Pressemitteilung

Strukturmaßnahme an der Pfinz in Remchingen

Baubeginn an der Pfinz in Remchingen-Singen ab Montag, 25. Juli 2022

 

Die Pfinz in Berghausen. Das Gewässerbett der Pfinz ist von grasbewachsenen Böschungen begrenzt. Auf den Böschungen stehen abschnittsweise Bäume. Die Pfinz fließt gleichmäßig in ihrem immer gleich breiten Gewässerbett.

In der Pfinz in Remchingen setzt das Regierungspräsidium Karlsruhe ab Montag, 25. Juli 2022, eine ökologische Strukturmaßnahme zur Verbesserung der Lebensbedingungen für Flora und Fauna um. Mit dieser Strukturmaßnahme wird ein Beitrag zur Zielerreichung gemäß der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) geleistet und damit auch der gute ökologische Zustand der Pfinz gefördert. Die Arbeiten finden auf einer Strecke von 200 Metern westlich der Brücke Kappelwiesenweg in Remchingen-Singen statt und werden voraussichtlich bis Ende August abgeschlossen sein. Der Verkehr wird durch die Arbeiten nicht beeinträchtigt.

Ziel der Maßnahme ist es, dem Gewässer zu erlauben, Seitentaschen im Uferbereich (Prallhangbereiche) oder Uferabflachungen (Gleithangbereiche) als wichtige Strukturelemente für Flora und Fauna entwickeln zu können sowie die Vernetzung der Biotope am Ufer und im Gewässer. Auf der rechten Uferseite erfolgt der Rückbau der Ufersicherung in Abschnitten. Die linksseitige Ufersicherung bleibt erhalten, um den dortigen Unterhaltungsweg weiterhin nutzen zu können. Eine großräumige Lageveränderung des Gewässerverlaufs ist nicht zu erwarten.

Die Strukturmaßnahme wird als sogenannte Instream-Maßnahme innerhalb des Gewässers umgesetzt. Dies ist wegen der sehr dichten Bebauung an der Pfinz notwendig. Der Flusslauf und die Wegeführung entlang der Pfinz bleiben dadurch erhalten. Als Maßnahmentypen werden Niedrigwasserbuhnen, ein flaches Kiesdepot mit Tiefwasserrinne sowie Fischunterstände eingesetzt.

Um die Fische vor der Baumaßnahme zu schützen, werden diese im Vorfeld der Maßnahme durch eine Fischbestandsbergung mittels Elektrobefischung in andere Abschnitte der Pfinz umgesiedelt.

Weitere Informationen finden sich auf der Projekthomepage.

Hintergrundinformationen:

Die Pfinz fließt heute in weiten Teilen monoton und geradlinig. Mit dieser Gleichförmigkeit bietet das Gewässer nur wenig verschiedene Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Naturnahe Gewässer, wie sie auch von der WRRL gefordert werden, sind jedoch geprägt durch verschiedene Wassertiefen und -breiten sowie Fließgeschwindigkeiten und Bodensubstraten. Dies wiederum ist die Grundlage zur Ausbildung verschiedener Lebensräume im und am Gewässer und stellt den Tieren und Pflanzen mit ihren unterschiedlichen Ansprüchen, Lebensräume bereit. So kann eine erfolgreiche Fortpflanzung und Aufzucht der Jungen und somit der Erhalt der Populationen gefördert werden.

Die Strukturmaßnahme in Remchingen wurde innerhalb der WRRL-Programmstrecke „Durchgängigkeit und Gewässerstruktur Pfinz” des Bewirtschaftungsplans und Maßnahmenprogramms zum Bearbeitungsgebiet Oberrhein aufgenommen. Durch die Umsetzung von Einzelmaßnahmen soll der gute ökologische Zustand der Pfinz erreicht werden. Mit den Maßnahmen sollen auch Trittsteine für Flora und Fauna geschaffen werden.

Geplante Maßnahmentypen:

Niedrigwasserbuhnen: Mit den Niedrigwasserbuhnen aus Holz oder Stein, können Bereiche geschaffen werden, in denen die Fließgeschwindigkeit erhöht oder auch verringert wird. Dies ist ein wichtiges Initial um Strukturvielfalt zu schaffen, denn, wo das Wasser schneller fließt, werden die feinen und leichteren Teilchen wie Sande und Tone weggespült und lagern sich dort wieder ab, wo die Fließgeschwindigkeit entsprechend gering ist. Durch die lokale Lockerung der Gewässersohle, werden diese kleinräumigen Umlagerungen gefördert.

Flachwasserzone, Kiesdepot und Tiefwasserrinne: Fische wie die Barbe sind Kieslaicher und benötigen gut durchströmte Kiesflächen zum Laichen. Die jungen Barben halten sich gerne in Flachwasserzonen auf. Flachwasserzonen werden sich vor und hinter den Buhnen sowie nach Rückbau der Ufersicherung ausbilden. Zudem wird bereichsweise mit Kies ein Flachwasser modelliert und ein Kiesdepot angelegt, das mit der Strömung verteilt wird und zukünftig als Laichkies zur Verfügung steht. Als Ausgleich für den Materialeintrag an dieser Stelle wird eine Tiefwasserrinne hergestellt. Solche Rinnen sind zudem Teil natürlicher Gewässer und werden von den ausgewachsenen Fischen zur Nahrungssuche und als Rückzugsräume genutzt.

Fischunterstände: Ausgewachsene Fische suchen gerne tiefe Wasserbereiche (sogenannte Kolke) auf, bevorzugt solche, die durch eine Überdeckung zusätzlich Sicht- und Sonnenschutz bieten. Kolke werden auch gerne als Wintereinstand genutzt. Natürlicherweise finden sich solche Unterstände unter freigespülten Wurzeln. In Remchingen werden sie mit Stein und Metall gebaut. Auch die mit den Buhnen bewirkte lokale Erhöhung der Fließgeschwindigkeit soll zur Ausbildung tiefer Wasserbereiche führen.