Lehrereinstellung zum Schuljahr 2022/23
Der Bedarf an Lehrerinnen und Lehrern ist groß – das Bemühen geeignetes Lehrpersonal zu finden und einzustellen auch. Mit 724 Deputaten bewegt sich der Umfang der Neueinstellungen im Regierungsbezirk Tübingen auf ähnlich hohem Niveau wie in den Vorjahren und ist gegenüber den 611 Deputaten im Jahr 2021 nochmal deutlich angestiegen.
Im Bereich der öffentlichen Grundschulen und Primarstufen an Gemeinschaftsschulen wurden 190 Deputate vergeben, an Haupt- und Werkrealschulen sowie an Gemeinschaftsschulen (Sekundarstufe) 146, an Realschulen 55, an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren 93, an Gymnasien 64 und an Beruflichen Schulen 176 Deputate.
Die Landkreise Bodenseekreis, Ravensburg und Tübingen sind bei Berufseinsteigern als Einsatzort sehr beliebt und können gut mit Lehrkräften versorgt werden. In den übrigen Landkreisen im Regierungsbezirk gestaltet sich das schwieriger. Insbesondere im ländlichen Raum in den Landkreisen Zollernalb, Alb-Donau und Reutlingen gibt es Probleme die Schulen ausreichend mit Lehrkräften auszustatten.
Um die Unterrichtsversorgung zu verbessern und Ausfälle wegen Schwangerschaft, Mutterschutz und Elternzeit auszugleichen, wurde in den Landkreisen, in denen nicht alle Stellen besetzt werden konnten, auch auf Personal ohne grundständige Lehrerausbildung zurückgegriffen. Insgesamt wurden mit solchen Lehrpersonen für das Schuljahr 2022/23 bisher 802 Arbeitsverträge im Umfang von 482 Deputaten abgeschlossen.
Im Bereich der Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen und der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren konnten 28 Stellen nicht besetzt werden. Im kommenden Schuljahr wird hier trotz aller Bemühungen mit Engpässen zu rechnen sein. Wegen des angespannten Arbeitsmarktes für Lehrkräfte können diese Ausfälle nur bedingt aufgefangen werden.
Im Bereich der Gymnasien können zum Schuljahr 2022/23 Lehrkräfte im Umfang von 64 Deputaten neu eingestellt und damit alle Stellen besetzt werden (Vorjahr: 42). Die Unterrichtsversorgung an den allgemein bildenden Gymnasien im Regierungsbezirk Tübingen ist gut. Fachspezifische Mängel bestehen weiterhin in den Fächern Bildende Kunst und Physik. Kleinere fachspezifische Engpässe bestehen darüber hinaus in den Fächern Mathematik und Chemie.
Für die beruflichen Schulen wurden im Regierungsbezirk Tübingen bisher Lehrkräfte im Umfang von 176 Deputaten (Vorjahr: 161) unbefristet eingestellt. 79 Stellen konnten nicht besetzt werden. Fachspezifische Mängel bestehen aufgrund von Bewerbermangel weiterhin im Bereich der Sozialpädagogik, in Pflege und Gesundheit, aber auch im Bereich Mathematik/ Informatik/ Naturwissenschaft/ Technik (MINT). Insgesamt ist zu erwarten, dass sich die Unterrichtsversorgung bei den beruflichen Schulen auf dem guten Niveau des Vorjahres bewegen wird.
Schülerzahlentwicklung zum Schuljahr 2022/23
Im Schuljahr 2022/23 werden an den öffentlichen Schulen im Regierungsbezirk Tübingen 223.577 Schülerinnen und Schüler von 19.191 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet. In den Grundschulen werden 62.568 Schüler erwartet (2021/22: 61.549), in den Werkreal- und Hauptschulen 6.944 (2021/22: 6971), in den Realschulen 29.988 (2021/22: 29.691), in den Gemeinschaftsschulen 18.440 (2021/22: 17.914), in den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren 5.774 (2021: 5.508) und den allgemein bildenden Gymnasien 43.563 (2021/22: 43.149). An den beruflichen Schulen im Regierungsbezirk rechnet das Regierungspräsidium Tübingen mit 56.300 Schülern (2021/22: 57.194). Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Anstieg der Gesamtschülerzahl um 0,7%. In den Grundschulen ist die Schülerzahl um 1,7% angestiegen. Die Zahl der Erstklässler wächst um 2,4% auf 15.762 (2020/21: 15.389). In den nächsten Jahren ist deshalb mit einer Zunahme an Schülern in den weiterführenden Schulen zu rechnen. Die weiterhin im Aufbau befindlichen Gemeinschaftsschulen können ihre Schülerzahl im Vergleich zum Vorjahr um 2,9% steigern. Die Schülerzahl an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren steigt um 4,8%.
Beschulung ukrainischer Kinder und Jugendlicher
Eine besondere Herausforderung für die Schulen und die Schulverwaltung stellt in diesem Jahr die Beschulung der ukrainischen Kinder und Jugendlichen dar. Im Juli 2022 waren 7.777 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine an den allgemeinbildenden Schulen im Regierungsbezirk und 290 an den beruflichen Schulen angemeldet. Diese konnten teilweise in den vorhandenen Vorbereitungsklassen zur Sprachförderung (VKL) an den Grund-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen untergebracht werden. Zusätzlich mussten aber auch 41 weitere Vorbereitungsklassen eingerichtet werden. 35 dieser Vorbereitungsklassen wurden an Gymnasien platziert. Auch an den beruflichen Schulen mussten zusätzliche Vorbereitungsklassen eingerichtet werden.
