Naturschutzgebiet Taubergießen
Das Naturschutzgebiet Taubergießen liegt in der Oberrheinebene zwischen den Vogesen und dem Schwarzwald. Es bietet verschiedenste Lebensräume für eine große Vielfalt seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Diese biologische Vielfalt zu erhalten, ist eine große Herausforderung - insbesondere vor dem Hintergrund des hohen Besucherdrucks, der vielfältigen Nutzungsansprüche und der Auswirkungen des Klimawandels. Bei uns im Regierungspräsidium Freiburg kümmert sich das Referat für Naturschutz und Landschaftspflege um das Naturschutzgebiet Taubergießen.
Kontakt
Bettina Saier
Leiterin Ökologische Station Taubergießen
bettina.saier@rpf.bwl.de
Cosima Zeller
Rangerin im Naturschutzgebiet Taubergießen
0172 1711371 (mobil)
cosima.zeller@rpf.bwl.de
Flora im Naturschutzgebiet Taubergießen
Der große Waldanteil des Natuschutzgebiets zwischen dem Rhein und dem Hochwasserdamm setzt sich aus verschiedenen Baumarten zusammen: Erlen, Eschen, Ulmen, Weiden und alte Eichen prägen das Waldbild im Naturschutzgebiet Taubergießen. Bannwälder, wie Wälder genannt werden, die nicht bewirtschaftet werden, bieten einen höheren Anteil an Totholz, der Höhlenbrütern, Insekten und auch Fledermäusen zu Gute kommt. Die gewässer- und strukturreichen Wälder im Naturschutzgebiet sind Lebensraum für zahlreiche Vogelarten. Auch die Wiesenlandschaft jenseits des Hochwasserdamms bietet vielen Blühpflanzen und Insekten einen Lebensraum. Trockene Magerrasen, Pfeifengraswiesen und Flachland-Mähwiesen sind vertreten. Zu den besonderen Pflanzenarten gehören die Orchideen, wie beispielsweise die Hummel- und Spinnenragwurz. In den bunt blühenden Wiesen leben zahlreiche Schmetterlings-, Wildbienen- und Heuschreckenarten. Einige davon sind, wie der helle Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling oder die Sumpfgrille, in Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht. Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Schutz seltener Pflanzenarten im Naturschutzgebiet erfahren Sie in unseren FAQs.
Fauna im Naturschutzgebiet Taubergießen
In den parallel zum Rhein verlaufenden Altrheinarmen leben Muscheln, Fische, Krebse, Frösche und Molche sowie Larven räuberischer Libellen. Die Artenvielfalt im Naturschutzgebiet Taubergießen ist groß. Besonders Vögel, die auf diese Gewässer zur Nahrungssuche und auf die Uferbereiche zur Brut angewiesen sind, kennzeichnen das Naturschutzgebiet. Neben dem Eisvogel und der Wasserralle finden sich zahlreichen Enten- und Gänsearten.
Eine weitere Besonderheit des Naturschutzgebiets sind die vom Grundwasser gespeisten Gießen, die Lebensraum für seltene Krusten-Rotalgen sind. Das nährstoffarme, klare und kalte Wasser mit geringem Fischbestand wurde von den Fischern als „taub“ bezeichnet, sie gaben dem Naturschutzgebiet ihren Namen: Taubergießen.
Die Wege im Naturschutzgebiet Taubergießen machen die Natur erlebbar
Seit Herbst 2019 sind im Naturschutzgebiet Taubergießen sieben Themenwege ausgewiesen und gekennzeichnet, auf denen Besucherinnen und Besucher das Gebiet naturnah erleben können. Jeder Weg ist einer Art gewidmet, die im Naturschutzgebiet ihr zu Hause hat. Neben der Möglichkeit diese Tierarten mit etwas Glück beobachten zu können, sind die Wege gezielt so gewählt, dass der Aufenthalt und Besuch im Naturschutzgebiet zu möglichst wenig Störungen für die Tier- und Pflanzenwelt führt.
Lachsweg:
Ungefähr vier Kilometer langer Rundweg entlang des Rheins ab dem Parkplatz an der NABU-Naturschutzstation an der Rheinfähre (Koordinaten: N 48° 18`39.809, E 7° 42' 53.705).
Wasserrallenweg:
Rund drei Kilometer langer Weg durch den Wald zum Rhein ab dem Parkplatz an der Straße von Kappel in Richtung Wittenweier ca. 700 Meter südlich der Gifizbrücke (Koordinaten: N 48° 18' 34.56, E 7° 44' 33.306). Ein Teil des Wegs führt entlang des Projektgebiets Wilde Waldweide Taubergießen.
Salers-Rinder-Weg:
Ca. zwei Kilometer langer Rundweg im Projektgebiet „Wilde Weiden Taubergiessen“. Hunde sind hier nicht erlaubt, es ist mit freilaufenden Rindern zu rechnen.
