Pressemitteilung

Moorschutz: Revitalisierung der Hochmoore am Kaltenbronn im Nordschwarzwald

EU gibt grünes Licht für Schutz des Hohlohmoores am Kaltenbronn - gemeinsamer LIFE Natur-Antrag MooReKa erfolgreich

 

Die Europäische Union (EU) hat die Finanzierungszusage zum LIFE Natur-Antrag MooReKa – Moorrevitalisierung Kaltenbronn / Hohlohmoor gegeben.

Im Oktober 2022 hatte das Naturschutzreferat im Regierungspräsidium Karlsruhe den LIFE Natur-Antrag MooReKA gemeinsam mit Forst Baden-Württemberg (ForstBW) als Bewirtschafter der landeseigenen Forstflächen, der Landesforstverwaltung vertreten durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) sowie dem Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord eingereicht (Pressemitteilung vom 14. Oktober 2022). Die EU hat nun für das Projekt mit einer Projektsumme in Höhe von 8,7 Millionen Euro, grünes Licht gegeben.

Damit übernimmt die EU 75 Prozent der Projektsumme und hat im Juli eine entsprechende Finanzierungszusage über 6,55 Millionen Euro erteilt. Das Land Baden-Württemberg kommt für den verbleibenden Betrag in Höhe von 2,15 Millionen auf, der auch die Beiträge der Landkreise Rastatt und Calw beinhaltet.

Die Bewertung des Antrages macht deutlich, dass die Projektpartner mit der Zielsetzung des Moorschutzes durch Wasserrückhaltung auf dem richtigen Weg sind:

Ein aus historischer Zeit stammendes Entwässerungssystem soll mit Sperren verschlossen werden. Die Grabensperren sollen künftig dafür sorgen, dass Regenwasser nicht weiterhin ungebremst aus dem Moor hinausgeleitet wird. Das für Moore lebensnotwendige Wasser verteilt sich und sickert langsam zu Tal und die Moore können sich wieder naturnah entwickeln. Naturnahe Moore erfüllen wichtige Leistungen für einen intakten Naturhaushalt und dienen dem Arten- und Klimaschutz.

Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft als Oberste Naturschutzbehörde und das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, vertreten durch die Landesforstverwaltung, haben den Antrag maßgeblich unterstützt, so auch bei der geplanten konkreten Umsetzung. In der Raumschaft findet das Vorhaben breiten Anklang: Die Landkreise Calw und Rastatt sowie die umliegenden Kommunen Gernsbach, Bad Wildbad und Enzklösterle bestätigten die große Bedeutung der Erhaltung der Moore am Kaltenbronn mit Unterstützerschreiben.

Mit der Förderzusage für das LIFE Natur-Projekt MooReKa – Moorrevitalisierung Kaltenbronn / Hohlohmoor haben die Projektpartner und das Land Baden-Württemberg einen wichtigen Meilenstein für den Moorschutz im Nordschwarzwald erreicht.

Das Projekt startet Anfang 2024 und hat eine Laufzeit bis 2028.

In den ersten zwei Jahren werden zunächst die vorhandenen Planungen konkretisiert und wasserrechtliche Zulassungen eingeholt.

Die ersten Arbeiten im Gelände sollen im Herbst 2024 mit einer kleinräumigen Erprobungsmaßnahme beginnen. Umfangreichere Arbeiten werden erst ab Herbst 2026 umgesetzt werden.

Alle vier Projektpartner übernehmen Aufgaben in verschiedenen Bereichen, so sorgt beispielsweise ForstBW für den Umbau des Bohlenstegs und die forstlichen Arbeiten, die FVA kümmert sich um die Begleituntersuchungen zur Wirkungskontrolle und der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord stattet die neue Moorstation aus. Die Projektleitung und -koordination übernimmt die Höhere Naturschutzbehörde im Regierungspräsidium Karlsruhe und sorgt außerdem für die Umsetzung der Planungs- und Ausführungsarbeiten.

Das Projekt wird seit Beginn in Zusammenarbeit aller Projektpartner mit einer breiten Öffentlichkeitsarbeit begleitet, unter anderem mit der Ausbildung von MoorGuides, die in der weiteren Projektzeit Exkursionen anbieten werden.

Weitere Informationen zum Projekt

Hintergrundinformationen

Warum ist die Revitalisierung der Hochmoore am Kaltenbronn nötig?

Der Kaltenbronn im Nordschwarzwald ist ganzjährig ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel. Was für viele Erholungssuchende und Wanderer der Inbegriff einer urtümlichen und natürlichen Moor-Landschaft ist, ist für Moorkundler ein geschädigtes Ökosystem. Aufgrund eines großen Netzes an Entwässerungsgräben haben die Hochmoore am Kaltenbronn mit Wassermangel zu kämpfen. Die einst ausgedehnten, offenen Moorflächen schrumpfen seit langem und werden von Gehölzen überwachsen. Die Moore am Kaltenbronn sind daher in einem zunehmend ökologisch ungünstigen Zustand, so dass hier dringender Handlungsbedarf besteht.

Ziel des LIFE Natur-Antrags ist die Erhaltung der ausgedehnten Moore im Natur- und Waldschutzgebiet Kaltenbronn und damit auch der Schutz der Lebensräume für die typischen Tiere- und Pflanzenarten. Die Revitalisierung soll dafür sorgen, dass das Wasser im Moor zurückgehalten wird und die andauernde Entwässerung über ein Netz aus kilometerlangen Entwässerungsgräben gestoppt wird.

