SCORA twin am Regierungspräsidium Stuttgart
Schools opposing Racism and Antisemitism
„SCORA“ steht für „Schools opposing Racism and Antisemitism“. Im Rahmen der Programmreihe SCORA twin begleitet die Abteilung 7 des Regierungspräsidiums Stuttgart 20 Schulen im Regierungsbezirk Stuttgart darin, inhaltlich fokussierte Schulpartnerschaften mit israelischen Schulen zu begründen und zu gestalten.
Engste Partner und Förderer
Frau Landtagspräsidentin Aras ist Schirmherrin des Projekts, der Beauftragte gegen Antisemitismus des Landes Baden-Württemberg Herr Dr. Michael Blume ist Partner, Berater und Unterstützer. Die Unterstützung durch das israelische Generalkonsulat in Süddeutschland durch die Generalkonsulin Frau Carmela Shamir und ihre Repräsentantin in Baden-Württemberg, Frau Maren Steege, ist eine weitere tragende Säule für SCORA twin. Das ZSL (Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung) führt die Workshopsfür die Lehrkräfte durch und referiert bei denen für die Schulleitungen, und gibt uns die Möglichkeit, an seinem Standort in Esslingen auch mehrtägige binationale Veranstaltungen zu gestalten. Die Kooperation mit dem ZSL im Bereich der binationalen Beziehungen und der jeweiligen Netzwerke in Israel ist ebenfalls sehr wertvoll.
Aktueller Stand
Die Pilotphase, die 2019 mit 15 neuen und 5 in diesem Feld bereits sehr erfahrenen Schulen startete, erlebte einen Höhepunkt mit der Unterzeichnung von Memorandums of Understanding bzw. Letters of Intention am 3. November 2022 in Esslingen im Rahmen eines feierlichen Akts. Derzeit läuft die Evaluation durch Frau Prof. Julia Bernstein. Der Bericht wird vor den Sommerferien 2023 vorliegen. Danach entscheidet das Kultusministerium, wie es mit SCORA twin weitergeht.
Zur Geschichte von SCORA twin
Im Februar 2019 entstand in einem Gespräch zwischen dem Landrat des Oberen Galiläa Giora Salz und der Abteilungspräsidentin Schule und Bildung Claudia Rugart die Idee, zehn neue Schulpartnerschaften zwischen israelischen Schulen und Schulen im Regierungsbezirk Stuttgart ins Leben zu rufen. Ziel sollte es sein, nicht nur die unmittelbare Begegnung zwischen den Jugendlichen, den Lehrerinnen und Lehrern und auch den Schulleitungen zu ermöglichen, vielmehr sollten alle Partnerschulen gemeinsam ein pädagogisches Konzept entwickeln, dem sie sich verpflichten würden. Kern dieses Konzepts ist die Weiterentwicklung der Schulkultur, in der alle am Schulleben Beteiligten Antisemitismus und Rassismus bzw. auch andere gruppenbezogene Menschenfeindlichkeiten nicht tolerieren und eine Kultur prägen, in der Vielfalt und Unterschiedlichkeit begrüßt und als Bereicherung verstanden wird.
SCORA twin-Leitgedanken
Die SCORA twin-Schulen verpflichten sich, dass:
- die Schulleitung selbst das Projekt leitet
- es einen GLK-Beschluss gibt, dass die Schule die Werte und Ziele von SCORA twin teilt und aktiv im Schulalltag lebendig werden lässt
- es ein Team von projektverantwortlichen Lehrerinnen und Lehrer gibt
- die Schulgemeinschaft aktiv daran arbeitet, eine diversitätsfreundliche Schulkultur zu entwickeln, und keine Form von Antisemitismus, Rassismus oder andere Formen von Diskriminierung zu dulden
- die Lehrerinnen und Lehrer für dieses Thema multimethodische und multimediale Zugänge nutzen (kognitive, reflexive, biografieorientierte, kreative, digitale usw.)
- sie mit den Zielen und Werten des Projekts über Aktionen oder ähnliches in die Zivilgesellschaft ihrer Raumschaft hineinwirken
- die Schule sich mit jüdischem Leben in der Raumschaft beschäftigt
- die Bereitschaft besteht, nach Israel zu reisen und israelische Gäste (Lehrerteams, Schülerinnen und Schüler) zu empfangen.
