Im Fokus: Der Strahlenschutz am Regierungspräsidium Tübingen
Die Regierungspräsidien sind für den Strahlenschutz in den Stadt- und Landkreisen der jeweiligen Regierungsbezirke zuständig. Ziel ist dabei der Schutz des Menschen und der Umwelt vor der schädlichen Wirkung ionisierender Strahlung. Dies betrifft z. B. den Betrieb von Röntgeneinrichtungen. Die Expertinnen und Experten des Referats 54.5 – Strahlenschutz – führen dazu regelmäßig Revisionen vor Ort in Krankenhäuser, Arztpraxen etc. durch, um zu kontrollieren, ob die Röntgengeräte ordnungsgemäß betrieben, die entsprechenden Qualifikationen vorhanden bzw. die Dosiswerte eingehalten werden. Ionisierende Strahlung findet aber auch in der Industrie und Forschung Anwendung, beispielsweise in der Tumortherapie, der Materialanalyse oder der Herstellung radioaktiver Arzneimittel. Je größer das Risiko der Tätigkeiten im Zusammenhang mit ionisierender Strahlung, sonstigen radioaktiven Stoffen oder Röntgenstrahlung ist, desto kürzer sind dabei die Zeitabstände, in denen regelmäßig Revisionen vor Ort durchgeführt werden.
Überwachungsprogramm Strahlenschutz in BW
Ein Schwerpunkt der Vor-Ort-Überprüfungen lag im Jahr 2021 bei der Überwachung von Röntgeneinrichtungen zur interventionellen Radiologie. Die interventionelle Radiologie kommt beispielsweise zum Einsatz, wenn unter Röntgenbildgebung Kontrastmittel in Blutgefäße gespritzt wird. Dabei werden oft mehrere Röntgenbilder nacheinander aufgenommen, sodass kurze Filme entstehen. Neben der Darstellung von Blutgefäßen können auch verschiedene Behandlungen durchgeführt werden. Interventionell tätige Ärztinnen und Ärzte stehen erfahrungsgemäß in unmittelbarer Nähe der Röntgenquelle, so dass eine potenzielle Exposition, insbesondere für die Augenlinse, besteht. In den letzten Jahren wurde durch wissenschaftliche Studien festgestellt, dass die Augenlinse bei einer niedrigen Strahlendosis deutlich strahlenempfindlicher ist als bisher angenommen. Daher wurde der Grenzwert der Organ-Äquivalentdosis für die Augenlinsendosis von 150 Millisievert auf 20 Millisievert pro Jahr abgesenkt. 1 Die vier Regierungspräsidien in Baden-Württemberg haben überprüft, ob Messungen mit amtlichen Augenlinsen-Personendosimetern erfolgt sind und ob geeignete Strahlenschutzmittel zum Einsatz kommen. Zum ausführlichen Bericht und den Ergebnissen des Aufsichtsprogramms zum Strahlenschutz in BW
Schwerpunkt der Vor-Ort-Überprüfungen im Jahr 2022 sind die Brachytherapie und Nuklearmedizinische Therapiestationen (z.B. Radiojod), mobile und ortsveränderlichen Röntgeneinrichtungen (Untersuchung von Pferden, große Bauteile), Werkstoffprüfer (Gammaradiographie) sowie Zyklotrone.
Bei der Brachytherapie werden Strahlenquellen in künstliche oder natürliche Körperhöhlen zur Tumorbekämpfung eingebracht, z.B. in der Gynäkologie. Radiojod wird zur Behandlung von Schilddrüsenkrankheiten und Tumoren eingesetzt. Mobile Röntgeneinrichtungen kommen sowohl in der Medizin als auch Technik zum Einsatz, wenn beispielsweise Großtiere in Ihrem Stall, außerhalb eines Röntgenraums untersucht werden, oder große Bauteile, wie Schweißnähte an Gasrohren vor Ort auf der Baustelle geprüft werden müssen. Zur Bauteilprüfung können ebenso radioaktive Isotope in der Gammaradiographie eingesetzt werden. Zyklotrone dienen der Hersteller von meist kurzlebigen radioaktiven Radiopharmaka, die in Diagnostik und Therapie eingesetzt werden können.
Weitere Informationen zu den Aufgaben der Regierungspräsidien im Strahlenschutz