Bild zeigt Römischer Vicus in Güglingen im Zabergäu (Kreis Heilbronn)

Referat 84.4 Archäologische Denkmalpflege: Provinzialrömische, frühgeschichtliche, mittelalterliche und neuzeitliche Archäologie

Portrait Dr. Jonathan Scheschkewitz

Referatsleitung

Dr. Jonathan Scheschkewitz
Hauptkonservator
0711 904-45142
jonathan.scheschkewitz@rps.bwl.de

Stellvertretung

Dr. Andreas Thiel
Hauptkonservator
0711 904-45404
andreas.thiel@rps.bwl.de

Unsere Aufgaben

Kernaufgaben des Referats 84.4 sind die Betreuung der archäologischen Kulturdenkmale von der Zeitenwende bis in die Neuzeit. Dazu zählt die Koordinierung, Durchführung und Inwertsetzung von Schwerpunktgrabungen, die sich aus den operativen Aufgaben oder im Rahmen von Forschungsprojekten in ganz Baden-Württemberg ergeben. Ferner beinhaltet dies die wissenschaftliche Betreuung von Forschungsprojekten Dritter.

 


Das Fachgebiet Provinzialrömische Archäologie beschäftigt sich mit den Zeugnissen der Zeit zwischen Kaiser Augustus und dem Untergang des weströmischen Kaiserreiches, also der rund 400 Jahre dauernden Epoche, als Baden-Württemberg Teil der Römischen Imperiums war. Schwerpunkte bilden die besonderen herrschaftspolitischen Herausforderungen einer stark militärisch geprägten Grenzprovinz sowie die Transformationsprozesse der Siedlungslandschaft, die zwischen Anfang (15 v.Chr.) und Ende (um 400 n.Chr.) der Römerzeit zu beobachten sind. Eine zentrale Rolle spielen dabei Untersuchungen an den zahlreichen in dieser Zeit zu beobachtenden Siedlungsgründungen sowie das UNESCO-Welterbe Grenzen des Römischen Reiches – Obergermanisch-Raetischer Limes und dessen Vorläufer. In Verbindung mit literarischen, epigraphischen und numismatischen Quellen erlauben sie Einblicke in das Leben der provinzial-römischen Bevölkerung, die sich aus keltisch und germanisch geprägten Elementen zusammensetzte sowie deren Interaktion mit den Germanen jenseits des Limes. Die Provinzialrömische Archäologie trägt entscheidend dazu bei, das bedeutende römische Erbe Baden-Württembergs zu erforschen und zu bewahren, auf dem zentrale Bereiche nachfolgender Epochen bis heute aufbauen.

 


Das Fachgebiet umfasst thematisch den Zeitraum vom Ende der römischen Herrschaft und der Herausbildung der Alamannia ab dem späten 3. Jahrhundert n. Chr. bis in die Moderne.

Unter der Frühgeschichte wird der Zeitraum verstanden, zu dem schriftliche Zeugnisse zwar vereinzelt vorhanden, das Wissen über die Kultur und Gesellschaft aber zum großen Teil noch auf archäologischen Funden beruht. In Baden-Württemberg gilt dies insbesondere für die Epochen der Völkerwanderungszeit und des Frühmittelalters, während für die späteren Epochen der Mittelalter- und Neuzeitarchäologie zunehmend eine Parallelüberlieferung, beispielsweise in Form von Schrift- und Bildquellen, vorliegt. Eine zentrale Quelle sind die Friedhöfe, die wertvolle Informationen über die Gesellschaftsstruktur, das Bestattungsritual und die materielle Kultur der Bevölkerung liefern. Frühe Kirchenstandorte oder christliche Symbole in Gräbern erlauben Rückschlüsse auf den schrittweisen Übergang von der heidnischen zur christlichen Glaubenswelt einer Bevölkerung, deren archäologisch nachweisbare Siedlungen die Basis zum Verständnis der heutigen Kulturlandschaft darstellen. Siedlungs- und Burgenforschung beleuchten den mittelalterlichen Landesausbau. Somit kommt der Mittelalter- und Neuzeitarchäologie eine entscheidende Bedeutung dabei zu, die Entwicklung von Siedlungen, das Alltagsleben und die politischen Strukturen zu verstehen. Die archäologische Quellenüberlieferung erlaubt einen unmittelbaren Einblick in Lebenssituationen und technische Vorgänge. Im Fokus stehen unter anderem Untersuchungen in mittelalterlichen Stadtkernen, ländlichen Siedlungen, Herrschaftssitzen und Produktionseinrichtungen mit dem Ziel, deren Entwicklung und gegenseitige Abhängigkeiten zu rekonstruieren und zu verstehen.