Referenzpapiere für die SCORA twin-Schulen
Schulpartnerschaften SCORA twin
Am 3. November 2022 konnten wir im Rahmen einer feierlichen Zeremonie das Unterzeichnen von 15+5 Memorandums of Understanding bzw. Letters of Intent bezeugen. Unsere 15 neuen SCORA twin-Schulen schlossen diese verbindlichen Willensbekundungen ebenso wie 5 Schulen aus dem Landkreis Ludwigsburg, die schon seit weit über 20 Jahren je eine Schulpartnerschaft mit einer israelischen Schule pflegen und die gerne Teil von SCORA twin sein wollen.
Während der Pandemie wurden die Schulpartnerschaften hauptsächlich virtuell gepflegt, doch seit Frühjahr 2022 wird der tatsächliche Austausch zwischen Schüler_innen und Lehrkräften nun intensiv gepflegt. Fast alle Schulen konnten sich schon wechselseitig besuchen.
Das Konzept dieser twinnings sieht vor, dass sie ihr Programm alle im Rahmen der SCORA-Leitgedanken entwickeln, sich dabei aber pro twinning ein eigenes Profil geben mögen, das zu den Profilen der beiden getwinnten Schulen passt. Im Rahmen eines Workshops in Esslingen im November arbeiteten wir mit unseren 39 Schulen, die von israelischer und baden-württembergischer Seite daran teilnahmen, an diesem allgemeinen Rahmen und den je spezifischen Ausgestaltungen.
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft?
Immer wieder wird uns die Frage gestellt, woran wir mit den Jugendlichen arbeiten möchten: Vergangenheit aufarbeiten? Gegenwart erleben? Zukunft gestalten?
Die Antwort darauf ist: Ja!
Wir wissen um unsere Vergangenheit und es ist uns wichtig, dass SCORA twin-Schüler_innen sich mit dieser auseinandersetzen. Die Shoa, das Naziregime, seine Wirkmechanismen, das Erinnern und Gedenken an Gedenkstätten, das Gespräch mit Überlebenden oder deren Nachfahren sind immer auch Gegenstand der Beschäftigung mit der Thematik an unseren Schulen und in der Begegnung mit den israelischen Partnern.
Gleichzeitig ist es uns wichtig, dass die Schüler_innen beider Länder sich ich Hier und Jetzt erleben, mit allem, was ihr Leben ausmacht und was sie miteinander teilen wollen. Die verschiedenen Länder mit ihrer Natur, ihrer Kultur, ihrer Lebensweise zu erleben: All das vertieft das wechselseitige Verständnis und auf dieser Basis können Freundschaften entstehen, die dauerhaft sind. Bezogen auf die Begegnung Jugendlicher unterschiedlicher kultureller und ggf. auch religiöser Prägung im Regierungsbezirk bedeutet dies, dass wir Gelegenheiten schaffen, in denen wir an unseren Schulen über unsere Verschiedenheit und unsere Gemeinsamkeiten miteinander ins Gespräch kommen und einander besser verstehen verlernen.
Wir richten den Blick auch in die Zukunft: Was braucht es, dass wir alle gemeinsam in Zukunft respektvoll und friedvoll miteinander leben können? Welchen Beitrag dafür wollen und können wir leisten? Wie gehen wir mit den Ressourcen dieser Erde gut um?
Unsere Aktivitäten und Angebote an den Schulen
Im Laufe des Herbstes 2019 gab es ein Ausschreibungsverfahren für unsere Gymnasien und Beruflichen Schulen. 43 bewarben sich, und wir nahmen, wegen dieses überwältigenden Interesses, 15 statt der ursprünglich geplanten 10 auf.
Wir richteten einen Beirat ein, um uns mit Partnern zu vernetzen und deren Expertise zu nutzen. Mitglieder sind die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg, die Landeszentrale für Politische Bildung, die Stadt Stuttgart, das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung sowie das PKC Freudental. Auch Schulleitungen, die seit Jahrzehnten Partnerschaften mit israelischen Schulen pflegen, arbeiten im Beirat mit.
Im Februar 2020 kam es zu einem ersten Workshop für die Schulleitungen, der unsere Israelreise im März 2020 zu unseren Partnern vorbereitete. Diese knapp einwöchige Israel-Reise mit unseren SCORA twin-Schulleitungen veränderte uns alle: Die vielfältigen Eindrücke, Gespräche und Erfahrungen regten dazu an, unsere Haltungen und Meinungen zu reflektieren. Wir fühlten uns durch diese Reise noch motivierter, um das Projekt an unseren Schulen zu gestalten. Diese intensive Woche war für die Schulleitungen der Ausgangspunkt, SCORA twin auch als Schulentwicklungsprojekt an der eigenen Schule zu denken.
