Pressemitteilung

Landschaftspflege auf dem Schliffkopf und Seekopf für den Wiesenpieper

Gehölzrückschnitt von Oktober bis November 2023 sichert die offenen Grinden

Die Grinden und Moore im Nordschwarzwald sind Bruthabitate für den vom Aussterben bedrohten Wiesenpieper. Um diesen Lebensraum zu erhalten und das Überleben des Wiesenpiepers zu sichern, sind regelmäßige Gehölzentfernungen auf den Grindenflächen notwendig.

Im Auftrag des Regierungspräsidiums Karlsruhe und des Nationalparks Schwarzwald werden ab Anfang Oktober 2023 auf landeseigenen Flächen des Staatsforsts (ForstBW) am Schliffkopf, Landkreis Freudenstadt, Fichten und Latschenkiefern entfernt. Zusätzlich führt das Regierungspräsidium Karlsruhe ab Montag, 16. Oktober 2023, im Bereich des Naturschutzgebiets Ruhestein (Seekopf) auf Flächen, die auch im Eigentum des Staatsforsts sind, Pflegearbeiten durch. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis November 2023 dauern. Der Verkehr wird durch die Arbeiten nicht eingeschränkt.

Ziel der Maßnahmen ist gemeinsam mit dem Nationalpark Schwarzwald und ForstBW wieder zusammenhängende Grinden zu entwickeln. Die Arbeiten werden von zwei erfahrenen Landschaftspflege- beziehungsweise Forstunternehmen durchgeführt. Das anfallende Holz wird größtenteils vor Ort gehäckselt und abtransportiert.

Besonders der vom Aussterben bedrohte Wiesenpieper wird durch die Gehölzentfernung hier im nächsten Jahr bessere Brutmöglichkeiten finden. Grindenpflege ist aktiver Artenschutz für die heimische Artenvielfalt. Wachsen Fichten und andere Gehölze zu dicht auf den Grinden, verschatten diese, so dass Raubvögel die Bäume als Ansitzwarten nutzen. Dadurch ist die Brut des Wiesenpiepers gefährdet. Langfristig sind regelmäßige Gehölzrückschnitte alle zwei bis drei Jahre nötig, um die Grinden in ihrem Strukturreichtum und ihrer Vielfalt zu erhalten. Davon profitieren nicht nur Wiesenpieper sondern auch zahlreiche andere Arten wie Kreuzotter und Warzenbeißer. Die neu geschaffenen offenen Grinden am Seekopf und Schliffkopf werden in die bestehende Beweidung der Grinden integriert.

Die offenen, fast baumfreien Heiden des Schwarzwalds, sogenannte Grinden, sind typisch für den abgeflachten Buntsandstein-Rücken des Nordschwarzwalds. Sie sind Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 und sind Lebensraum einer Vielzahl heimischer Tier- und Pflanzenarten.

Hintergrundinformationen Wiesenpieper und Bodenbrüter:

In den letzten Jahrzehnten verringern sich die Bestände vieler Vogelarten und besonders die der Bodenbrüter landesweit. Als Bodenbrüter bauen Wiesenpieper ihre Nester aus Grasbüscheln, Moosen und Haaren. So ist die Brut in der Vegetation gut gegen die Blicke von hungrigen Räubern geschützt. Der Wiesenpieper, der einst in großer Zahl die Wiesen und Weiden Baden-Württembergs besiedelte, ist heutzutage selten geworden. Als vom Aussterben bedrohte Tierart steht er unter europäischem Schutz. Eines der letzten Vorkommen befindet sich auf den offenen Grinden des Nordschwarzwalds. Entstanden sind diese waldfreien Flächen in den Hochlagen entlang des Hauptkamms im Nordschwarzwald im 16. Jahrhundert durch Abholzung, Brandrodung und anschließende Beweidung. Nach Aufgabe dieser Landnutzung ab Ende des 19. Jahrhunderts sind die Grinden durch natürliche Verbuschung und gezielte Aufforstung größtenteils zugewachsen. Die Grinden sind Teil unserer Kulturlandschaft und können entsprechend nur durch menschliche Nutzung erhalten werden. Heute existieren noch 200 Hektar von ehemals 2000 Hektar dieses Lebensraumtyps im Nordschwarzwald.

Informationen zum Natura 2000 und Vogelschutzgebiet:

Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH-Gebiete) und Vogelschutzgebiete bilden das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000. Hierzu gehören seit über 20 Jahren auch das Vogelschutzgebiet „Nordschwarzwald“ und das FFH-Gebiet „Wilder See - Hornisgrinde und Oberes Murgtal“. Der Seekopf und der Schliffkopf sind aufgrund der artenreichen Grinden Teil dieser Schutzgebietskulisse.

Das Vogelschutzgebiet „Nordschwarzwald“ ist rund 36.000 Hektar groß und umfasst Flächen des Stadtkreises Baden-Baden sowie von fünf weiteren Landkreisen. Mit 22 europäisch geschützten Vogelarten ist es eines der wichtigsten Vogelschutzgebiete des Regierungsbezirks. Gleichzeitig sind große Teile dieser urtümlichen und landschaftlich sehr eindrucksvollen Bergkuppen als Nationalpark „Nordschwarzwald“ ausgewiesen worden.

Weitere Informationen zum Thema im Internet:

Daten- und Kartendienst „Umweltdaten und Karten Online“ (UDO) der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) mit Schutzgebietsgrenzen und weiterführenden Infos zu den Schutzgebieten

Informationen zur Landschaftspflege der Regierungspräsidien