Pirolweg:
Ungefähr vier Kilometer langer Rundweg durch Wald und Wiesen ab dem Parkplatz Zuckerbrücke (Koordinaten: N 48° 16' 44.3784, E 7° 42' 44.9568).
Fischadlerweg:
Rund sechs Kilometer ab dem Parkplatz an der NABU-Naturschutzstation an der Rheinfähre (Koordinaten: N 48° 18`39.809 E 7° 42' 53.705) entlang des Hochwasserdamms und durch den Bannwald Herrenkopf. Tipp: Auf diesem Weg gibt es einen Beobachtungsturm.
Schwarzspechtweg:
Rund sechs Kilometer langer Rundweg durch die Wälder im Naturschutzgebiet vom kleinen Parkplatz Steinsporer (Koordinaten: N 48° 16' 2.3484, E 7° 42' 30.5496).
Gänseweg:
Ungefähr sechs Kilometer langer, zum Teil asphaltierter, Weg entlang des Leopoldkanals vom kleinen Parkplatz Schützenhaus (Koordinaten: N 48° 14`40.052 E 7° 42' 3.776).
Auf Ihre Mithilfe kommt es an!
Bitte besuchen Sie das Naturschutzgebiet Taubergießen auf den ausgezeichneten Wegen. So helfen Sie mit, das einzigartige Naturschutzgebiet Taubergießen zu erhalten. Wenn Sie sich unsicher sind, wie Sie sich im Naturschutzgebiet Taubergießen verhalten sollten, helfen Ihnen verschiedene Hinweistafeln im gesamten Naturschutzgebiet Taubergießen.
Ahndung von Verstößen gegen die Schutzgebietsverordnung
Wer sich an die Regeln und Gebote im Naturschutzgebiet hält, tut sich, der Natur und Tierwelt einen großen Gefallen.
Wer sich nicht an diese Regeln hält, verstößt gegen die Schutzgebietsverordnung des Naturschutzgebiets Taubergießen. Verstöße gegen die Schutzgebietsverordnung und gegen das Bundesnaturschutzgesetz können als Ordnungswidrigkeiten und teilweise sogar als Straftaten geahndet werden.
Wie werden Verstöße geahndet?
Für die Ahndung sind die Unteren Naturschutzbehörden der Landratsämter Ortenaukreis und Emmendingen zuständig. Dazu sind einige Daten und Angaben notwendig, die die Behörde zur Einleitung eines Verfahrens benötigt.
Wie kann ich Verstöße im Naturschutzgebiet melden?
Jeder Besucher hat die Möglichkeit, Verstöße gegen die Schutzgebietsverordnung im Naturschutzgebiet Taubergießen zu melden und somit anzuzeigen. Dazu können Besucher ein Meldungsmuster nutzen.
Den Meldebogen können Besucherinnen und Besucher herunterladen. Er fragt die häufigsten Verstöße gegen die Schutzgebietsverordnung im Naturschutzgebiet Taubergießen und die notwendigen Angaben ab, die für eine Ahndung notwendig sind. Der ausgefüllte Meldebogen wird nach Abgabe bei einem örtlichen Polizeiposten an das zuständige Landratsamt weitergeleitet.
Hinweis: Beachten Sie bitte immer, dass Sie sich bei Ihrem Engagement für die Natur nicht selber in Gefahr bringen und rufen Sie im Notfall die Polizei.
Der Meldebogen zur Anzeige von Verstößen im Naturschutzgebiet Taubergießen ist auf Deutsch und Französisch verfügbar:
Bootsfahrten im Naturschutzgebiet Taubergießen
Bootsfahrten sind auf einer Strecke von Süden nach Norden flussabwärts möglich (Länge ca. 15 Kilometer, auch in Teilabschnitten). Die Strecke ist von 8 bis 20 Uhr freigegeben. Auf der Bootstrecke sind ausschließlich Boote ohne Motorantrieb zulässig. Der Großteil der Gewässer ist ganzjährig für Wasserfahrzeuge jeglicher Art gesperrt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, das Gebiet in traditionellen Fischerbooten unter fachkundiger Führung zu entdecken. Bitte halten Sie sich für ein naturverträgliches und störungsarmes Miteinander zwischen Menschen, Tieren und Pflanzen an die Schutzgebietsverordnung sowie die Hinweistafeln vor Ort an den ausgewiesenen Ein- und Ausstiegsstellen.
Bitte beachten Sie unter anderem folgende Regeln nach der Schutzgebietsverordnung für die Bootstrecke und Ihren Aufenthalt im Naturschutzgebiet:
- baden, tauchen oder sonstigen Wassersport zu betreiben ist verboten.
- die Nutzung jeglicher Wasserfahrzeuge wie Surfbretter, Schwimmmodelle oder Stand up paddle boards (SUPs), ist verboten.
- Gewerbsmäßig organisierte und durchgeführte Bootsfahrten sind ohne Ausnahmegenehmigung durch das Regierungspräsidium Freiburg nicht gestattet. Organisierte Bootsfahrten von Gruppen (z.B. Klassenfahrten oder Vereinstouren mit mehreren Booten) bedürfen bei organisiertem Boots- oder Personentransfer einer Befreiung entsprechend der Schutzgebietsverordnung.
