Preisträger des Wettbewerbs "Höfe für biologische Vielfalt" 2022
Das Regierungspräsidium Freiburg hat sich mit dem Wettbewerb "Höfe für biologische Vielfalt" zum Ziel gesetzt, vorbildliche Leistungen von Landwirtinnen und Landwirten zu würdigen, die beispielhaft und zugleich umfassend Naturschutz in die Praxis ihres Betriebes integrieren.
Der Wettbewerb wird über das Sonderprogramm des Landes zur Stärkung der biologischen Vielfalt finanziert. Auf dieser Internetseite stellen wir Ihnen die Gewinner aus dem Jahr 2022 vor.
Die Gewinner des Wettbewerbes 2022
Der Wettbewerb "Höfe für biologische Vielfalt" hat 2022 in den Landkreisen Konstanz, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar stattgefunden.
Insgesamt wurden drei Hauptpreise und drei Sonderpreise vergeben:
1. Hauptpreis
Uwe Riesle, Lachenäckerhof (Hausen ob Verena, Landkreis Tuttlingen)
2. Hauptpreis (zwei Preisträger)
Hans Peter Meß (Blumberg-Aselfingen, Schwarzwald-Baar-Kreis)
Helmut und David Müller, Müllerhof (Allensbach, Landkreis Konstanz)
Sonderpreisträger
Familie Schellenbaum, MeiMecki (Irndorf, Landkreis Tuttlingen)
Hans-Jörg Fischer (Öhningen, Landkreis Konstanz)
Familie Stehle, Jägerhaus (Fridingen a. d. Donau, Landkreis Tuttlingen)
1. Preis
Lachenäckerhof von Uwe Riesle in Hausen ob Verena (Landkreis Tuttlingen)
Der im FFH-Gebiet „Großer Heuberg und Donautal“ liegende Bio-Betrieb von Familie Riesle überzeugt rundum - in der Grünlandnutzung wie im Ackerbau - mit Lösungsansätzen, die Landwirtschaft und Biodiversität sehr gut vereinen. Das ausgedehnte artenreiche FFH-Grünland wird, dank eines an den Standort und die Ausprägung der Wiesen angepassten Mahd- und Weidemanagements, sowohl aus Landwirtschafts- wie auch aus Naturschutzsicht erfolgreich bewirtschaftet. Blüten- und insektenreich sind diese Heuwiesen und Weiden. Die Düngung erfolgt mit Festmist. Produktiv und gleichzeitig reich an Wildkräutern sind auch die Äcker, auf denen durch die schonende Bewirtschaftung (einmaliges Striegeln) auch die Feldlerche noch Lebensraum findet. So arbeitet der Betrieb auf allen Ebenen biodiversitätsfördernd.
2. Preis
Hans-Peter Meß mit seinem Betrieb in Blumberg-Aselfingen (Schwarzwald-Baar-Kreis)
Hans-Peter Meß betreibt an den Hängen des Wutachtals mit Hochlandrindern, Limousin-Rindern und Schafen eine extensive Grünlandnutzung und erhält damit sehr artenreiche Wiesen und Weiden im FFH-Gebiet. Besonders hervorzuheben mit Blick auf den Naturschutz ist die „Vor“-Beweidung von Teilflächen im frühen Frühjahr, die zu einer Staffelung und Verlängerung des Blütenangebots für Insekten auf den Wiesen und Weiden des Betriebs führt. Insekten finden darüber hinaus auf den blühenden Stauden an Weide- und Wegrändern, die nur einmal im Jahr gemäht werden, ein vielfältiges Nahrungsangebot.
Beeindruckend sind auch die Streuobstwiesen mit ihren zahlreichen alten Obstsorten und Ergänzungspflanzungen. Hier wird nicht nur die Kultursortenvielfalt gefördert, sondern auch eine Vielzahl von Insekten und Vögeln wie dem Gartenrotschwanz, für die Streuobstbäume wichtige, selten gewordene Lebensräume sind. Das Obst wird als Secco und Schorle vermarktet, daher auch das Motto des Betriebs: „wo Landschaftspflege zum Genuss wird“.
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2. Preis
Helmut und David Müller, Müllerhof in Allensbach (Landkreis Konstanz)
Der Müllerhof von der Familie Müller war vor 40 Jahren der erste Biohof im Kreis Konstanz. Neben einer vielfältig aufgestellten Landwirtschaft mit artenreichen Wiesen und wildkrautreichen Äckern ist der Betrieb auch einer der Pioniere in der Landschaftspflege am Bodensee.
