Die Weidesaison an der Donau unterhalb der Heuneburg geht für dieses Jahr zu Ende. Schafe und Esel werden nun in ihre Winterquartiere gebracht. Die Fußgängertore im Weidezaun sind ab November wieder geöffnet und Besucherinnen und Besucher können bis ans Ufer der Donau gelangen.
Wie im Vorjahr haben die Tiere von Schäfer Stefan Fauser im Auftrag der Naturschutzverwaltung die Donauufer unterhalb der Heuneburg beweidet. Die Herdengröße bei den Eseln ist im Vergleich zum Vorjahr nochmals gewachsen – was der Weidefläche guttut: nicht nur, dass konkurrenzstarke Pflanzen wie Brennnesseln und Disteln verbissen werden, es entstehen auch wertvolle Sonderstandorte. Dort, wo die Esel lagern und sich wälzen, bleibt der Bewuchs lückig und der Boden offen. Das sind wichtige Lebensräume für Laufkäfer und bodennistende Wildbienen.
Ungewöhnlich für die Jahreszeit war das Hochwasser Ende Mai 2024, bei dem die Donau stellenweise über die Ufer trat. Teilweise überspülte das Wasser auch die Weidefläche auf der linken Donauseite, so dass der Schäfer kurzfristig alle Esel auf der rechten Donauseite unterbringen musste. Sechs Wochen Weidepause gab es wegen des Hochwassers auf der linksseitigen Weidefläche.
Auch für die Wildtiere sind solche Ereignisse eine Herausforderung. Die Uferschwalben mussten ihre Nester aufgeben, als das Wasser anstieg. Von den drei Gelegen der Flussregenpfeifer sind zwei dem Hochwasser zum Opfer gefallen. Solche extremen Wetterlagen zeigen, wie wichtig es für das langfristige Überleben ist, dass ausreichend Sonderstandorte und Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen zur Verfügung stehen.
Erfreulich ist, dass insbesondere Wasservögel von der Beruhigung der Ufer profitieren. So konnte dieses Jahr wieder der Fischadler beim „Angeln“ gesichtet werden. Zahlreiche weitere Vögel nutzten diesen Donauabschnitt zur Rast oder Jungenaufzucht, so beispielsweise Waldwasserläufer und Gänsesäger.
Der freie Blick auf die Donau wird in den Wintermonaten zahlreiche Beobachtungsmöglichen für Spaziergänger bieten. Wichtig ist jedoch, dass auch in der Wintersaison Rücksicht auf die Tierwelt geboten ist – so ist es verboten, ein Feuer zu machen oder die Weidefläche zu befahren.
Hintergrundinformationen:
Das Regierungspräsidium Tübingen hat im Rahmen des Integrierten Donauprogramms sowie zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in den Jahren 2009 bis 2011 das Renaturierungsvorhaben „Donausanierung zwischen Hundersingen und Binzwangen” realisiert. Dabei wurde zwischen Hundersingen und Ertingen-Binzwangen auf einer Länge von knapp drei Kilometern die Donau durch Ausleitung in ein neues Flussbett saniert. Mittels Geländeabtrag wurde ein neues Gewässerbett geschaffen, das sich vom Hochwasser noch überformt. Die Talaue wird der natürlichen Sukzession und der morphologischen Selbstentwicklung überlassen.
Ziel der Maßnahme war die Revitalisierung der Flussaue, die Regeneration der Flusslandschaft, Reaktivierung der Hochwasserretention sowie Schaffung eines vielgestaltigen Flussbettes. Dabei ist eine natürliche Flusslandschaft entstanden, die sich mit ständig verlagernden Kiesbänken und Uferabbrüchen in immer neuer Gestalt präsentiert. Die Prozesse von Abtragung und Ablagerung von Kiesinseln lassen sich vor Ort erkennen. Sie führen dazu, dass sich Flächen mit frühen Sukzessionsstadien im Bereich der Donau erhalten.
Auf den Kiesflächen beidseits des Flusses haben sich artenreiche Magerrasen entwickelt. Um diese offene Flusslandschaft mit ihren charakteristischen Lebensräumen und seltenen Arten zu erhalten, wird an der Donau eine großräumige Weidelandschaft entwickelt. Die Weidetiere sind in vielfältiger Hinsicht förderlich für die Naturschutzziele im Gebiet. Sie halten nicht nur das Gras kurz, sie sorgen auch dafür, dass die Ufer gehölzfrei bleiben und ihre Dynamik behalten. Zudem bereichern Tritt und Verbiss durch die Weidetiere die Struktur und damit auch die Artenvielfalt der Magerrasen.
Die Wasserstände an der Donau können bei der Hochwasservorhersagezentrale der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg unter https://www.hvz.baden-wuerttemberg.de/pegel.html?id=00005 abgerufen werden .
Bildunterschrift:
Esel auf der Weide; Fotografie: Josef Grom