74632 Neuenstein, Schloßstraße 46
Zeug- und Wohnhaus der herrschaftlichen Bediensteten, sogenannter Fräuleinsbau oder Schnecke
Das mächtige Gebäude bildet das stattliche Gegenüber zum Schloss und dominiert mit seiner Traufseite die Nordseite des Platzes vor der Residenz. Es dokumentiert den Ausbau Neuensteins in der Renaissancezeit zu einer glanzvollen Residenz der Grafen von Hohenlohe. Der Bau ist ein wichtiges Zeugnis für das Schaffen des regional bedeutenden Renaissancebaumeisters Georg Kern, Bruder des berühmten Bildhauers Michael Kern aus Forchtenberg, der das Bild der hohenlohischen Residenz mit seinen Bauten nachhaltig geprägt hat. Ursprünglich diente das Gebäude als Zeughaus (Waffenlager) und Bedienstetenwohnhaus, 1678 gehörte der Bau der unverheirateten Gräfin Sophia Magdalena, woher sich der heutige Name Fräuleinsbau ableitet. 1786 gelangte das Gebäude in Privatbesitz und wurde Gassenwirt-schaft und Bäckerei.1844 richtete der Bierbrauer Adolf Kenngott im Erdgeschoss eine Brauerei ein. Die Marke Neuensteiner Bier wurde hier bis 1957 gebraut. Das Gebäude hat damit zentralen Zeugniswert für die Bau- und Herrschaftsgeschichte Neuensteins, aber auch die Wandlungen der Stadt und ihres Wirtschaftslebens im 18. und 19. Jahrhundert.
Würdigung
Der Fräuleinsbau besitzt als ehemals herrschaftliches Gebäude eine hohe Bedeutung für die Schlossbaugeschichte und für die Ortsgeschichte Neuensteins. Zusammen mit dem Hohen Keller unter dem Nachfolgerbau der ehemaligen Bandhausscheuer, mit dem er einst verbunden war, ist er heute das letzte erhaltene Gebäude eines ganzen Ensembles von herrschaftlichen Verwaltungs- und Wirtschaftsbauten an der Nahtstelle von Schloss und Stadt.
Er war von Beginn an ein repräsentatives Gebäude, denn bereits der zweigeschossige Erstbau von 1573/74 (d) besaß nicht nur einen mächtigen Gewölbekeller und einen Wendeltreppenturm, sondern auch zwei Ecktürmchen im Dachbereich an der Seite gegen das Schloss. Er diente möglicherweise als Zeughaus zur Aufstellung der Geschütze und Waffen sowie als Lager für das Bauhandwerk und besaß einen Saal im Obergeschoß (dem heutigen 2. Obergeschoss).
Die Form mit Ecktürmchen nahm Baumeister Georg Kern bei der Aufstockung des Gebäudes im Jahre 1623/24 (d) wieder auf und stattete das neue oberste Geschoss mit Eckerkern aus. Die Sanierung Kerns stellt insgesamt eine prägende Maßnahme für das Gebäude dar: Der nun sehr stattliche und hohe Bau beherbergte in den beiden Obergeschossen Wohnungen. Die Innenwände zeigen hier Rautenfachwerk. Das oberste Geschoss besaß in seinen Fachwerk-Außenwänden sicherlich Zierfachwerk. Sichtbar ist bis heute nur ein geschwungenes Andreaskreuz in der südlichen Giebelspitze. Ob vom Zierfachwerk des Obergeschosses noch etwas unter den modernen Verkleidungen erhalten ist, ist bislang nicht bekannt.
Im EG wurde unter Georg Kern eine innovative Konstruktion mit mächtigen Querunterzügen und Sägezahn-Verbindung eingebaut, die eine sehr große, stützenfreie Halle mit einer Spannweite von etwa 8,50 m ermöglichte. Wie die großen, stützenfreien Schlosssäle der Zeit war wohl auch diese Halle eine Besonderheit. Sie stellt damit ein wichtiges und seltenes Beispiel für die Entwicklung der Ingenieurskunst dar.
Dies gilt trotz der Probleme, die später aus Kerns wagemutiger Konstruktion erwuchsen: Sowohl in der Quer- als auch in der Längsrichtung haben sich die Decken stark durchgebogen und mussten zu Beginn des 18. Jahrunderts unterstützt werden.
Für das 18. Jahrhundert stellt der nachträglich im 3. Obergeschoss eingebaute Saal mit seiner großen Fensteranzahl eine Besonderheit dar.
Nach dem Verkauf des herrschaftlichen Gebäudes an bürgerliche Eigentümer Ende des 18. Jahrhunderts diente der Fräuleinsbau zu Wohnzwecken, von 1824 bis 1958 auch als Brauerei. Mitte des 19. Jahrhunderts kam eine Brauereigaststätte hinzu, die im Dezember 2004 geschlossen wurde.
Kontakt
Erkan Kocyigit
Wüstenroter Straße 21
71577 Grosserlach
kocyigit_erkan@yahoo.de
Das Angebot liegt im Hohenlohekreis
Das Objekt
Lage
Zentral
Objektdaten
Grundstücksgröße:
240 qm
Wohn-/Nutzfläche:
600 qm
Derzeitige Nutzung:
Leerstand
Mögliche Nutzung:
Wohnraum
Baulicher Zustand:
sehr schlechter Zustand
Kaufpreis:
350.000 Euro