation zwischen dem Naturschutzreferat am Regierungspräsidium Karlsruhe (RPK) und dem Landschaftserhaltungsverband Calw (LEV). Als Teil des Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt des Landes Baden-Württemberg geht es um die Ausweitung des Biotopverbunds auf Landkreisebene.

Zahlen und Fakten

Projektlaufzeit: 2020-2021

Planungsverlauf:
2020 - Planung und Konzeption
2021 - Umsetzung und Monitoring

Gesamtbudget: 650.000 €

Das Projekt

Das Land Baden-Württemberg setzt sich seit Jahren verstärkt für den Erhalt der biologischen Vielfalt ein. Ziel der Landesregierung ist der Aufbau eines räumlichen funktionalen Biotopverbunds auf 15% des Offenlands der Landesfläche bis 2030. Dies wurde mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz im Juli 2020 verbindlich festgelegt. Mit der Einrichtung des Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt 2017 wurden bereits viele Maßnahmen in Natur- und Artenschutz auf der Fläche umgesetzt sowie Finanzmittel in Forschung und Modellprojekte investiert.

Seit Beginn 2020 wurden unter anderem folgende Projekte und Maßnahmen angestoßen, um dem Ziel des funktionalen Biotopverbunds in Baden-Württemberg näherzukommen:

  • Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Mittel zur Planung und Umsetzung von Biotopverbundmaßnahmen durch das Land Baden-Württemberg,
  • Finanzierung von Projektstellen bei allen baden-württembergischen Landschaftserhaltungsverbänden und Einstellung der Biotopverbund-Botschafterinnen und Botschafter, 
  • Erarbeitung fachlicher Grundlagen durch das RPK für die LEVs und Kommunen, um geeignete Flächen zur Umsetzung eines funktionalen Biotopverbunds zu finden, 
  • Finanzielle Förderung der Gemeinden bei der Erstellung von Biotopverbundplänen (bis zu 90%) und der Umsetzung von Biotopverbundmaßnahmen (bis zu 70%) mit der Möglichkeit einer Beratung durch die Biotopverbund-Botschafterinnen und Botschafter der LEVen.

 

  • Vergrößerung und Aufwertung bestehender Biotope (Kernflächen),
  • Förderung des funktionalen Biotopverbunds, indem Biotope ähnlicher Ausprägung durch die Schaffung von Trittsteinen miteinander verbunden werden,
  • Entwicklung verschiedener Methoden, um die Findung von Maßnahmenflächen zu vereinfachen

Als wesentliche Datengrundlagen dienen der Fachplan Landesweiter Biotopverbund, der Landschaftsrahmenplan Region Nordschwarzwald sowie die Ergebnisse aus dem neu vergebenen Werkvertrag zur Identifizierung und Priorisierung von Maßnahmenflächen.

Während der Projektlaufzeit werden unterschiedliche Landschaftspflegemaßnahmen innerhalb der bestehenden Biotopverbundkulisse und der definierten Bereiche aus dem Werkvertrag mit GÖG umgesetzt. Die Maßnahmen teilen sich in Arbeiten, die dem Verbund trockener, mittlerer und feuchter Lebensräume dienen. Zusammen mit Kommunen, Naturschutzverbänden, Landwirten, Schäfern und Landschaftspflegeunternehmern werden somit Maßnahmen zur Stärkung des Biotopverbunds umgesetzt.

Informieren Sie sich

Den Kommunen kommt bei der Umsetzung des Biotopverbunds eine zentrale Rolle zu. Das Land Baden-Württemberg hat das Ziel, den funktionalen Biotopverbund bis 2030 auf 15% des Offenlands der Landesfläche auszuweiten. Die Neuschaffung und Vergrößerung von Biotopverbundflächen auf kommunaler Ebene ist dabei essentiell.

