Pressemitteilung

Beginn der Beweidung an der Donau zwischen Hundersingen und Binzwangen

Flussregenpfeifer brütet mitten auf dem Kies

Flussregenpfeifer

Man sieht mehrer Esel auf einer Weide links und rechts der Donau

Esel auf einer Weide an der Donau

Nach Ostern beginnt die Weidesaison an der Donau unterhalb der Heuneburg. Die Schafe und Esel werden vom Schäfer aus ihren Winterquartieren geholt. Das Eselfohlen aus dem letzten Jahr ist wieder mit dabei, außerdem ein weiteres, im Winter geborenes Fohlen. Die Fußgängertore im Weidezaun werden dann bis Oktober geschlossen.

Seit letztem Jahr bringt Schäfer Stefan Fauser im Auftrag der Naturschutzverwaltung mehrere hundert Schafe und etwa ein Dutzend Esel auf die Weide. Die Tiere halten die Magerwiesen offen und schaffen eine wilde Weidelandschaft, wie sie früher weit verbreitet war. Diesen Winter gab es keine größeren Hochwässer, so dass Kiesumlagerungen weitgehend ausgeblieben sind. Umso mehr müssen die Weidetiere dafür sorgen, dass die vorhandenen Kiesbänke nicht mit Gehölzen zuwachsen.

Hier an der Donau finden Insekten, Wasser- und Wiesenvögel beste Lebensbedingungen. Die Weidetiere sorgen dafür, dass die Ufer gehölzfrei bleiben und der Fluss seine Dynamik behält. Dadurch entstehen immer neue Kiesinseln als Brutflächen für den Flussregenpfeifer. Im letzten Jahr haben drei Paare des Flussregenpfeifers auf den Kiesinseln gebrütet. Mitte März dieses Jahres wurden bereits wieder die ersten Paare gesichtet. Mit etwas Glück können die Tiere und deren Gelege vom Weg entdeckt werden. Sie sind allerdings gut getarnt – sowohl die Altvögel als auch die Eier und Jungen sehen den Kieselsteinen zum Verwechseln ähnlich. Der freie Blick auf die Donau ermöglicht Spaziergängern aber auch Beobachtungen seltener Vogelarten wie Eisvogel und über dem Wasser jagende Uferschwalben.

Die Weide selbst ist für Besucher gesperrt, wenn die Schafe und Esel auf der Fläche sind. Daher wurde im letzten Jahr eine neue Wegeführung eingerichtet und ein neuer Parkplatz direkt an der Verbindungsstraße von Hundersingen nach Binzwangen angelegt. Von hier können Besucherinnen und Besucher zu Fuß oder mit dem Rad weiterhin an den Aussichtspunkt an der Donau gelangen oder – nach einem kleinen Umweg um den Zaun, an den Uferpfad entlang der Donau Richtung Binzwangen.

Die Wegeführung ist auf den Informationstafeln an allen Zugängen zur Weide dargestellt. Die Tafeln weisen auch auf die Regeln für Besucher in dem Gebiet hin, insbesondere Tiere nicht zu füttern und Hunde anzuleinen.

Diese Regeln müssen unbedingt eingehalten werden, denn das Füttern kann der Tiergesundheit schaden und dazu führen, dass sich die Tiere gegenüber den Menschen zudringlich verhalten. Nicht angeleinte Hunde könnten auf die Weide gelangen, mit nicht vorhersehbaren Folgen für Hund und Weidetiere.

Das Naturschutzzentrum Obere Donau bietet Interessierten am 26. Mai 2023 eine Führung mit Informationen zur Donaurenaturierung und zum Weideprojekt an. Weitere Details zur Führung sowie die erforderliche Anmeldung sind über das Naturschutzzentrum möglich.

Hintergrundinformation:

Das Regierungspräsidium Tübingen hat im Rahmen des Integrierten Donauprogramms sowie zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in den Jahren 2009 bis 2011 das Renaturierungsvorhaben „Donausanierung zwischen Hundersingen und Binzwangen” realisiert. Dabei wurde zwischen Hundersingen und Ertingen-Binzwangen auf einer Länge von knapp drei Kilometern die Donau durch Ausleitung in ein neues Flussbett saniert. Mittels Geländeabtrag wurde ein neues Gewässerbett geschaffen, das sich vom Hochwasser noch überformt. Die Talaue wird der natürlichen Sukzession und der morphologischen Selbstentwicklung überlassen.

Ziele der Maßnahme sind die Revitalisierung der Flussaue, die Regeneration der Flusslandschaft, Reaktivierung der Hochwasserretention sowie Schaffung eines vielgestaltigen Flussbettes. Dabei ist eine natürliche Flusslandschaft entstanden, die sich mit ständig verlagernden Kiesbänken und Uferabbrüchen in immer neuer Gestalt präsentiert. Die Prozesse von Abtragung und Ablagerung von Kiesinseln lassen sich vor Ort erkennen. Sie führen dazu, dass sich Flächen mit frühen Sukzessionsstadien im Bereich der Donau erhalten.

Auf den Kiesflächen beidseits des Flusses haben sich artenreiche Magerrasen entwickelt. Um diese offene Flusslandschaft mit ihren charakteristischen Lebensräumen und seltenen Arten zu erhalten, wird an der Donau eine großräumige Weidelandschaft entwickelt. Die Weidetiere sind in vielfältiger Hinsicht förderlich für die Naturschutzziele im Gebiet. Sie halten nicht nur das Gras kurz, sie sorgen auch dafür, dass die Ufer gehölzfrei bleiben und ihre Dynamik behalten. Zudem bereichern Tritt und Verbiss durch die Weidetiere die Struktur und damit auch die Artenvielfalt der Magerrasen.

Exkurs Flussregenpfeifer

Kiesinseln in und an Flussläufen sind der ursprüngliche Lebensraum der Flussregenpfeifer. Hier legen sie ihre gut getarnten Eier in den Kies. Durch den Rückgang dieser Lebensräume ist auch die Vogelart selten geworden. In der renaturierten Flusslandschaft unterhalb der Heuneburg finden sie eine neue Heimat.

Die Weidetiere helfen, diesen Lebensraum für den Flussregenpfeifer zu erhalten. Die Anzahl der Weidetiere wird begrenzt, damit sie den Gelegen nicht zu nahekommen und die brütenden Altvögel nicht aufstören. Naturschützer und Schäfer achten in der Brutzeit auf die Gelege und zäunen sie – wo dies nötig scheint – aus.

Bildunterschrift:

Foto 1: Flussregenpfeifer mit Eier, Fotografie: Helmut Emrich

Foto 2: Esel auf der Weide links und rechts der Donau; Fotografie: Judith Engelke

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