Werden beispielsweise Pflanzen beschädigt, zerstört oder Tiere an ihren Zufluchtsstätten beeinträchtigt oder gegen weitere Regeln der Schutzgebietsverordnung verstoßen, kann dies zur Einleitung eines Ordnungswidrigkeiten- oder Strafverfahrens führen.
Zusätzlich möchten wir Sie auf Folgendes hinweisen:
- Bei Hochwasser besteht Lebensgefahr. Beachten Sie die Beschilderungen vor Ort an Wegen und Bauwerken. Das Schutzgebiet kann bei Hochwasser zeitweise durch Ortspolizeibehörden gesperrt sein, zum Schutz der Menschen und flüchtenden Tieren, die Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten brauchen.
- Bei Niedrigwasser ist darauf zu achten, dass die Bootstrecke nicht mehr durchgängig befahrbar sein kann. Boote können aufsetzen und dadurch die Gewässersohle, Jungfische, Libellenlarven oder Wasserpflanzen beeinträchtigen.
- Informieren Sie sich vor Ihrem Besuch über die örtlichen Pegelstände über die Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg oder über die amtliche App „Meine Pegel“. Auf den Internetseiten der Gemeinden finden Sie in der Regel weitere Informationen zu aktuellen Themen.
Wie ist das Naturschutzgebiet Taubergießen entstanden? "Der Rhein im Wandel"
Mit der Rheinbegradigung im 19. Jahrhundert nach den Plänen von Johann Gottfried Tulla wurde die Dynamik des einstigen Wildflusses von mehreren Kilometern Breite auf ein Flussbett von 200 Metern gebannt. Naturnahe Uferbereiche, Inseln zwischen den Seitenarmen und Sand- und Kiesbänke verschwanden. Dafür gewann man landwirtschaftliche Nutzflächen, ermöglichte die Schifffahrt und konnte später mit dem Bau des Rheinseitenkanals im 20. Jahrhundert mit Wasserkraftwerken Energie erzeugen.
All diese Maßnahmen veränderten den Naturraum und die rheinauentypische Artenzusammensetzung. Die Flutungen der Auwälder verringerten sich durch den geringeren Wasserfluss im Rhein und den Seitenarmen. Durch die selteneren Überschwemmungen gesellten sich Arten dazu, die mit den neu geschaffenen Standortbedingungen zurechtkamen. Auf den Flächen jenseits der Hochwasserdämme und auf den angrenzenden Wiesen siedelten sich ebenfalls Tier- und Pflanzenarten an, die mit den trockeneren Standorten harmonieren.
Deutsch-französische Zusammenarbeit im Naturschutzgebiet Taubergießen
Der größte Flächenanteil im Naturschutzgebiet Taubergießen liegt im Eigentum der französischen Gemeinde Rhinau. Die Eigentumsrechte der Gemeinde Rhinau sind seit 1542 anerkannt. Die Teile des Gemeindegebietes, die jenseits der französisch-deutschen Grenze liegen, sind historisch von besonderer Bedeutung und gelten in Deutschland als gemeindefrei.
Für die Zukunft dieses außergewöhnlichen und schönen Naturraums Taubergießen und seiner Erhaltung, für seine ökologische Aufwertung und seine Förderung, arbeitet das Regierungspräsidium Freiburg mit dem Landkreis Emmendingen und dem Ortenaukreis sowie mit den fünf Gemeinden Rhinau, Kappel-Grafenhausen, Rust, Rheinhausen und Schwanau eng zusammen.
Im Fokus der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit steht insbesondere die Koordination gemeinsamer grenzüberschreitender Maßnahmen mit dem Ziel der Gebietsentwicklung und –pflege, der Unterstützung der kommunalen Zusammenarbeit, der Konzeption und Umsetzung einer Besucherlenkung sowie der Förderung ökologischer Projekte zum Erhalt und zur Weiterentwicklung des Naturschutzgebiets Taubergießen.
Ökologische Station Taubergießen
Für die grenzüberschreitende und interregionale Zusammenarbeit und die Umsetzung gemeinsamer Projekte zur ökologischen Aufwertung und Qualitätssicherung des Naturschutzgebiets bietet die landeseigene Ökologische Station Taubergießen seit Oktober 2017 beste Voraussetzungen. Ihre symbolhafte Lage im gemeindefreien Gebiet und die Zusammenarbeit mit umliegenden Kommunen, Institutionen und den lokalen Akteuren gibt neue Impulse und schafft eine dauerhafte Grundlage für den Schutz der biologischen Vielfalt im Naturschutzgebiet.
Wir freuen uns über Unterstützung!
Studierende haben die Möglichkeit in der Ökologischen Station ein mindestens achtwöchiges Pflicht-Praktikum zu absolvieren. Gerne können Sie sich bei uns per E-Mail bewerben:
bettina.saier@rpf.bwl.de.