Mit dem EU-kofinanzierten Projekt LIFE MooReKa Moorrevitalisierung Kaltenbronn-Hohlohmoor soll durch den Bau von Grabensperren die Wasserversorgung der Hochmoore verbessert werden. Denn nur mit ausreichend Wasser können sich die Hochmoore wieder regenerieren und als wertvolle Lebensräume für Mensch und Tier erhalten bleiben. In einem Erklärfilm auf der Projektseite wird eindrücklich der aktuelle ungünstige Zustand und die historische Entwicklung dahin erläutert.
Bereits Ende des Monats (Oktober 2024) werden nun die ersten Erprobungsarbeiten vor Ort starten. Ursprünglich waren diese für Herbst 2025, vor Beginn der größeren Arbeiten in 2026, vorgesehen. Durch die gute Koordination und Zusammenarbeit des Projektteams der Fachbehörden im Landratsamt Rastatt sowie der fokussierten und effizienten Arbeit durch die vom Regierungspräsidium Karlsruhe beauftragten Auftragnehmer/-innen kann nun rund ein Jahr früher mit den Erprobungsarbeiten begonnen werden. Auf einer kleinen Fläche werden elf Erprobungssperren errichtet werden (Pressemitteilung vom 19. Juli 2024). Diese sorgen dafür, dass das Niederschlagswasser länger im Moor verbleibt, sich verteilt und langsamer ins Tal fließt. Sowohl der Bohlensteg am Hohlohsee als auch alle Wander- und Spazierwege werden von den Arbeiten nicht betroffen sein und Erholungssuchenden uneingeschränkt zur Verfügung stehen.
Das Projektteam der vier Projektpartner – Naturschutzbehörde im Regierungspräsidium Karlsruhe, Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), ForstBW und Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord – freut sich über den Start der konkreten Arbeiten vor Ort. Die Erprobungsarbeiten werden wichtige Erfahrungen mit den eingesetzten Maschinen, dem moorigen Untergrund und den Materialien liefern und im nächsten Jahr in die Planung der weiteren Grabensperren einfließen. So wird beispielsweise die beauftragte Freudenstädter Baufirma bei den Erprobungsarbeiten zwei unterschiedlich große Moorbagger mit breiten Laufbändern einsetzen. Die Auflageflächen dieser Laufbänder sind so bemessen, dass trotz des Gewichts der Maschinen ein Bodendruck wirkt, der geringer ist als der eines menschlichen Fußes.
Sobald die Erprobungsarbeiten angelaufen sind, wird das Regierungspräsidium Karlsruhe interessierte Medienvertreter/-innen Ende Oktober zu einer Baustellenbesichtigung am Kaltenbronn einladen. Dazu wird zeitnah eine gesonderte Presseeinladung versandt werden.
Hintergrundinformationen
Warum das Hohlohmoor dringend Unterstützung braucht: Der Erklärfilm zeigt sehr eindrücklich die aktuelle Wassersituation der Moore am Kaltenbronn. Ein aus historischer Zeit stammendes Entwässerungssystem ist noch immer funktionsfähig, sodass ständig Wasser aus dem Moor herausfließt. Die im Projekt geplanten Grabensperren sollen künftig dafür sorgen, dass das Regenwasser länger im Moor verbleibt, sich verteilt und nur langsam ins Tal sickert. Durch das lebensnotwendige Wasser wird sich das Moor nach der erlittenen historischen Entwässerung in Teilen wieder regenerieren können.
Warum ist die Revitalisierung der Hochmoore am Kaltenbronn nötig?
Der Kaltenbronn im Nordschwarzwald ist ganzjährig ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel. Was für viele Erholungssuchende und Wanderer der Inbegriff einer urtümlichen und natürlichen Moor-Landschaft ist, ist für Moorkundler ein geschädigtes Ökosystem. Aufgrund eines großen Netzes an Entwässerungsgräben haben die Hochmoore am Kaltenbronn mit Wassermangel zu kämpfen. Die einst ausgedehnten, offenen Moorflächen schrumpfen seit langem und werden von Gehölzen überwachsen. Die Moore am Kaltenbronn sind daher in einem zunehmend ungünstigen ökologischen Zustand, so dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Ziel des LIFE Projektes ist die Erhaltung der ausgedehnten Moore im Natur- und Waldschutzgebiet Kaltenbronn und damit auch der Schutz der Lebensräume für die typischen Tier- und Pflanzenarten. Die Vernässungsmaßnahmen sollen dafür sorgen, dass die andauernde Entwässerung über ein Netz aus kilometerlangen Entwässerungsgräben gestoppt wird. Das Niederschlagswasser soll wieder länger im Moor verbleiben und dort zur Regeneration des Ökosystems beitragen.
Überblick über die Projektlaufzeit: Bis zum Projektende 2028 gilt es über 50 einzelne Meilensteine zu erreichen. Der wasserrechtliche Antrag für das umfangreichere Vernässungsvorhaben soll 2025 bei der Wasserrechtsbehörde im Landratsamt Rastatt gestellt werden. Die Durchführung der Vernässungsarbeiten wird im Spätsommer 2026 beginnen. Die bereits im Vorfeld der Antragsstellung gegründeten projektbegleitenden Gruppen werden während der Projektlaufzeit kontinuierlich informiert und beteiligt. Die Öffentlichkeitsarbeit erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Infozentrum Kaltenbronn. Interessierte können sich auf der Projektseite informieren. Ab Frühjahr 2025 werden außerdem projektspezifische Veranstaltungen angeboten.
Was ist LIFE Natur?
Das LIFE (L'Instrument Financier pour l'Environnement) Förderprogramm fördert Umweltschutzbelange. Der Förderbereich "LIFE Natur und Biodiversität" dient der Erhaltung der Artenvielfalt und dem Schutz von Arten und Lebensräumen. Die EU fördert Maßnahmen bis zu 75 Prozent. Der Eigenanteil muss vom Antragssteller oder von Ko-Finanzierern getragen werden. Das Land Baden-Württemberg stellt regelmäßig LIFE-Anträge und hat in den letzten Jahrzehnten erfolgreich LIFE-Projekte umgesetzt. Mit einem LIFE-Projekt entsteht auch ein wichtiger Impuls in der Region. Als Leuchtturmprojekte bekommen LIFE-Projekte stets eine besondere nationale und europaweite Aufmerksamkeit.
Beispiele für aktuelle und abgeschlossene LIFE-Projekte in Baden-Württemberg