Pressemitteilung

Wohnungsnot im Naturschutzgebiet „Neuershausener Mooswald“ in der March (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) behoben

Naturschützer installieren Ersatzquartiere für Fledermäuse und Vögel

Die vorübergehende Wohnungsnot für Fledermäuse und Vögel im Naturschutzgebiet „Neuershausener Mooswald“ in der Gemeinde March (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) ist behoben: Der Bauhof der Gemeinde hat dort rund 80 Nistkästen für seltene Tierarten installiert. Gemeinsam mit dem Naturschutzverband BUND hat die Naturschutzverwaltung des Regierungspräsidiums Freiburg (RP) diese Lösung entwickelt. Die Forstverwaltung des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald war einbezogen. Nachdem Ende 2020 in dem Gebiet alte Eschen, die teilweise Höhlen enthielten, gefällt worden waren, sind dadurch auch Brutstätten seltener Tiere verloren gegangen.

Um die Sicherheit für Waldbesucher zu gewährleisten, hatte die Forstverwaltung im Auftrag der Gemeinde Ende 2020 entlang der Waldwege Eschen auf einer Gesamtfläche von ca. 2,5 Hektar entfernt. Aufgrund des so genannten Eschentriebsterbens waren diese Bäume zur Gefahr geworden. Darunter waren allerdings auch einige Bäume mit Spechthöhlen, Rindentaschen und hohle Stämme für Fledermausarten. Eine Abstimmung mit der für das Naturschutzgebiet zuständigen höheren Naturschutzbehörde im RP hatte vorab nicht stattgefunden. Daraufhin hatten die Naturschutzverbände das Vorgehen und das Ausmaß der Holzernte moniert.

„Es herrschte Einigkeit, dass der Waldbesitzer im Zuge der Waldbewirtschaftung und aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht Bäume entnehmen muss. Doch dies stört zwangsläufig die wildlebenden Tiere und deren Lebensräume“, erklärt Gabriel Rösch vom RP. Um einen guten Kompromiss zwischen Waldnutzung und Artenschutz herzustellen, trafen sich Vertreter der Naturschutzbehörde und der Naturschutzverbände mit dem Leiter des kommunalen Forstreviers vor Ort. „Das Ergebnis der Gespräche stellt nun alle Beteiligten zufrieden. Wir freuen uns sehr, dass sich aus dem ursprünglichen Aufruhr nun ein gutes Miteinander im Naturschutzgebiet entwickelt hat“, berichtet Rösch. Der Verlust an natürlichen Fledermausquartieren und Vogelnistplätzen durch Baumfällungen wird durch eine große Zahl von Ersatzhöhlen kurzfristig kompensiert. Auf lange Sicht sorgen dann wieder Spechte und Pilze für mehr natürliche Höhlen. „So können in günstigen Situationen bis zu 40 Höhlen je Hektar Wald entstehen, aber das braucht viel Zeit“, ergänzt Stefan Auchter vom BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein. 

40 Bruthöhlen für den stark gefährdeten Trauerschnäpper (einer hiezulande „stark gefährdeten“ Zugvogelart), acht Großhöhlen für Hohltauben und Waldkäuze sowie 25 Großraumhöhlen, 13 Flachkästen und fünf Rundkästen für verschiedenste Fledermausarten stellten das RP und der BUND zur Verfügung. Der Bauhof der Gemeinde March hängte die Kästen in den vergangenen Wochen in dem Waldgebiet auf. Betreut und gereinigt werden diese künftig vom Bauhof und den Naturschutzverbänden. Der Ökologe und Vogelkundler Carsten Brinckmeier dazu: „Mich freut es sehr, dass auch von den Umsetzern des Bauhofes und vom Revierleiter ein starkes Interesse an der Ökologie der Vogelarten und der Bedeutung für intakte Wälder zu bemerken war“. Herr Brinckmeier unterstützt das Projekt fachlich und bietet in 2022 eine Führung in der Gesangszeit des Trauerschnäppers an.

Für die forstliche Nutzung im Naturschutzgebiet vereinbarten die Akteure, künftig bei der Holzernte mit mehr Fingerspitzengefühl vorzugehen. Bäume, die gefällt werden, müssen vorab auf Nistplätze untersucht werden. Umfangreichere Fällungen sind im Vorfeld mit der Naturschutzbehörde abzusprechen. Einzelne Bereiche des Waldes werden künftig ganz in Ruhe gelassen. Dort wird das bereits von der Gemeinde realisierte Alt- und Totholzkonzept konsequent umgesetzt und ausgeweitet. Denn abgestorbene Bäume sind für Vögel und Insekten gleichermaßen interessant und umgestürzte Bäume hinterlassen im Boden Tümpel, die Amphibien gerne nutzen.

Hintergrundinfo zum Naturschutzgebiet:

Seit 1979 – somit seit über 40 Jahren - steht der Neuershausener Mooswald unter Naturschutz. Seitdem nutzen ihn immer mehr geschützte Arten als Lebensraum. Das Gebiet besitzt einen relativ hohen Altholzanteil mit über 100-jährigen Eschen- und Eichenbeständen sowie einer vielfältigen Strauch- und Krautschicht. Alle Flachland-Spechtarten Südbadens, dazu Graureiher, Schwarzmilane, Hohltaube und Gartenrotschwanz leben und brüten hier. Auch verschiedenste Fledermausarten, diverse Insektenarten, Schmetterlinge, Amphibien und Säuger fühlen sich hier ausgesprochen wohl. Die Fachschaft für Ornithologie Südlicher Oberrhein im Naturschutzbund Deutschland e.V betreut seit 1982 alljährlich die Brutbestände des Graureihers und der Greifvögel im Schutzgebiet, sodass eine sehr gute Datenbasis vorliegt. Als Besonderheit steht ein Teil des Waldes auf Moorboden. Das Naturschutzgebiet hat eine Größe von 48,6 Hektar und ist zugleich Teil des europäischen Fauna-Flora-Habitat (FFH) Gebiets „Mooswälder bei Freiburg“.

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Heike Spannagel
Pressesprecherin
Matthias Henrich
Stellv. Pressesprecher