Für die neuen Sprachförderklassen mussten zusätzliche Lehrkräfte gesucht werden. Seit dem 1. März konnten insgesamt 63 zusätzliche Lehrkräfte eingestellt werden. 22 Lehrkräfte davon haben eine ausländische Lehrbefähigung, 19 von ihnen kommen aus der Ukraine. Zusätzlich sind sechs pensionierte Lehrkräfte in der Beschulung der ukrainischen Flüchtlinge eingesetzt. Im neuen Schuljahr ist mit einem weiteren Ausbau der Vorbereitungsklassen zu rechnen.
Förderprogramm „Lernen mit Rückenwind“
Durch das Förderprogramm „Lernen mit Rückenwind“ sollen Schülerinnen und Schüler in den Schuljahren 2021/22 und 2022/23 dabei unterstützt werden, pandemiebedingt entstandene Lernrückstände auszugleichen und ihre sozial-emotionalen Kompetenzen zu stärken. Davon sollen vor allem Schülerinnen und Schüler profitieren, deren Bildungserfolg gefährdet ist. Im Regierungsbezirk Tübingen haben im Schuljahr 2021/22 955 Schülerinnen und Schüler das Angebot angenommen. Den Schulen standen hierfür insgesamt 12,6 Millionen Euro zur Verfügung. Zusätzlich zu den Bestandslehrkräften, die das Programm durch Mehrarbeit unterstützen, konnten 721 Einzelpersonen und 180 Kooperationspartner (z.B. Nachhilfeinstitute, Träger der Erwachsenenbildung) für das Programm gewonnen werden.
Modellversuch G9 zum neunjährigen Gymnasium bleibt
Baden-Württemberg hält am Abitur nach acht Jahren grundsätzlich fest und verlängert den Modellversuch mit den 43 Gymnasien, die den Abschluss nach neun Jahren anbieten. Der Modellversuch wurde im Schuljahr 2012/13 eingeführt und soll um fünf Jahre verlängert werden. Eigentlich wäre der Modellversuch erst im Sommer 2023 ausgelaufen, aber das Kultusministerium will die Verlängerung schon am 13. September 2022 ins Kabinett bringen, damit sich die Schulen, Eltern, Schülerinnen und Schüler rechtzeitig darauf einstellen können. G9-Gymnasien im Regierungsbezirk Tübingen sind das Albert-Schweitzer-Gymnasium Laichingen, das Gymnasium Markdorf, das Störck-Gymnasium Bad Saulgau, das Gymnasium Ebingen in Albstadt, das Kreisgymnasium Riedlingen, das Gymnasium Bad Waldsee, das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Metzingen, das Eugen-Bolz-Gymnasium Rottenburg und das Albert-Einstein-Gymnasium Ulm.
Grundschule ohne Noten: Reutlinger, Tübinger und Ulmer Schulen sind beim Modellversuch dabei
Fünf Grundschulen aus dem Regierungsbezirk Tübingen nehmen im kommenden Schuljahr am Schulversuch „Lernförderliche Leistungsrückmeldung in der Grundschule“ teil. An den teilnehmenden Schulen erhalten die Grundschulkinder keine Noten. Stattdessen werden ihre Leistungen kontinuierlich im Unterricht und in regelmäßigen Lernentwicklungsgesprächen mit ihnen erörtert. Grundlage für die Beurteilung sind regelmäßige Lernstandsdiagnosen. Mindestens am Ende jedes Schuljahres muss mit den Kindern und ihren Eltern außerdem ein Lernentwicklungsgespräch geführt werden. Im Schulversuch wird am Ende der jeweiligen Klassenstufe keine Versetzungsentscheidung ausgesprochen. Am Ende des vierten Schuljahres wird festgestellt, ob das Ziel der Grundschule erreicht wurde. Dies ist dann der Fall, wenn die erreichten Kompetenzen die erfolgreiche Teilnahme am Unterricht einer auf der Grundschule aufbauenden Schulart (Hauptschule, Werkrealschule, Realschule, Gemeinschaftsschule oder Gymnasium) erwarten lassen.
Mit dem auf vier Jahren angelegten Projekt sollen die Schülerinnen und Schüler in ihrer Lernmotivation gestärkt und zu besseren Leistungen und erfolgreichem Lernen hingeführt werden. Über drei Jahre wird der Schulversuch evaluiert, im vierten Jahr der Evaluationsbericht erstellt. Aus dem Regierungsbezirk sind dabei die Grundschule an der Gemeinschaftsschule Spitalhof Ulm, die Grundschule an der Adalbert-Stifter-Gemeinschaftsschule Ulm, die Grundschule Regenbogen in Ulm, die Auchtert-Schule in Reutlingen-Degerschlacht und die Grundschule Winkelwiese in Tübingen.
Hinweis an die Redaktionen:
Für Fragen zu dieser Pressemitteilung steht Ihnen Herr Dr. Stefan Meißner, Pressesprecher für Schule und Bildung, unter Telefon 07071/757-2137 zur Verfügung.