Seit rund 50 Jahren arbeitet der Betrieb im und für den Naturschutz und hat so dazu beigetragen, dass sich die Artenvielfalt großflächig auf besonders schwierig zu bewirtschaftenden Ried- und Streuwiesen halten konnte. So zum Beispiel die orchideenreichen Moor- und Wollgraswiesen in zahlreichen Naturschutzgebieten auf dem Bodanrück und dem Hegau. Familie Müller betreibt einen ganzheitlichen Ansatz, der nicht nur die Produktion berücksichtigt, sondern auch im Einklang mit der Natur arbeitet. So wird die produktive Landwirtschaft mit der Landschaftspflege verbunden und dadurch ein geschlossener Stoffkreislauf realisiert.
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Vorstellung der Sonderpreisträger
Alle drei Sonderpreise gehen an Betriebe, die durch ihre betriebliche Ausrichtung und Art der Bewirtschaftung in besonderem Maße zur Erhaltung mit gleichzeitiger landwirtschaftlichen Verwertung von artenreichem, schwierig zu bewirtschaftendem Extensivgrünland beitragen und damit großflächig die Biodiversität in FFH- und Naturschutzgebieten fördern und erhalten.
Familie Schellenbaum mit dem Betrieb MeiMecki aus Irndorf (Landkreis Tuttlingen)
Achim und Bettina Schellenbaum haben engagiert als Quereinsteiger den (Nebenerwerbs-) Betrieb „MeiMecki“ aufgebaut:
Ihre Ziegen sind tierische Landschaftspfleger, die Artenreichtum in verbuschten Magerrasen und lichten Eichenbeständen in den Naturschutzgebieten Simonstal und Irndorfer Hardt fördern. Das Vorkommen gefährdeter Tier- und Pflanzenarten erfordert hier eine besonders angepasste und kleinteilige Weideführung. Der Betrieb gewährleistet zudem die landwirtschaftliche Verwertung von Extensivheu als Winterfutter für die Ziegen. Die Vermarktung des Ziegenfleisches erfolgt über Ziegenpatenschaften.
Das Beispiel des Betriebs Schellenbaum zeigt, wie es auch als Nebenerwerbs-Landwirt und Quereinsteiger möglich ist, umfangreiche und wertvolle Arbeit an der Schnittstelle zwischen Landwirtschaft und Biodiversität zu leisten.
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Hansjörg Fischer aus Öhningen (Landkreis Konstanz)
An den Betrieb Hansjörg Fischer geht ein Sonderpreis für sehr langjährige und standortorientierte Bewirtschaftung und -pflege von sehr artenreichen Feuchtgrünlandflächen mit betriebsinterner Verwertung des Mähguts. Seit fast 30 Jahren betreibt Herr Fischer großflächig Landschaftspflege am Bodensee. Das besondere Anliegen und der Verdienst von Herrn Fischer ist es, die schwierige und aufwändige Moor- und Streuwiesen-Pflege durch innovative und naturschonende Technik zu mechanisieren (u.a. mit Raupenschlepper und ferngesteuertem Geräteträger), ohne die eine Pflege vieler Naturschutz-Flächen im Landkreis gar nicht in diesem Umfang möglich wäre.
Der Betrieb Fischer ist somit ein Betrieb, der seit vielen Jahren Biodiversität, moderne Landschaftspflege und produktive Landnutzung vereint.
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Familie Stehle mit dem Jägerhaus in Fridingen a. d. Donau (Landkreis Tuttlingen)
Ebenfalls einen Sonderpreis für die langjährige extensive Bewirtschaftung – diesmal von teilweise sehr artenreichen Magerwiesen und Kalkmagerrasen im FFH-Gebiet Großer Heuberg und Donautal - geht an Franz Stehle (Jägerhaus) in Fridingen an der Donau. Erfolgsrezept für diese extensive Grünlandbewirtschaftung ist eine 62-köpfige Zeburinder-Herde. Neben der Beweidung der Wiesen im Donautal werden auch besonders arten- und kräuterreiche Magerwiesen auf der Hochfläche gepflegt. Die Zebus sind genügsame Rinder, die auch mit magerem Grünland gut gedeihen. Das Fleisch der Rinder wird in der Gaststätte Jägerhaus selbst verwertet, sodass hier ein geschlossener Kreislauf von Produktion und Verbrauch vorliegt und gleichzeitig der Artenreichtum erhalten wird.