Ab Mitte Februar könnte das laute „kiewit“ der Kiebitze wieder über dem Ammertal zu hören sein. 2022 wurde die vom Aussterben bedrohte Vogelart auf einer Ackerfläche beim Schwärzlocher Hof erfolgreich angesiedelt. Die im Vogelschutzgebiet „Schönbuch“ gelegene Fläche hatte das Land eigens für das Wiederansiedlungsprojekt erworben. Nach dem Erfolg des Vorjahres erwarten die Träger des Projekts – ein Zusammenschluss aus Naturschutzbehörden des Regierungspräsidiums und des Landratsamts mit der Stadt Tübingen und der NABU Ortsgruppe – die Rückkehr der Vögel. Ab Februar werden Vorkehrungen getroffen, um die Bedingungen für die bedrohte Tierart noch zu verbessern und ihre Nester zu schützen.
So werden die Kommunale Servicebetriebe Tübingen in den kommenden Wochen entlang der Ammer Gehölze zurückschneiden. Denn Kiebitze suchen sich gehölzfreie Feldflure, weil sie sich dort vor ihren Feinden sicherer fühlen. Die Gehölzpflegearbeiten wurden mit Experten abgestimmt, damit keine nachteiligen Folgen für andere Vogelarten oder Biber und Fledermäuse entstehen.
Auf der Ackerfläche selbst wurden bereits 2022 Drainagen entfernt um die Wiedervernässung zu fördern und wassergefüllte Mulden, sogenannte „Blänken“, entstehen zu lassen. Diese benötigt der Kiebitz, um dort seine Jungen großzuziehen und um Nahrung zu finden. Im Zuge des Projekts werden im Februar 2023 weitere Blänken angelegt und die bereits Vorhandenen frisch ausgebaggert.
Da nasse Ackerflächen im gesamten Land immer seltener zu finden sind, ist der Kiebitz laut aktueller Roter Liste in Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht. Bei Tübingen war die Art durch Trockenlegung von Ackerflächen bereits verschwunden. Das war der Anlass 2021 ein Projekt zur Wiederansiedlung ins Leben zu rufen. Gleich in der ersten Saison stellte sich ein großer Erfolg ein: Mehrere Kiebitzfamilien konnten 2022 auf der Fläche beobachtet und mindestens drei erfolgreiche Bruten mit Jungtieren bestätigt werden. Damit ist das Projekt „Kiebitzacker Ammertal“ landesweit bedeutsam für den Schutz dieser Feldvogelart geworden.
Ab Frühjahr 2023 ist geplant, die Projektflächen mit Rindern zu beweiden. Die Weidetiere halten die Vegetation kurz und schaffen offene Bodenstellen - hier können die Vögel nach Nahrung stochern.
Nicht nur um die Rinder an Ort und Stelle zu halten, sondern auch um den Kiebitz und seine Nester zu schützen, wird die Weidefläche umzäunt. Die Graswege in diesem Bereich können dann nicht mehr begangen werden. Besuchende können sowohl die Kiebitze als auch die Rinder weiterhin von der Kiliansbrücke aus störungsfrei beobachten.
Bildunterschrift:
Foto 1: Wiedervernässte Ackerflächen im Ammertal; Fotografie: Regierungspräsidium Tübingen.
Foto 2: Kiebitz; Fotografie: Heiner Götz.
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