Pressemitteilung

Umgestaltung der Wutach verbessert Hochwasserschutz und schafft ein neues Naherholungsgebiet

Grenzüberschreitende Renaturierung der Flusslandschaft in Stühlingen (Kreis Waldshut) bringt Mehrwert für die Grenzregion

Wutach unter strahlend blauem Himmel

Knapp anderthalb Jahre nach dem Spatenstich wurde heute, 19. November, die renaturierte Wutach im Stühlinger Ortsteil Schleitheim (Kreis Waldshut) in feierlichem Rahmen von Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, Regierungsrat Martin Kessler (Schaffhausen) und dem Waldshuter Landrat Martin Kistler im Beisein von weiteren Schweizer und deutschen Gästen eingeweiht.

„Es freut mich sehr, dass wir die Renaturierung dieses Teils der Wutach gemeinsam mit unseren Schweizer Nachbarn erfolgreich abschließen konnten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Mit der Neugestaltung der Flusslandschaft wird nicht nur der Hochwasserschutz verbessert, sondern auch ein Naherholungsgebiet geschaffen, dass sich hier in der Grenzregion großer Beliebtheit erfreuen wird“, sagte Regierungspräsidentin Schäfer bei der feierlichen Eröffnung.

Auch der Schaffhauser Regierungsrat Martin Kessler zeigte sich erfreut: „Nach 16 Jahren Planung und Umsetzung ist aus der kanalisierten und eingezwängten Wutach wieder ein verzweigter und lebendiger Wildfluss entstanden. Wir freuen uns, dass mit dem heutigen Tag der Wutach ein Stück Freiheit und dem Wutachtal neuer Lebensraum für Tiere und Pflanzen, aber auch Erholungsraum für die Menschen zurückgegeben werden kann.“

Landrat Martin Kistler betonte die gute Zusammenarbeit mit der Schweizer Seite: „Natur kennt keine Grenzen. Wir geben hier der Wutach, der ehemals „wütenden Ach“ wieder Raum und Dynamik. Das war nur möglich durch die großartige Zusammenarbeit mit dem Kanton Schaffhausen.“

Die Neugestaltung der Wutach in Schleitheim ist ein Gemeinschaftsprojekt des Kantons Schaffhausen. Bereits 2014 konnte die Umgestaltung auf Schweizer Seite fertig gestellt werden. Nachdem jetzt auch die Arbeiten auf deutscher Seite abgeschlossen sind, kann sich die Wutach nun in gewolltem Umfang entfalten und es entstehen neue, ökologisch wertvolle Lebensräume für Flora und Fauna.

Auf rund einem Kilometer Länge wurden auf deutscher Seite zwischen dem Wiizemer Steg und den Sportanlagen des SV Stühlingen in drei Teilabschnitten neue Seitenarme und Überflutungsflächen geschaffen. Die Erdabträge für den Bau der Seitenarme und Überflutungsflächen schaffen dem Fluss Raum zur freien Entwicklung. Angestrebt wird ein sich durch das vergrößerte Flussbett schlängelndes, naturnahes Gewässer. Um dies zu erreichen wurden zusätzlich in die Gewässersohle und die Uferbereiche Holz oder Steine eingebaut. Diese initiieren Seitwärtsbewegungen des Flusses, die wiederum ökologisch wertvolle, variierende Strömungsverhältnisse und Flusstiefen schaffen. Außerdem bieten eingebaute Wurzelstöcke oder Baumstämme Rückzugsräume für viele Arten und sichern gleichzeitig die neuen Uferböschungen vor Erosion.

Die Schaffung zusätzlicher Retentionsräume ist ein weiteres wichtiges Ziel der Umgestaltung des Flusses. Die neuen Überflutungsbereiche werden zukünftig im Hochwasserfall bis zu 30.000 Kubikmeter Wasser aufnehmen und somit Hochwasserspitzen für die Flussunterlieger abdämpfen.

Als drittes und nicht weniger wichtiges Ziel soll jedoch auch der Mensch von der Renaturierung der Wutach profitieren. Die neu geschaffene Flusslandschaft dient den Bewohnerinnen und Bewohnern der Grenzregion als Naherholungsgebiet und beeindruckt als neuer Bestandteil des Fernwanderweges „Schluchtensteig“. Dieser Trail des Schwarzwaldvereins kann zukünftig bereits bei der ersten Etappe mit einer idyllisch vielfältigen Flusslandschaft aufwarten. Die Maßnahme macht damit die Grenzregion um eine weitere Attraktion reicher und fördert die grenzüberschreitende Begegnung. Die Kosten der Renaturierung der Wutach liegen bei rund 1,3 Millionen Euro.

Vor Baubeginn auf der deutschen Seite musste zunächst die angrenzenden Flächen erworben werden. Ebenso musste aufwändig untersucht werden, ob sich auf dem Gelände auf Kampfmittel aus dem Weltkrieg befinden. Hier konnte jedoch nach den Sondierungen des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Entwarnung gegeben werden. Weitere Schwierigkeiten bargen Altablagerungen, sowie Wasser- und Abwasserleitungen im Baufeld. Mit dem fachgerechten Rückbau der Altablagerungen und der Verlegung der Leitungen an die Baufeldgrenze wurde letztlich der Weg für die eigentlichen Renaturierungsarbeiten bereitet.

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Heike Spannagel
Pressesprecherin
Matthias Henrich
Stellv. Pressesprecher