Im Anschluss fanden sich die SCORA twin-Teams an den Schulen zusammen und die Arbeit begann.
Aktivitäten des RP S
Seit 2020 fanden insgesamt fünf Workshops für Schulleitungen(obligatorisch) statt, bei denen wir uns über den Projektstand an jeder Schule austauschten, uns wissenschaftliche Inputs holten (Frau Prof. Julia Bernstein, Frau Marina Chernivsky) und uns mit Partnern in der Region vernetzten (Landeszentrale für politische Bildung, Landesbeauftragter gegen Antisemitismus). Mit den Schulleitungen arbeiten wir dabei insbesondere an Themen der Schulentwicklung und des Leadership in Bezug auf Prävention gegen und Umgang mit Antisemitismus, Rassismus und andere Formen von Diskriminierung.
Für die projektverantwortlichen Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen gestalteten wir in bislang insgesamt 5 obligatorische Workshops Kooperation mit dem ZSL und 2 fakultative Vernetzungstage. In den Workshops gab es Informationen zu Antisemitismuskonzepten, verschiedenen Erscheinungsformen von Antisemitismus, Informationen und Übungen zum Umgang mit Antisemitismus an Schulen, Informationen über Israel, das deutsch-israelische Verhältnis, die Bedeutung der Shoa heute, das Konzept von SCORA; die Vergangenheit zu kennen, in der Gegenwart zu agieren und auch damit Zukunft besser zu gestalten, und dazu, wie deutsch-israelische Partnerschaften gelingen können. Die Referenzpapiere wurden gemeinsam besprochen und ausgelotet, wie sie an der Schule Eingang finden können. Die Vernetzungstage dienen dazu, dass die Lehrer_innen konkrete Fragen miteinander besprechen, best practice-Material austauschen und ihre Kontakte vertiefen können.
Auch erhalten die Lehrkräfte von uns viele Hinweise zu Veranstaltungen anderer Anbieter, die dann an den Schulen rege genutzt werden.
Darüber hinaus greifen wir Anliegen der SCORA twin-Schulen auf und bieten zusätzliche Qualifizierungen an, wie z. B. in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg eine zweimodulige Veranstaltung zur Betzavta-Methode. Bei allen Workshops steht immer auch die Frage im Zentrum, wie wir präventiv und reaktiv mit Antisemitismus und Rassismus an unseren Schulen umgehen und ein diversitätsfreundliches Klima schaffen.
Aktivitäten an den Schulen
Nicht nur im Austausch mit den israelischen Schulen wird an den Schulen SCORA twin lebendig. Darüber hinaus gibt es an unseren SCORA twin-Schulen Pädagogische Tage, Seminarkurse, Arbeitsgruppen, Workshops für Lehrkräfte und Schüler_innen sowie Projekttage, Lesungen, Konzerte usw. rund ums SCORA-Thema. Die Aktivitäten unserer Schulen sind vielfältig und das Engagement der Lehrer_innen überwältigend.
Wir vom RP S beraten unsere Schulen, welche Angebote passend sein könnten, stellen Kontakte her, stehen für Vorträge und Gespräche vor Ort zur Verfügung und bieten vereinzelt Großveranstaltungen für alle unsere SCORA-Schulen an.
Fazit
SCORA ist nicht nur ein Austauschprogramm: SCORA twin ist die Idee, dass wir an unseren Schulen Antisemitismus und Rassismus nicht dulden. SCORA twin ist die Idee, dass wir uns an Unterschiedlichkeit freuen, und dass wir neugierig darauf sind. SCORA twin möchte Menschen in Verbindung bringen und diese sich in Respekt und Freude begegnen lassen. Alle Menschen, die sich an unseren Schulen im Regierungsbezirk diesen Ideen verpflichtet fühlen, sind herzlich willkommen in unserem SCORA twin-Netzwerk. Alle, die aktiv an weiteren Aktivitäten zu diesen Themen an ihren Schulen arbeiten und die dafür das Dach von SCORA twin nutzen möchten, dürfen sich gerne jederzeit an uns wenden.
SCORA twin ist nur eines der SCORA-yes we care-Handlungsfelder.
SCORA ist ein weitreichendes Programm, das von nbs e.V. getragen ist.
Sollten Sie sich für die weiteren Handlungsfelder von SCORA interessieren, finden Sie weitere Informationen hier: www.scora-bw.de