Pressemitteilung

L 1134: Neubau der Herrenwaagbrücke in Mühlacker

Risse im Stahlbeton der neuen Brücke sind unbedenklich und entsprechen dem üblichen Materialverhalten

 

Im Auftrag des Regierungspräsidiums Karlsruhe hat am 1. März 2021 der Neubau der Herrenwaagbrücke in Mühlacker begonnen. Zur Optimierung der Verkehrsverhältnisse werden außerdem zwei neue Kreisverkehrsplätze gebaut. In diesem Zuge werden auch die Fahrbahnen der Straße „Herrenwaag“, der Straße „Unterm Berg“ und der Enzstraße saniert (Pressemitteilung 18.2.2021).

An der Herrenwaagbrücke wurden an den Kappen aus Beton, auf denen der kombinierte Geh- und Radweg über die Brücke verläuft und an den Kämpfern, auf die sich die beiden Stahlbögen stützen, Risse im Beton mit Farbe markiert und beschriftet. Aufmerksame Bürger haben dies zum Anlass genommen sich an die örtlichen Medien zu wenden, die in den vergangenen Tagen mehrfach darüber berichtet haben.

Was hat es mit den Rissen im Beton auf sich?

Die Bauteile Kappen und Kämpfer der Brücke wurden aus Stahlbeton hergestellt. Wie der Name verdeutlicht, besteht Stahlbeton aus Stahl und Beton. Diese weisen sehr unterschiedliche Eigenschaften auf, die sich ergänzen und in der Kombination zu einem leistungsfähigen und vielfach verwendeten Verbundbaustoff verschmelzen. Beton kann hervorragend Druckkräfte aufnehmen, allerdings ist er zur Aufnahme von Zugkräften nicht sonderlich gut geeignet. Daher wird er insbesondere an den Stellen wo Zugkräfte auftreten mit Stahl verstärkt, der diese sehr gut aufnehmen kann. Um bei diesem Baustoff das Leistungsspektrum optimal nutzen zu können, muss der Beton im Bereich der Zugkräfte reißen, damit der Bewehrungsstahl mit seiner Fähigkeit Zugkräfte zu übertragen aktiviert wird. Dies stellt, unabhängig von Normen und Vorschriften vereinfacht ausgedrückt, das grundlegende physikalische Materialverhalten von Stahlbeton dar. In den entsprechenden Normen und Vorschriften werden diese Risse auf maximale Breiten und damit auch das Eindringen von schädigenden Substanzen begrenzt, um so ein vorzeitiges Rosten des Stahls zu verhindern. Dadurch wird die Dauerhaftigkeit des Bauwerks für einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten sichergestellt.

Was bedeuten die Risse im Stahlbeton für die Herrenwaagbrücke?

Die Risse sowohl in den Kappen als auch an den Kämpfern haben die Fachleute des Regierungspräsidiums bereits im Juli 2023 aufgenommen, gemessen und dokumentiert und seither beobachtet. Im Beobachtungszeitraum haben sich die Risse nicht verändert. Dies bedeutet, dass die Stabilität des Bauwerkes nicht beeinträchtigt wird. Risse, deren Breiten sich außerhalb der Toleranzen bewegen, werden auf Kosten der Baufirma geschlossen. In den Kämpfern wird dies mit Injektionsharz, das unter Druck in die Risse eingepresst wird, erfolgen. In der Dauerhaftigkeit stehen ordnungsgemäß verpresste Risse, dem ungerissenen Beton in nichts nach. Unabhängig von der vorhandenen Rissbildung werden die Oberflächen der vier Kämpfer ohnehin beschichtet, um das Bauwerk zusätzlich vor Umwelteinflüssen zu schützen.

Was passiert mit eventuellen Rissen in den edelstahlbewehrten Kappen?

Die Kappen, also der Bereich der kombinierten Geh- und Radwege, wurden auf dem Bauwerk planmäßig sehr filigran und die Bewehrung in den Kappen zur Sicherstellung einer guten Dauerhaftigkeit in der oberen Lage in Edelstahl ausgeführt. Diese obere Bewehrungslage befindet sich wenige Zentimeter unter der Oberfläche der Kappe. Risse in dieser edelstahlbewehrten Kappe sind daher für die Bewehrung unkritisch. Zur Vorbeugung von eventuellen Frostschäden prüft das Regierungspräsidium aktuell, wie mit diesen Rissen verfahren werden kann.

Mit Einschränkungen für den Kfz-Verkehr ist während dieser Arbeiten gegebenenfalls in geringem Umfang zu rechnen.

Der Freigabetermin der Straße „Unterm Berg“ im November 2023 bleibt unverändert. Im Anschluss finden abseits des Verkehrsraums noch Restarbeiten statt. Wann das Geländer in seiner endgültigen Farbe gestrichen wird, steht derzeit noch nicht fest und ist auch witterungsabhängig.

Weitere Informationen zum Projekt

Aktuelle Informationen zur Verkehrslage und zu Baustellen in Baden-Württemberg sind unter VerkehrsInfo BW und in der VerkehrsInfo BW-App zu finden.