Um die Kommunen bei dieser Aufgabe zu unterstützen hat das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft die Fördermöglichkeiten für die Erstellung von Biotopverbundplänen auf 90% und für die Umsetzung von Biotopverbundmaßnahmen auf 70% erhöht. Im Rahmen des Modellprojekts wurde ein Muster-Leistungsverzeichnis erstellt, das allen Kommunen als Grundlage für die Erstellung von Biotopverbundplänen frei zur Verfügung steht (siehe unter "Weitere Informationen").

Weitere fachliche Unterstützung erhalten die Kommunen durch die Biotopverbund-Botschafterinnen und Botschafter der Landschaftserhaltungsverbände (LEV). Diese beraten alle Städte und Gemeinden, ob Mitglied im LEV oder nicht, sowohl bei Fragen zur Ausschreibung und Erstellung von Biotopverbundplänen als auch der finanziellen Förderung nach Landschaftspflegerichtlinie (LPR) und bei der Umsetzung von konkreten Biotopverbund-Maßnahmen.

Ein großer Faktor bei der Ausweitung des landesweiten funktionalen Biotopverbunds ist die Flächenverfügbarkeit. Idealerweise werden Maßnahmenvorschläge, die ein Ergebnis der Biotopverbundplanungen der Kommunen darstellen, von den Kommunen selbst direkt auf geeigneten Flächen umgesetzt. Jedoch ist nicht zu unterschätzen, dass auch freiwillige Maßnahmen von Bewirtschaftern und Flächeneigentümern von großer Bedeutung für den Biotopverbund sein können.

Jeder Verein und jede Privatperson kann sich aktiv für den Biotopverbund einsetzten, indem zusammen mit den Biotopverbund-Botschafterinnen und Botschaftern der LEVen für geeignete Flächen innerhalb der Biotopverbundkulisse Maßnahmenvorschläge erarbeitet werden können. Auch hier gibt es die Möglichkeit zur Förderung von Maßnahmen über die LPR. Die Biotopverbund-Botschafterinnen und Botschafter stellen das Bindeglied zwischen Flächeneigentümern, Bewirtschaftern, Naturschutz und Verwaltung dar und können sowohl beratend als auch bei der Umsetzung eine wichtige Rolle spielen.

Im Juli 2020 hat das Naturschutzreferat am Regierungspräsidium Karlsruhe einen Werkvertrag an das Planungsbüro „Gruppe für ökologische Gutachten“ (GÖG) vergeben. Ziel des Vertrags ist die Entwicklung einer einfachen und auf andere Kreise übertragbare Methode zur Identifizierung und Priorisierung von potenziellen Maßnahmenflächen und Entwicklungsräumen. Ein weiterer Fokus ist die Identifizierung von Lücken im Verbund, sogenannten Defiziträumen, die zwischen den Kernflächen bestehen sowie der Ausarbeitung von konkreten Maßnahmenvorschlägen. Um die Entwicklung der umgesetzten Maßnahmen festzuhalten, wird ein Monitoringkonzept für die Artengruppen Tagfalter, Heuschrecken und Wildbienen entwickelt und über die nächsten Jahre durchgeführt. 

Zur Unterstützung der LEVen bei der Umsetzung des Biotopverbunds wurden vom Land finanzierte Projektstellen geschaffen. Seit August 2020 arbeitet die Biotopverbund-Botschafterin des LEV Calw an der Planung und Konzeption von geeigneten Maßnahmen, die in der Biotopverbund-Kulisse umgesetzt werden können. Darüber hinaus wurde über das Thema Biotopverbund landkreisweit informiert und nach potenziellen Auftragnehmern gesucht. Die ersten Maßnahmen konnten bereits durchgeführt werden. Darunter ist eine Rinderbeweidung zur Offenhaltung und Förderung einer artenreichen Feuchtwiese sowie die Pflege einer stark verbuschten Pfeifengraswiese und die Entschlammung eines angrenzenden Amphibien-Gewässers.