Westliches Hanauer Land mit Vogelschutzgebiet „Rheinniederung Kehl-Helmlingen“
Lage des Natura 2000-Gebiets
Das Natura 2000-Gebiet „ Westliches Hanauer Land“ (FFH 7313 341) liegt in der Offenburger Rheinebene. Der Name geht zurück auf die ehemalige Grafschaft Hanau-Lichtenberg und bezieht sich auf die Region um Kehl.
Das Planungsgebiet liegt in Mittelbaden im Nordwesten des Ortenaukreises auf den Gemarkungen der Städte und Gemeinden Kehl, Rheinau und Willstätt sowie der Gemeinde Lichtenau im Süden des Landkreises Rastatt. Es umfasst das FFH-Gebiet „Westliches Hanauer Land“ und das Vogelschutzgebiet „Rheinniederung Kehl-Helmlingen“, welche sich teilweise überschneiden. Das Gesamtgebiet umfasst 2.361 Hektar.
Übersichtskarte Westliches Hanauer Land, (pdf, 650 KB)
Kontakt
Oliver Schmidle
0761 208-4427
oliver.schmidle@rpf.bwl.de
Regierungspräsidium Freiburg
Abteilung 5
Referat 56
79083 Freiburg i. Br.
Charakteristik
Das FFH-Gebiet ist geprägt durch Gewässersysteme und Niederungen von Gieselbach, Rinnbach und Plauelbach. Sie sind zum großen Teil für den ökologischen Wert des Gebiets verantwortlich. Naturnahe Wälder und Wiesen, oft auf grundwassernahen Standorten werden von Gräben und Fließgewässern durchzogen, gelegentlich gesäumt von Hochstaudenfluren oder Gehölzen. Hier ist eine außergewöhnlich große Artenvielfalt sowohl bei Pflanzen als auch bei Tieren anzutreffen.
Als wertvolle und bei uns selten gewordene Lebensraumtypen des Offenlands findet man hier unter Anderem magere Flachland-Mähwiesen, auch in der seltenen Ausprägung mit der unscheinbaren Wiesensilge. Eingestreut findet man kleinflächige Pfeifengraswiesen. Beim Besuch der artenreichen Wiesen kann man mit viel Glück die Wiesenknopf-Bläulinge oder den Großen Feuerfalter sehen.
Vegetationsreiche Fließgewässer mit Flutendem Hahnenfuß oder den seltenen Wassersternarten sind Heimat für außergewöhnlich viele seltene Fischarten wie Rapfen, Groppe, Bachneunauge, Bitterling, Lachs und Schlammpeitzger. Auch die sehr seltene Kleine Flussmuschel oder besondere Libellen wie Grüne Flussjungfer oder Helm-Azurjungfer sind hier noch vorhanden.
Die altholzreichen Wälder sind Lebensraum von Grünem Besenmoos, Hirschkäfer und Bechsteinfledermaus. Hier jagen auch Großes Mausohr und die wärmeliebende Wimpernfledermaus nächtlich nach Insekten. Will man die Gelbbauchunken rufen hören, hat man vielleicht Glück in feuchten Senken der Erlen-Eschen Auwälder.
Das Vogelschutzgebiet bietet einer Fülle von seltenen Vogelarten geeignete Lebensräume. Die altholzreichen Wälder der Rheinaue und ihre vielfältigen Gewässer sind dabei ein bedeutender Faktor. Den Ruf von Mittel-, Grau- und Schwarzspecht oder von der Hohltaube kann man in den Wäldern, wie beispielsweise dem „Hinterwört“ wahrnehmen. Die großen Altbäume werden auch von Greifvögeln wie Schwarzmilan, Wespenbussard und Baumfalke als Brutbäume genutzt. Die Gewässer der Rheinaue und -mündungen mit ihrer Dynamik bieten seltenen und geschützten Vogelarten wie dem Eisvogel, dem Flussuferläufer oder der Rohrdommel wichtige Lebensräume. Wandernde Vogelarten wie Zwergsäger, Saatgans oder Pfeifente nutzen die Gebiete als Trittsteine im Frühjahr und Herbst.
Unser Ziel
Mit dem Managementplan soll die Grundlage dafür geschaffen werden, die Artenvielfalt im Westlichen Hanauer Land für zukünftige Generationen zu erhalten.
Schon seit vielen Jahren werden dafür Maßnahmen im Gebiet umgesetzt, wie beispielsweise die naturnahe Umgestaltung des Kinzig-Unterlaufs Anfang der 2000er Jahre oder die Renaturierung des Galgenbaches in Freistett. Zahlreiche Einzelmaßnahmen aus dem Artenschutzprogramm des Landes Baden-Württemberg, sowie das Programm Lachs 2020 waren bereits erfolgreiche Projekte. Oft bedarf es dabei nur wenig, um Verbesserungen für bestimmte Arten zu erreichen. Um Artenvielfalt und Reichtum der Landschaft für die kommenden Generationen zu erhalten ist eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten unabdingbare Vorraussetzung.