Gletscherkessel Präg / Weidfelder im Oberen Wiesental

Lage des Natura 2000-Gebiets

Das FFH-Gebiet „Gletscherkessel Präg und Weidfelder im Oberen Wiesental“ (FFH 8213-311) liegt im Hochschwarzwald, etwas südlich des Feldbergs und östlich des Belchen. Es hat eine Größe von insgesamt 4720 Hektar und umfasst Teile der Gemarkungen der Städte Todtnau, Schönau im Schwarzwald und Zell im Wiesental sowie der Gemeinden Wembach, Fröhnd, Utzenfeld, Tunau und Häg-Ehrsberg (Landkreis Lörrach). Die Teilfläche „Gletscherkessel Präg“ entspricht der Fläche des gleichnamigen Naturschutzgebietes und ist außerdem Kernzone des Naturschutzgroßprojektes „Feldberg - Belchen - Oberes Wiesental“.

Übersichtskarte, (pdf, 4 MB)

Ihr Anprechpartner

Bernd Künemund
0761 208-4224
bernd.kuenemund@rpf.bwl.de

Regierungspräsidium Freiburg
Abteilung 5
Referat 56
79083 Freiburg i. Br.

Charakteristik

Das Gebiet mit seiner vielfältigen Kultur- und Naturlandschaft ist von besonderer Eigenart und Schönheit. Die letzte Eiszeit, die Würmeiszeit, hat zahlreiche Spuren hinterlassen, vor allem im Gletscherkessel Präg, wo damals nicht weniger als sechs Einzelgletscher zusammenflossen.

Die ortsferneren, teilweise extrem steilen Hänge werden seit alters her beweidet („wildes Feld“), traditionell mit dem für diese Region typischen Hinterwälderrind. Diese großflächigen extensiv genutzten Allmendweiden zeichnen sich durch eine große Arten- und Strukturvielfalt aus. Vegetationskundlich betrachtet handelt es sich hier um Flügelginsterweiden (FFH-Lebensraumtyp „Artenreiche Borstgrasrasen“) mit einer Vielzahl an seltenen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten, wie beispielsweise Katzenpfötchen, Silberdistel, Arnika oder Weiße Waldhyazinthe, eine Orchideenart. In die Weideflächen sind mosaikartig kleine Steinriegel und Schutthalden, Feuchtbiotope und urtümlich anmutende Weidbuchen eingestreut. Genau dieses Biotopmosaik ist Lebensraum der äußerst seltenen Zippammer. Hier findet man die letzten Lebensräume dieses scheuen Vogels, zumindest auf den Südschwarzwald bezogen, so dass dem Schutz dieser Art hier im Gebiet für deren Überleben in ganz Baden-Württemberg eine enorme Bedeutung zukommt.

Nicht ganz so steile und damit leichter zu bewirtschaftende Grünlandflächen werden für die Winterfuttergewinnung genutzt („zahmes Feld“). Sofern die für den Schwarzwald typische Zweischnittnutzung (Heu- und Öhmdschnitt) beibehalten wurde, sind blumenbunte „Magere Flachland“- und „Bergmähwiesen“ erhalten geblieben. Weitere charakteristische Lebensräume des Offenlandes sind „Trockene Heiden“, Moore, Felsen und Blockhalden. Eine der größten Blockhalden des Südschwarzwaldes ist die sogenannte Seehalde bei Präg. Auf Blockhalden und Felsen herrschen extreme Lebensbedingungen, an die vor allem Flechten, Moose und auch einige Farne, wie der sehr seltene Krause Rollfarn angepasst sind. Diese Art stellt ein sogenanntes Eiszeitrelikt dar, also ein Überbleibsel aus der glazial geprägten Vergangenheit des Gebiets.
Flächenmäßig nehmen Wälder den größten Teil des FFH-Gebiets ein. Es handelt sich überwiegend um laubholzreiche Bestände, die in schwer zugänglichen Bereichen noch recht naturnah sind. Auf eher nährstoffarmen Standorten stocken Hainsimsen-Buchenwälder, höhere Ansprüche an das Nährstoffangebot stellen die Waldmeister-Buchenwälder. Aus naturschutzfachlicher Sicht sind klimatisch bedingte Sonderstandorte mit naturnahen Schlucht- und Hangmischwäldern besonders hervorzuheben.

Weiterhin sind im Gebiet Lebensräume von Arten der FFH-Richtlinie mit sehr unterschiedlichen Lebensraumansprüchen, wie etwa Bachneunauge, Groppe, Wimperfledermaus, Großes Mausohr und Spanische Flagge vorhanden. Über die Vogelschutzrichtlinie sind im Gebiet unter anderem auch folgende Arten geschützt: Wanderfalke, Neuntöter, Raufuß- und Sperlingskauz sowie Schwarzspecht. Die Lebensräume dieser und weiterer Arten werden ebenfalls im Rahmen dieses Managementplans untersucht, soweit das Vogelschutzgebiet „Südschwarzwald“ deckungsgleich mit dem FFH-Gebiet ist.

Unser Ziel

Diese vielfältige Kulturlandschaft ist auf eine naturverträgliche Nutzung und Pflege angewiesen. Eine Gefährdung für viele der genannten Arten und Lebensräume drohte hier in der Vergangenheit eher durch Nutzungsaufgabe, als durch eine Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung. Die als Folge davon einsetzende Gehölzsukzession drängte seltene Arten des Offenlandes zurück.

In den letzten Jahren wurden über den Weide- und Landschaftspflegezweckverband Südschwarzwald und im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes „Feldberg - Belchen - Oberes Wiesental“ Maßnahmen zur Offenhaltung der Landschaft und zur Vernetzung der wertvollen Lebensräume in Angriff genommen. Nun gilt es, auch zukünftig gemeinsam mit den Landwirten geeignete Bewirtschaftungsformen zu finden bzw. beizubehalten, um diese besondere Landschaft zu erhalten.

Eindrücke aus dem Natura 2000-Gebiet