Woher kommt der Wassermangel in den Mooren am Kaltenbronn?

Mehrere Gutachten namhafter Moorkundler bestätigen, dass der Grund für den ungünstigen Zustand der Moore am Kaltenbronn der Wassermangel wegen eines umfassenden Entwässerungssystems ist. Seit dem 18. Jahrhundert wurden Entwässerungsgräben angelegt, die bis heute wirken und Wasser aus dem Moor ableiten. Es wurden viele Kilometer lange Gräben angelegt, um die Moore trockenzulegen und für den Waldbau nutzbar zu machen. Mitte des 19. Jahrhunderts erkannte man dann die forstwirtschaftlich nur mäßigen Erfolge und stellte die Bauarbeiten ein. Die Entwässerungsgräben bestanden jedoch fort und führen noch heute – 250 Jahre später – Wasser in die Täler ab. Die Folge ist, dass den Mooren lebensnotwendiges Wasser verloren geht und sie nach und nach abtrocknen. Die Torfmoose vertrocknen und das Moorwachstum bleibt aus. Die Moore verlieren damit ihre wichtigen Funktionen für den Naturhaushalt. Kiefern, und Fichten bewachsen zunehmend die einst offenen Moorflächen. Im Wildseemoor sind nur rund 6 %, im Hohlohmoor nur rund 3,5 % der ursprünglichen Fläche noch mehr oder minder offen. Dichtes Kiefern-Krummholzgebüsch erstreckt sich mittlerweile bis in die Zentren der Moore.

Warum sind Moore für uns Menschen wichtig?

Naturnahe Moore erfüllen wichtige Leistungen für einen intakten Naturhaushalt und sind weit mehr als nur ein Naturgenuss für Menschen. Naturnahe Moore binden beispielsweise eine große Menge an Kohlenstoff und dienen dem Klimaschutz. Weiter bieten sie Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen, die mit erstaunlichen Überlebensstrategien an die extremen Lebensverhältnisse im Moor angepasst sind und nur dort überleben können. Moore saugen außerdem Wasser wie ein Schwamm auf. Diese Speicherfunktion dient dem Hochwasserschutz, da das Wasser nur nach und nach in das umliegende Gewässersystem fließt. Moore sind außerdem Archive der Natur- und Kulturgeschichte, weil sie es ermöglichen, über Pollenanalysen Einblicke in vergangene Zeiten zu geben.

Was ist LIFE Natur?

LIFE (L'Instrument Financier pour l'Environnement) ist das EU-Förderprogramm welches Umweltschutzbelange fördert. Der Förderbereich "LIFE Natur und Biodiversität" dient der Erhaltung der Artenvielfalt und dem Schutz von Arten und Lebensräumen. Die EU fördert Maßnahmen bis zu 75%. Der Eigenanteil muss vom Antragssteller oder Ko-Finanzierern getragen werden. Das Land Baden-Württemberg stellt regelmäßig LIFE-Anträge und hat in den letzten Jahrzehnten erfolgreich LIFE-Projekte umgesetzt. Mit einem LIFE-Projekt entsteht auch ein wichtiger Impuls in der Region. Als Leuchtturmprojekte haben LIFE-Projekte stets eine besondere nationale und europaweite Aufmerksamkeit.

Beispiele für aktuelle und abgeschlossene LIFE-Projekte in Baden-Württemberg

Life+-Natur-Projekte: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (baden-wuerttemberg.de)

Das Natur- und Waldschutzgebiet Kaltenbronn gehört zum europäischen Naturerbe

Der Kaltenbronn ist landschaftlich sowie natur- und artenschutzfachlich eine große Besonderheit. Er ist Lebensraum einer beträchtlichen Anzahl von spezialisierten und geschützten Tier- und Pflanzenarten und steht deshalb in Teilen unter mehrfachem Schutz (Natur- und Waldschutzgebiet, Fauna-Flora-Habitat- (FFH) und Vogelschutzgebiet, Bannwald und Schonwald). Bereits vor etwa 100 Jahren wurden erste Schutzgebiete am Kaltenbronn ausgewiesen. Mit einer neuen Verordnung im Jahr 2000 stellten Natur- und Forstverwaltung die betreffenden Teile des Kaltenbronns dann gemeinsam unter einen umfassenden nationalen Schutz. Das heute bestehende Natur- und Waldschutzgebiet Kaltenbronn liegt im Staatswald (ForstBW). Es umfasst den Hohlohsee und den Wildsee mit umliegenden Moorflächen und Moorwäldern und kombiniert den Schutz der Moore und des Waldes. Mit der Integration als Teil des FFH-Gebietes Kaltenbronner Enzhöhen und dem Vogelschutzgebiet Nordschwarzwald in das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000, gehört es seit fast 20 Jahren auch zum europäischen Naturerbe.

Weiterführende Informationen

Faltblatt „Natur- und Waldschutzgebiet Kaltenbronn"

Moorschutzprogramm Baden-Württemberg mit Informationen zu Mooren

Lage und Verordnung des Natur- und Waldschutzgebietes Kaltenbronn

Schutzgebietsverzeichnis und Steckbriefe

Natura 2000 Managementplan für das FFH-Gebiet „Kaltenbronner Enzhöhen“