Pressemitteilung

Naturschutzgebiet Brühlwegdüne

Einladung zu einer öffentlichen Führung mit Gebietsreferent für Naturschutz im Rhein-Neckar-Kreis, Dr. Jost Armbruster

Im Naturschutzgebiet „Brühlwegdüne“ wurden im Auftrag des Regierungspräsidiums Karlsruhe in den letzten drei Jahren umfangreiche Pflegemaßnahmen durchgeführt, um lichtliebende Pflanzen und Tierarten zu fördern.

Das Regierungspräsidium Karlsruhe lädt Sie dazu ein, gemeinsam mit dem Gebietsreferenten für Naturschutz im Rhein-Neckar-Kreis, Dr. Jost Armbruster, die Flächen des Naturschutzgebiets zu besichtigen. Im Rahmen der öffentlichen Führung soll gemeinsam erkundet werden, welche der besonderen Tier- und Pflanzenarten das Entwicklungsnaturschutzgebiet bereits besiedelt haben und wie die Entwicklung des Gebiets zu beurteilen ist.

Termin:

Donnerstag, 27. Juli 2023

Zeit:

18.00 bis 20.00 Uhr

Treffpunkt:

Parkplatz an der K4156

69207 Sandhausen (siehe Anfahrtsskizze am Ende des Textes)

Auf mehreren Flächen von insgesamt 1,5 Hektar wurden zunächst Bäume entfernt, die aufgrund der letztjährigen Trockenphasen bereits geschädigt waren. Im Anschluss an die Forstarbeiten wurde der nährstoffreiche Waldboden darunter entfernt, um nährstoffarme Bedingungen für die Entwicklung von Sandrasen zu schaffen. Seit drei Jahren weiden Ziegen und Schafe wochenweise im gesamten Nordteil des Schutzgebiets und bekämpfen so unerwünschten Aufwuchs. Dadurch gelangt mehr Licht auf den sandigen Waldboden und schafft die Voraussetzungen dafür, dass seltene und gefährdete Pflanzen und Tiere wie beispielsweise Sandsilberscharte, Sandlaufkäfer und Ödlandschrecke aus dem benachbarten Naturschutzgebiet Sandhausener Düne einwandern. Weniger mobile Arten der Sandrasen und lichten Kiefernwälder wie Moose und Flechten hat der Pflegetrupp des Regierungspräsidiums Karlsruhe letztes Jahr mehrfach von dort entnommen und in der Brühlwegdüne ausgebracht.

Hintergrund

Die Entwicklung des Naturschutzgebiets „Brühlwegdüne“ ist Teil der Umsetzung des L 600-Alternativkonzepts. Anlass für den geplanten Rückbau der L 600 bei Sandhausen war der Neubau der B 535. Der Planfeststellungsbeschluss für die B 535 vom 13. Juli 1989 wurde 1997 bestandskräftig. Die Straße wurde am 4. Mai 2000 dem Verkehr übergeben, der Bund als Vorhabenträger war damit verpflichtet den Rückbau der L 600 vorzunehmen.

Die Gemeinde Sandhausen hingegen wollte diese Straße erhalten und stattdessen ein alternatives Ausgleichs-konzept erarbeiten. Mit Unterstützung des Regierungspräsidiums Karlsruhe wurde 2010 eine solche Ausgleichsplanung vorgelegt. Gegen diese wurde jedoch eine von zahlreichen Bürgern unterstützte Petition beim Petitionsausschuss des Landtages eingereicht, zugleich mit einer Petition der Naturschutzverbände, die das Alternativkonzept unterstützten. Auf Vorschlag des NABU wurde nach diesem erneuten Stillstand ein Kompromiss gefunden und ein modifiziertes Ausgleichskonzept erarbeitet, das auch nach Empfehlung des Petitionsausschusses weiterverfolgt werden sollte. Nach langen Verhandlungen konnte im Sommer 2015 ein unter Federführung des Regierungspräsidiums Karlsruhe erarbeiteter öffentlich-rechtlicher Vertrag zwischen den beteiligten Gemeinden, der Straßenbauverwaltung und dem Regierungspräsidium abgeschlossen werden, der die Umsetzung dieses letzten Alternativkonzepts regelt. Daraufhin hat der Landtag mit Beschluss vom 18. Februar 2016 das anhängige Petitionsverfahren abgeschlossen und die Petition für erledigt erklärt. Das Alternativkonzept umfasst insgesamt fünf Module. Eines davon ist die Ausweisung eines insgesamt 32 Hektar großen Naturschutzgebiets auf dem Dünenzug am Brühlweg. Dieses Naturschutzgebiet „Brühlwegdüne“ wurde am 15. September 2020 im Beisein von Georg Kletti, Bürgermeister der Gemeinde Sandhausen, und Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder ausgewiesen. Ein weiteres Modul besteht darin, im neuen Naturschutzgebiet in den nächsten 25 Jahren insgesamt 15 Hektar Sandrasen und 15 Hektar lichten Kiefernwald und Heide durch Entnahme von Gehölzen und nährstoffreichem Waldboden zu entwickeln. Die Umsetzung erfolgt in mehreren Phasen. In der ersten Phase wird ermittelt, inwiefern die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit (Mächtigkeit des humosen Oberbodens, Kalkgehalt im Boden) Einfluss auf die weitere Entwicklung der aufgelichteten Flächen hin zu den gewünschten verschiedenen Biotopen (Wintergrün-Kiefernwald, Weißmoos-Kiefernwald, Blauschillergrasrasen, Silbergrasrasen und Sandheide) hat. Sobald sich die gewünschten Ziele eingestellt haben, erfolgt die Umsetzung der nächsten Schritte.

Die Brühlwegdüne ist in einer kurzen Kaltphase am Ende der letzten Eiszeit (Würm) vor rund 10.000 bis 11.000 Jahren entstanden. Die in der damaligen Rheinaue lagernden Sande wurden vom Wind ausgeweht und unter anderem als Binnendünenzug bei Sandhausen abgelagert, zu dem neben der Brühlwegdüne auch der sich nördlich anschließende Pferdstrieb gehört.

Das Naturschutzgebiet Brühlwegdüne ist das erste Entwicklungs-Naturschutzgebiet Baden-Württembergs, dessen Entwicklung aus einem eigens dafür angelegten Projektkonto bezahlt wird, in das die Straßenbauverwaltung und die Gemeinde Sandhausen einbezahlt haben.

Informationen zum Alternativkonzept

Anfahrtsskizze (download, pdf, 363,6 KB)