Pressemitteilung

Naturschutzgebiet Kniebis-Alexanderschanze

Regierungspräsidium Karlsruhe, Stadt Freudenstadt, Zoo Karlsruhe und Nationalpark Schwarzwald arbeiten gemeinsam für die Erhaltung der Heiden und der für den Nordschwarzwald charakteristisch

Bild oben: Prof. Dr. Matthias Reinschmidt, Direktor Zoo Karlsruhe, Dr. Marc Förschler, Nationalpark Schwarzwald, Rudolf Müller, Leiter des Amts für Stadtentwicklung Freudenstadt, Dr. Lukas Reese, Tierarzt Zoo Karlsruhe, Beate Müller Haug, Referat 56 Naturschutz und Landschaftspflege im Regierungspräsidium Karlsruhe, Björn Waidelich, Forstbereichsleiter Stadtwald Freudenstadt, Peter, Vogel, Referat 56 Naturschutz und Landschaftspflege im Regierungspräsidium Karlsruhe, Julian Osswald, Oberbürgermeister der Stadt Freudenstadt und Tierpfleger Thomas Gamio, Naturpark Schwarzwald bei der Abstimmung zum Erweiterung der Weidefläche im Naturschutzgebiet Kniebis-Alexanderschanze

Im an den Nationalpark Schwarzwald angrenzenden Naturschutzgebiet Kniebis-Alexanderschanze im Landkreis Freudenstadt im Kreuzungsbereich der B 500 und der B 28 wird in den nächsten Jahren die Weidefläche weiter vergrößert, um die artenreichen Heiden und Borstgrasrasen des Nordschwarzwaldes zu erhalten. Heute, 25. November 2022, trafen sich Oberbürgermeister Julian Osswald und Beate Müller-Haug vom Naturschutzreferat im Regierungspräsidium Karlsruhe gemeinsam mit Prof. Dr. Matthias Reinschmidt, Direktor Zoo Karlsruhe und Dr. Marc Förschler, Leiter des Fachbereichs ökologisches Monitoring, Forschung und Artenschutz am Nationalpark Schwarzwald auf der zukünftigen Weidefläche, um die Abstimmungen zur Umsetzung der Erweiterung der Weideflächen abzuschließen.

Im kommenden Winterhalbjahr werden die Mitarbeitenden des Stadtwaldes Freudenstadt Fichten und weitere Gehölze auf den gemeindeeigenen Flächen zurückschneiden und roden. Mit diesen vorbereitenden Gehölzarbeiten werden lichte Wälder geschaffen, dort wird in Zukunft eine Herde aus Konikpferden und Heckrindern einen Großteil des Jahres leben. Die bereits seit Jahren bestehende Beweidung mit Schafen auf landeseigenen Flächen im Naturschutzgebiet wird damit erweitert.

Mit der Gehölzpflege sichert sich die Stadt Freudenstadt in Absprache mit der Naturschutzverwaltung auch Ökopunkte für ihr kommunales Ökokonto. Dadurch schafft die Stadt schon jetzt Ausgleichsflächen für zukünftige neue Bauvorhaben, die mit Eingriffen in die Landschaft verbunden wären. Im Rahmen der naturschutzfachlichen Eingriffsregelung kann die Stadt dann auf bereits vorhandene Ökopunkte, die sie durch solche Projekte gesammelt hat, zurückgreifen. So unterstützt die Stadt aktiv den Artenschutz und trägt gleichzeitig Sorge für die zukünftige Kommunalentwicklung.

Die aktuelle Beweidung erfolgt im Auftrag des Naturschutzreferates im Regierungspräsidium Karlsruhe und wird mit Mitteln der Landschaftspflegerichtlinie des Landes finanziert. Sechs Konik-Stuten und vier Fohlen weiden aktuell noch bei geeigneter Wetterlage auf dem landeseigenen Grundstück. Die Tiere stammen aus einer Nachzucht aus dem Zoologischen Stadtgartens Karlsruhe. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Nationalparks übernehmen das Beweidungsmanagement der Tiere, die ihre Dienste auch im angrenzenden Nationalpark verrichten. Sie steuern die Beweidungsdauer von Teilflächen und stellen die tägliche Betreuung der Tiere sicher.

Angepasste Landschaftspflege ist aktiver Artenschutz und dient der Erhaltung unserer heimischen biologischen Artenvielfalt. Im Naturschutzgebiet Kniebis-Alexanderschanze wird dies von Kommune, Naturschutz- und Forstverwaltung gemeinsam umgesetzt.

Hintergrund:

Die Beweidung der Heiden und Grinden mit Konikpferden

Koniks sind als Nachzucht ehemaliger Wildpferde heute in zahlreichen Naturschutzgebieten in Deutschland im Einsatz. Die Beweidung der offenen, weitgehend baumlosen Grindenflächen hat sich auch im Nationalpark Schwarzwald bereits bewährt. Auf der Weide entstehen durch das Abfressen, den Einstand und Begang der Tiere aber auch das Abkoten eine Vielzahl an Strukturen: offene Bodenstellen, kurzrasige Wiesen, besonnte Steine, trockene Heide. All dies sind Lebensräume für zahlreiche Wildbienen, Käfer und Schmetterlinge, wie beispielsweise die Moor-Pfeifengraseule. Zahlreiche Vogelarten, wie beispielsweise Wiesenpieper und Baumpieper finden Nahrung und Brutplätze. Besonders an Steinriegeln und offenen Sonnenplätze auf den Weiden findet die stark gefährdete Kreuzotter ihren Lebensraum.

Koniks sind sehr robust und widerstandfähig gegen Kälte und Wind. Sie sind genügsam und fressen hauptsächlich Gräser, aber auch Wurzeln von Kräutern oder schälen Rinde ab. Selbst unter einer Schneedecke scharren sie nach Futter. Durch ihren starken Herdentrieb und die gutmütige Art ist das Beweidungsmanagement unproblematisch. Für die Zukunft ist außerdem geplant die Herde mit den ebenfalls durch Rückzüchtungen erhaltenen Heckrindern (Auerochsen) und eventuell auch Wisenten aus dem Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe zu erweitern.

Naturschutzgebiet Kniebis Alexanderschanze

Das Naturschutzgebiet „Kniebis-Alexanderschanze“ wurde 1996 ausgewiesen und ist rund 190 Hektar groß. Diese Fläche umfasst ein Gebiet, das als historisch gewachsene Kulturlandschaft ein kleinräumiges, vielfältiges Mosaik aus artenreichen Wiesen, Borstgrasrasen, trockenen und feuchten Heideflächen sowie Gebüschen und Wäldern.

Mit der Meldung von Flora-Fauna-Habitat-Gebieten (FFH-Gebiete) und Vogelschutzgebieten für das europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000, steht das Naturschutzgebiet seit fast 20 Jahren auch unter europäischen Schutz. Es gehört zum FFH-Gebiet „Wilder See Hornisgrinde und Oberes Murgtal“ sowie zum Vogelschutzgebiet „Nordschwarzwald“

Weitere Informationen

Informationen zu Konikpferden und Beweidungsbeispielen aus anderen Bundesländern (Download)

Informationen zum Lebensraum Grinden und Trockene Heiden finden Sie hier:

Nationalpark Schwarzwald

Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg

Die Karte, sowie die Würdigung und die Verordnung des Naturschutzgebietes stehen im Daten- und Kartendienst „Umweltdaten und Karten Online“ (U-DO) der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) zur Verfügung.

Natura 2000-Managementplan für das FFH-Gebiet